Wie Michael Patrick Kelly seine Fans glücklich machte (plus Fotogalerie)
Dieser Kelly braucht die Family nicht - Große musikalische Bandbreite und Entertainerqualitäten

Rocksongs, Balladen, Hymnen: Michael Patrick Kelly gab im Schwetzinger Schlosspark von allem etwas. Foto: Lenhardt
Von Stefan Otto
Schwetzingen. "Schwetzingen, let’s go!" Michael Patrick Kelly beginnt laut und rockig, stemmt den Mikrofonständer in die Höhe und wirft sich auf einem Podest in Rockerposen. Schon nach dem ersten Song, "Lazarus", legt er die schwarze Lederjacke aber ab und offenbart danach die ganze Bandbreite seiner Musik und Entertainerqualitäten.
Er greift zu Gitarre und Tin Whistle, schlägt die Glocke und spielt Klavier, singt Pop- und Rocksongs, Balladen und Hymnen, die unmittelbar zum Mitsingen verführen. Seine neueren Stücke klingen bisweilen nach Ed Sheeran, aber eigentlich nie nach der Kelly Family.
Dabei hatte Michael Patrick Kelly vor einem Vierteljahrhundert, im Alter von nur 15 Jahren, ausgerechnet "An Angel" komponiert, jenen Hit, der für seine singende Großfamilie den zweiten, endgültigen Durchbruch bedeutete. Als ihr beliebtestes Mitglied wurde er sozusagen der neue Frontmann der Gruppe und ab seinem 18. Lebensjahr ihr musikalischer Leiter.
Bei der Reunion der Kelly Family im vergangenen Jahr war er dann nicht mehr dabei. Längst sind seine Haare viel kürzer, und aus dem einstigen Teenie-Idol "Paddy" ist der Solokünstler Michael Patrick Kelly geworden. Mit der TV-Sendung "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" hat er sich eine neue Fanbasis erschlossen.
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"Hat irgendjemand in den letzten Wochen zufällig Vox im Fernsehen eingeschaltet?", fragt er, bevor er auf seinen Drummer Mario Garruccio und den Mannheimer Keyboarder Mathias Grosch verweist, die beide zur Band (Grosch’s Eleven) der Sendung gehören. Wie in der jüngsten Staffel singt Kelly "Heimat" von Johannes Oerding. Es bleibt sein einziger deutscher Song in Schwetzingen.
Dafür bringt er, einschließlich der Singles "Golden Age", "Roundabouts" und "Et Voilà", fast alle Titel seines aktuellen Albums "iD". Bei "Land of Bliss" bittet er als Überraschungsgast den Mannheimer Laith Al-Deen auf die Bühne, der dem Song tatsächlich noch einen besonderen Schliff gibt. "Friends R Family", singt Kelly und erteilt der familieneigenen Band erneut eine Absage.
Im Bühnennebel schlägt er die große, mehr als 300 Kilo schwere Friedensglocke - gegossen aus Kriegswaffen, die aus der Schlacht um Verdun von 1916 stammen. Als Klöppel hängt ein G 3-Schnellfeuergewehr drin. Michael Patrick Kellys "Projekt PeaceBell" kehrt die in den Weltkriegen gängige Praxis, Kirchenglocken zugunsten der Produktion von Waffen einzuschmelzen, um und endet in einer Schweigeminute, die dem gut zweistündigen Konzert zu einer ungewöhnlichen Struktur verhilft.
Jenseits alles Musikalischen erweist sich der 41-Jährige als äußerst gewandter und aufmerksamer Showman, der alles für Stimmung und Atmosphäre tut. Kelly zeigt sich nahbar wie kaum ein anderer Musiker, der vor 5000 Leuten auftritt. Neben seiner Musik berühren auch seine Ansprachen, die eine echte Verbindung mit dem Publikum erzeugen.
Geduldig geht er auf die individuellen Wünsche verschiedener Fans ein, klatscht jede Menge von ihnen ab, macht Selfies, lässt sich auf Händen tragen und verschenkt eine Gitarre an einen Besucher, der bat: "Paddy, ich will eine Gitarre von dir!"
Michael Patrick Kelly beschwört den Geist der Freundschaft und lebt ihn, wenn er eine große Runde über die Festivalwiese macht und die Tribüne für die Rollstuhlfahrer besucht. Dies, ohne dass die übrigen Besucher sich langweilen, sondern eingebunden sind in eine überzeugende Show. So macht man seine Fans glücklich.






















