Jahresrückblick von A bis Z

Das war das Wichtigste in Schwetzingen 2019

Der Schlossgarten trocknet aus - Sorge um die historische Anlage hat das Jahr 2019 in der Spargelstadt geprägt

29.12.2019 UPDATE: 30.12.2019 06:00 Uhr 6 Minuten, 27 Sekunden
Beim Lichterfest im vergangenen Juli tummelten sich rund 18.000 Besucher im Schwetzinger Schlossgarten. Foto: Lenhardt

Von Anna Manceron

Schwetzingen. Egal ob Amokalarm, die anstehende Sanierung der Karlsruher Straße oder eine Gemeinderätin, die gehen will, aber nicht darf: Wenn am 31. Dezember die Korken knallen, können viele Schwetzinger auf ein bewegtes Jahr zurückblicken. Die RNZ hat die wichtigsten Ereignisse der vergangenen zwölf Monate zusammengefasst.

> A wie Amok-Alarm: Am 10. Juli hält die Stadt für ein paar Stunden den Atem an. An der Comenius-Schule ist ein Amok-Alarm ausgelöst worden. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot und schwer bewaffneten Einsatzkräften an. Viele Kinder werden evakuiert, manche haben sich mit ihren Lehrern in den Klassenräumen eingeschlossen. Kurze Zeit später gibt die Polizei Entwarnung: Es war ein Fehlalarm, versehentlich ausgelöst durch einen Bauarbeiter.

> B wie Bambusrad: Stabil, schick und umweltfreundlich ist das neue Lastenrad aus Bambus, mit dem Manolito Dirker – Hausmeister bei der Stadt Schwetzingen – seit Mai seine Botengänge erledigt. Gebaut wurde das etwa drei Meter lange Rad aus nachwachsenden Rohstoffen von Bürgern im Rahmen eines Workshops. Der Bambus stammt aus dem Schwetzinger Schlossgarten und aus Freiburg.

> C wie Carl-Theodor-Medaille: An den 19. November 2019 wird sich Harald Zimmermann wohl noch eine ganze Weile erinnern. Der ehemalige Besitzer von Kaffeehaus und Wollfabrik erhält an diesem Tag die Carl-Theodor-Medaille für seine Verdienste um das kulturelle Leben in Schwetzingen. Es ist die zweithöchste Auszeichnung der Stadt – nach der Ehrenbürgerwürde.

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> D wie Dicht: Die Karlsruher Straße ist eine der zentralen Verkehrsachsen in der Spargelstadt. Ihr geplanter Umbau sorgt 2019 für Aufregung in Schwetzingen. Im Februar 2020 sollen die Arbeiten losgehen, insgesamt sind 18 Monate veranschlagt. In dieser Zeit ist die Karlsruher Straße ab dem Schlossplatz nur noch für Anwohner geöffnet. Sie befürchten große Parkplatznot und Staus vor dem Parkhaus Schlossgarage.

> E wie E-Tankstellen: Im Juni stellt der Energieversorger EnBW vier weitere Ladesäulen für Elektroautos mit jeweils zwei Ladepunkten an Rathaus, Bahnhof, Neuem Messplatz und dem Freizeitbad Bellamar auf. Damit gibt es in Schwetzingen nun insgesamt 18 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge.

> F wie Fahrrad: Um Radfahrern den Alltag zu erleichtern, wagt die Stadt einen Modellversuch: Das Rondell am nördlichen Stadteingang soll nahezu ampelfrei werden. Geplant ist ein rot markiertes Fahrradwegesystem. Außerdem fallen zwei von drei Autospuren weg, eine davon wird für Fahrräder reserviert sein. Der Modellversuch ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt, die Bauarbeiten sollen in der zweiten Jahreshälfte 2020 beginnen.

> G wie Generationenbüro: Seit nunmehr zehn Jahren helfen die Mitarbeiter des städtischen Generationenbüros ihren Mitmenschen in verschiedenen Lebenslagen – von der Suche nach einem Krippenplatz über Freizeitangebote bis hin zu Tipps gegen Trickbetrüger. Zur Feier des Tages gibt es eine kleine Geburtstagsparty auf dem Schlossplatz.

> H wie Hotel Atlanta: In der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Hotel Atlanta bricht Ende August ein Feuer aus. Sieben Menschen erleiden eine Rauchgasvergiftung. Die rund 85 Bewohner werden zunächst im Ankunftszentrum Patrick-Henry-Village in Heidelberg untergebracht. Inzwischen sind einige nach Schwetzingen zurückgekehrt und wohnen auf dem Tompkins-Gelände. Die Stadt will das "Hotel Atlanta" so schnell wie möglich wieder bewohnbar machen.

