Schwetzingen

Schüler für Videoüberwachung am Bahnhof

Jugendliche erörterten im Mozartsaal mit der Verwaltung ihre Belange im Rahmen des zweiten "Achterrat-Forums"

21.12.2018 UPDATE: 23.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Oberbürgermeister René Pöltl (5.v.l.) und Bernd Kolb (r. daneben) im Gespräch mit Schülern. Foto: Lenhardt

Von Stefan Kern

Schwetzingen. Verwaltungsarbeit löst nicht immer Begeisterung aus. Doch was die Vertreter aus Verwaltung, Polizei, Schulen, Stadtrat und Stadtmarketing im Schloss erlebten, war anders. Ihnen präsentierten die Achtklässler aller Schwetzinger Schulen überraschende Ideen. Es war die zweite "Achterrat-Runde" im Mozartsaal, und einmal mehr sei deutlich geworden, so Oberbürgermeister René Pöltl anschließend, wie wichtig die Perspektive der Jugend sei.

Ohne sie sei das Bild der Stadt nie vollständig. Ihre Vorstellungen, das versprach er, würden nicht in der Schublade landen: "Damit werden wir arbeiten. Ich bin von euch und eurer Arbeit unglaublich beeindruckt." Polizeirevierleiter Martin Scheel fügte hinzu, dass Platon eindrucksvoll widerlegt sei. Der hatte vor 2500 Jahren noch geglaubt, die Jugend werde immer schlechter.

"Politik ist kein Wunschkonzert"

Die rund 160 Schüler des "Achterrates" waren gut vorbereitet und die Experten gefordert. Mit den Jugendlichen berieten Karlheinz Seitz (GO IN), Roland Strieker (Amt für Familien, Senioren, Kultur und Sport), Stefan Ade (Hebel-Gymnasium) und Florian Nohl (Schimper-Gemeinschaftsschule). Zudem Anne-Marie Ludwig (Stadtmarketing), Joachim Aurisch (Bauamt), Patrick Cisowski (Klimabeauftragter), Wolfgang Leberecht (Wirtschaftsförderer) und Bernd Kolb (Stadtgärtnerei).

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In zehn Arbeitsgruppen wandten sie sich von Sicherheit und Politik-Beteiligung über Freizeit und Bildung bis hin zur Mobilität verschiedenen Themen zu und arbeiteten sie intensiv aus. Thesen und Argumente lagen bereit, und der Austausch auf Augenhöhe begann. Es fiel auf, wie ernst die Beteiligten die Sache nahmen.

Das Format des "Achterrates" scheint Früchte zu tragen. Die ganze Atmosphäre im Mozartsaal war getragen von Respekt. Genau das, was sich einer der Mitinitiatoren, Ingmar Neumann von dem Beratungsbüro "Squirrel & Nuts", wünschte: "Politik ist kein Wunschkonzert, sondern Austausch mit dem Ziel, am Ende aufeinander zu zugehen." Ein Ansatz, den die Schüler verstanden haben.

Am Sicherheitstisch ging es vor allem um den Bahnhof. Die Sicherheitslage dort wurde von den Jugendlichen, vorsichtig formuliert, als nicht optimal bewertet. Eine zentrale Forderung war daher die Videoüberwachung der Unterführung. Die Schüler wussten, dass es datenschutzrechtliche Bedenken gibt. Aber es gelte abzuwägen. So sollte die Überwachung auf die Unterführung begrenzt werden. Die Aufnahmen seien zudem alle drei Tage zu löschen. Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel und Scheel verwiesen auf rechtliche Beschränkungen. Videoüberwachung im öffentlichen Raum gebe es nur an Orten die als Kriminalitätsschwerpunkte gelten, und ein solcher sei die Unterführung nicht. Alternativ kamen Notrufknöpfe zur Sprache. "Das gehen wir an", so Seidel.

Beim Thema "Politik und Beteiligungsmodelle" vernahmen die beiden Stadträtinnen, Rita Erny und Elfriede Fackel-Kratz-Keller, interessiert den Vorschlag, die Position eines Jugendbürgermeisters zu schaffen.

Diskutiert wurde zudem über sicherere Radwege, mehr Sportmöglichkeiten - etwa eine Trampolinhalle -, und mehr zentrumsnahe Orte, an denen Jugendliche sich treffen könnten. Interessant war auch der Austausch zu mehr Verantwortung für die Jugendlichen. Warum Schließzeiten von Bolzplätzen oder anderen Treffpunkten nicht von Jugendlichen kontrollieren lassen? Könnte eine ganz eigene Dynamik lostreten, die viele Probleme zumindest mildert.

Zum Schluss waren sich alle einig, dass der "Achterrat" eine geradezu ideale Form der Beteiligung ist, die andere Modelle überflügeln könnte. Viele Impulse und Ideen hätten die Schüler gegeben, die, so der Oberbürgermeister, das Antlitz der Stadt zwar nicht grundlegend, aber eben doch spürbar verändern würden.

Info: Weiter geht es am 11. Februar und 15. März mit zwei Projektgruppentreffen, in denen an der konkreten Umsetzung weitergearbeitet werden soll.

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