Jugendliche gestalten Stadtpolitik
"8er-Rat" hatte sein erstes Treffen im Schloss - Achtklässler sammelten Ideen zu neun Themenkomplexen

Am Tisch "Politik & Beteiligung" diskutierten Charlotte (v.l.), Sara, Ingmar Neumann, Andy und Lyah. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Es wird fleißig geschnippelt, gemalt und mit Klebeband fixiert. Dabei wird diskutiert und gelacht. Die Achtklässler der meisten weiterführenden Schulen in der Spargelstadt sind in den Mozartsaal im südlichen Schlosszirkel gekommen, um ein Beteiligungsprojekt der besonderen Art zu starten. Die Schüler der achten Klassen sollen sich als "8er-Rat" an der Entwicklung und der Gestaltung der Stadt beteiligen.
Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl und Amtsleiter Roland Strieker begrüßen die rund 160 Schüler und wünschen ihnen viel Erfolg bei der Suche nach neuen Ideen zur Stadtgestaltung. An dem Projekt sind die Comenius-Schule, die Kurt-Waibel-Schule, die Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule, das Privatgymnasium und das Hebelgymnasium beteiligt.
Grete, Nelly und Sandro besuchen das Privatgymnasium und reden sich die Köpfe heiß über die Qualität der Schulwege. Die Radwege sind ganz okay, aber der Bus müsste bis zur Schule fahren, meinen sie. Das tut er aber nicht. Das Trio arbeitet am Tisch zum Themenfeld "Mobilität und Schulwege". Die weißen Papiertischdecken sind mit dicken Filzschreibern bemalt und beschriftet. Kreative Ideensammlung nennt sich so etwas - Brainstorming auf neudeutsch.
"World Café Methodik" nennt sich das Verfahren, das Udo Wenzel und Ingmar Neumann in der Jugendarbeit bevorzugt einsetzen. Inzwischen sind Kommunen dazu verpflichtet, Kinder und Jugendliche in Entscheidungen, die sie betreffen, einzubinden. Wenzel und Neumann unterstützen den "8er-Rat" als Dozenten.
Gerade in Schwetzingen liegt die Beteiligung der Jugendlichen ein wenig im Argen. Seit Jahren gibt es keinen Jugendgemeinderat mehr. Als die Wahl anstand, fanden sich nicht genügend Kandidaten für das Gremium. "Wir alle hoffen, dass die Schüler durch den Achterratjetzt lernen, dass eine politische Beteiligung auch Spaß machen kann", erklärt die Gemeinschaftskundelehrerin Hanna Schwichtenberg am Hebel-Gymnasium.
Neun Tische mit den Themenfeldern "Sicherheit", "Treffpunkte", "Bildung & Beteiligung", "Politik & Beteiligung", "Freizeitangebote in der Stadt", "Stadtentwicklung", "Stärken & Schwächen der Stadt" sowie "Mobilität & Schulwege" gibt es. Circa 20 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 15 sitzen um die runden Tische und diskutieren unter Anleitung eines Tisch-Moderators die Themen. Die Moderatoren sind Lehrer, Schulsozialarbeiter und Vertreter der Jugendarbeit in Schwetzingen, erklärt Jugendreferentin der Stadt Andrea Kroll. Sie ist außerdem studierte Kriminologin. Die Schüler saßen in drei Runden zu je 20 Minuten an verschiedenen Thementischen und diskutierten.
Am 19. Dezember findet die zweite Runde des "8er-Rats" im Schwetzinger Schloss statt. Hinzu kommen dann Experten aus dem Rathaus, eventuell auch von der Polizei, um fachliche Auskunft und Tipps geben. Danach sollen sich die Schüler entscheiden, zu welchem Thema sie gezielt in Kleingruppen weiterarbeiten möchten.