> I wie Innenstadt: Im September verabschiedet der Gemeinderat eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt. Für Wirbel sorgen die neuen Regeln für Fotovoltaik- und Solaranlagen. Die sind zwar in allen Bereichen erlaubt, dürfen aber teilweise nur auf der Rückseite der Gebäude angebracht werden – wegen des Denkmalschutzes. Der Schwetzinger Landtagsabgeordnete Manfred Kern (Grüne) bezeichnet die Regelung als Rückschritt in Sachen Klimaschutz.

Zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Lunéville pflanzten OB René Pöltl (l.) und sein französischer Amtskollege Jacques Lamblin in Schwetzingen einen Ginkgo. Foto: Lenhardt

> J wie Jumelage: Seit 50 Jahren verbindet eine Städtepartnerschaft die Spargelstadt mit dem lothringischen Lunéville. Am 9. Mai 1969 unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Kurt Waibel und sein französischer Kollege Jean Bichat die Partnerschaftsurkunde. Das Jubiläumsjahr 2019 feiern die Bürger mit Konzerten, den Faschings- und Sommertagsumzügen in Schwetzingen und einem Festakt in Lunéville.

> K wie Konversionsflächen: Seit dem Abzug der US-Streitkräfte vor sieben Jahren will die Stadt die beiden ehemaligen Militärgelände Tompkins und Kilbourne kaufen. Die Sache ist jedoch alles andere als einfach: Die Flächen im Schwetzinger Norden gehören dem Bund, der sie für seine eigenen Zwecke nutzt. Doch die Stadt hält an ihren Plänen fest: Im November beauftragt der Gemeinderat die Verwaltung, mit dem Bund über einen möglichen Kaufpreis zu verhandeln.

> L wie Lichterfest: Das Spektakel im Schwetzinger Schlossgarten lockt im Juli rund 18.000 Besucher an. Das Programm ist beachtlich: 280 Künstler zeigen den Zuschauern, was sie draufhaben – von Ballett über Derwisch-Tanz und Breakdance bis hin zu klassischer Musik. Zum Abschluss gibt es ein großes Feuerwerk – trotz strömenden Regens.

> M wie Musik: Den Auftakt zum Open-Air-Festival "Musik im Park" macht in diesem Jahr die Kult-Band Pur. Es folgen Roger Hodgson – Mitgründer und ehemaliger Frontmann der Band Supertramp – sowie Michael Patrick Kelly und die niederländischen Symphonic-Metaller von Within Temptation. Das Finale bestreitet eine ehemalige Straßenmusikerin aus Frankreich: Zaz.

> N wie Neubau: Auf der Baustelle des neuen Gebäudes der Schimper-Gemeinschaftsschule kommt es in diesem Jahr zu Komplikationen. Der Grund: Ein für Estricharbeiten beauftragtes Unternehmen hat seinen Dienst nicht angetreten. Die Verantwortlichen kündigen daraufhin den Vertrag mit der Firma und engagieren einen anderen Dienstleister. Der Termin für die Einweihung bleibt bestehen: Im Herbst 2020 sollen die Schimper-Schüler in das neue Gebäude einziehen.

> O wie Otto Mindhoff: Am 13. November verstirbt der Schwetzinger Künstler Otto Mindhoff. Sein Schaffen hat das Schloss und die Stadt mehr als 30 Jahre lang geprägt. Seit 1986 arbeiteten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg mit Otto Mindhoff zusammen, ein Jahr später eröffnete sein Verein Xylon Schwetzingen ein Museum und Werkstätten in der Invalidenkaserne im Schlossgarten.

> P wie Pfaudler-Areal: Mit dem Wegzug der Firma Pfaudler geht eine Ära zu Ende. 112 Jahre lang produzierte das Unternehmen in Schwetzingen emaillierte Stahlbehälter für die chemische Industrie. Anfang des Jahres zieht die Firma um nach Waghäusel. Auf dem ehemaligen Werksgelände soll neuer Wohnraum für 1500 bis 1800 Menschen entstehen. Im Gespräch ist auch eine Brücke nur für Fußgänger und Radfahrer über die Bahnschienen. Sie könnte das neue Wohngebiet mit der Innenstadt verbinden.

> Q wie Quiz: Dass er flunkern kann, beweist Oberbürgermeister René Pöltl am 27. Mai in der SWR-Fernsehsendung "Sag die Wahrheit". Für die größte Überraschung sorgt der OB jedoch mit einer wahren Geschichte: In der Stadt, mit der Kurfürst Carl Theodor dem französischen Sonnenkönig Konkurrenz machen wollte, soll es Ufo-Landeplätze geben? "Auch Außerirdische sind bei uns willkommen", feixt der OB. Immerhin eine Prominente nimmt ihm die Geschichte ab.

> R wie Rothackersches Haus: Im März informiert die Stadt über ein ambitioniertes Vorhaben: Sie will zwei denkmalgeschützte Gebäude in Stand setzen und ihnen einen neuen Zweck zuschreiben. Für die Sanierung des Rothackerschen Hauses und der Hofapotheke sind rund zwölf Millionen Euro veranschlagt, neun davon für das Rothackersche Haus. Das Gebäude will man zum neuen Spargel- und Stadtmuseum sowie zur Touristeninformation umwandeln.

Der Schwetzinger Schlossgarten ist jedoch vom Klimawandel bedroht und braucht dringend Hilfe. Foto: Lenhardt

> S wie Schlossgarten: Der Klimawandel trifft den Schwetzinger Schlossgarten in diesem Jahr mit voller Härte. Fehlendes Grundwasser und ein sandiger Untergrund machen die historische Anlage anfällig für die Trockenheit der vergangenen Sommer. Besonders betroffen sind die Buchen. Viele sind so stark beschädigt, dass sie kaum oder gar nicht mehr austreiben. Die geringe Wasserzufuhr macht die Bäume auch weniger resistent gegen Pilzbefall. Experten zufolge dürfte die Rettung des Schlossgartens rund eine Million Euro kosten. Das Land will rund 200.000 Euro bereitstellen.

> T wie Teelichthalter-Prozess: Anfang Oktober verurteilt das Landgericht Mannheim eine 54-jährige Schwetzingerin wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe von acht Jahren und zehn Monaten. Sie hatte ihren Mann im Oktober 2018 mit einem knapp zwei Kilogramm schweren Teelichthalter aus Glas erschlagen. Vor Gericht gab die Frau an, die Ehe sei von der Gewalt ihres Manns geprägt gewesen.

> U wie Unverständnis: Eigentlich wollte Simone Ehrhardt nur Solidarität mit ihrer Partei demonstrieren. Vor der Kommunalwahl im Mai lässt sie ihren Namen auf die Liste der Linken in Schwetzingen setzen. Dass sie gewählt wird, damit hat Ehrhardt jedoch nicht gerechnet. Sie bittet den Gemeinderat, sie aus beruflichen Gründen von ihrem neuen Amt zu entbinden. Das Gremium reagiert mit Unverständnis: Ein solches Vorgehen schade der Demokratie, finden die Räte. Zweimal lehnen sie Ehrhardts Bitte ab. Am Ende entscheidet das Regierungspräsidium Karlsruhe: Es bezeichnet beide Beschlüsse als rechtswidrig. Die Gemeinderäte lenken ein und entbinden Ehrhardt von ihrer Pflicht.

> V wie Verlust: Im Februar gibt die katholische Seelsorgeeinheit Schwetzingen – zu der auch die Gemeinden Oftersheim und Plankstadt gehören – bekannt, dass sie das Josefshaus in Oftersheim nicht mehr halten kann. Der Sanierungsbedarf sei zu hoch, erklärt Pfarrer Friedbert Böser. Die Seelsorgeeinheit verliert jedes Jahr rund 200 Mitglieder – und damit auch finanzielle Mittel. Derzeit prüft die Gemeinde, welche Gebäude sie sich in Zukunft noch leisten kann.

> W wie Wollfabrik: Anfang des Jahres wechselt die Alte Wollfabrik ihren Besitzer. Harald Zimmermann verkauft das Veranstaltungshaus für mehr als drei Millionen Euro an Joachim Schulz. Wenige Monate später landet der Fall vor Gericht. Der Immobilienberater Orhan Ekici fordert von Schulz eine Provision in Höhe von rund 100.000 Euro. Der neue Besitzer bestreitet jedoch, ihm diese jemals zugesichert zu haben. Das Urteil wird für Februar erwartet.

> X wie x-Mal: Immer wieder bewegt das Thema Bahnlärm die Einwohner der Spargelstadt – so auch 2019. Bei einem Bürger-Symposium im Januar platzt das Palais Hirsch aus allen Nähten. Im RNZ-Interview zum Jahresende erklärt OB Pöltl, dass Bund und Bahn nun prüfen wollen, wie man den Güterverkehr auf der Strecke südlich von Mannheim reduzieren kann. Es stehe auch zur Debatte, einen neuen Bahntunnel zu bauen.

> Y wie Youngster: Mit dem Achterrat will die Stadt die Jugendlichen wieder für Kommunalpolitik begeistern. Ihre Anregungen tragen die Achtklässler dem Gemeinderat erstmals im Mai 2019 vor. Neben weiteren W-Lan-Hotspots wünschen sie sich mehr Fitnessgeräte im Stadtgebiet und einen Jugendbürgermeister. Das Wahlalter würden die Schüler gerne auf 14 Jahre herabsenken.

> Z wie Zerstörungswut: In einer Nacht Ende Juni verwüsten mehrere Jugendliche das Bistro neben der "Alla Hopp"-Anlage. Die abgerissene Toilettenschüssel, das zerschlagene Waschbecken und die umgeworfenen Tische und Stühle auf der Terrasse zeugen von der Zerstörungswut der Randalierer. Wenige Tage später schnappt die Polizei drei Minderjährige, die für die Tat verantwortlich sind.

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