Rothackersches Haus wird neues Schwetzinger Stadtmuseum
Denkmalgeschützte Gebäude werden für 12 Millionen Euro saniert - Hofapotheke soll der Erweiterung des Rathauses dienen

Die Sanierung des Rothackerschen Hauses wird die Stadt Schwetzingen rund neun Millionen Euro kosten. Auf dem Gelände der ehemaligen Spargelgenossenschaft soll außerdem ein Neubau mit 17 Mietwohnungen entstehen. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Schwetzingen. Es ist ein finanziell ambitioniertes Unterfangen: Die Stadt Schwetzingen will zwei denkmalgeschützte Gebäude sanieren und ihnen einen neuen Zweck zuschreiben. Konkret geht es um das Rothackersche Haus, inklusive Neubau eines Wohnhauses auf dem Areal der ehemaligen Spargelgenossenschaft, und um die Hofapotheke.
"Die Kosten für die Instandsetzung der beiden Häuser belaufen sich auf rund zwölf Millionen Euro", erklärte Oberbürgermeister René Pöltl in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das sei zwar eine erhebliche Belastung, aber auch ein wichtiges Signal: "Die Stadt sieht sich in der Pflicht, historisch bedeutende Gebäude zu erhalten und neue Räume für Lebensqualität zu schaffen", betonte er.
Bevor die Räte einstimmig grünes Licht für den Erhalt und die Nutzung der beiden Gebäude gaben, erläuterte Pöltl die Sanierungsmaßnahmen und das Nutzungskonzept. In Bezug auf die Kosten ist die Hofapotheke das deutlich kleinere Projekt. Bei der von der Verwaltung vorgeschlagenen Variante wird das Hauptgebäude umfassend saniert, für das Nebengebäude werden hingegen nur erhaltende Arbeiten vorgenommen. Veranschlagt sind dafür rund 2,6 Millionen Euro. "Das ist natürlich viel Geld", räumte Pöltl ein. Aber am Ende fielen die Synergieeffekte deutlich schwerer ins Gewicht als die Kosten.
Der Oberbürgermeister wies darauf hin, dass das Rathaus aus allen Nähten platze. "Mehr Aufgaben bedeutet auch mehr Mitarbeiter, und für die brauchen wir Platz", sagte Pöltl. Ein Glücksfall, dass die benachbarte Hofapotheke zur Verfügung stehe. Die Verwaltung gewinne dadurch 310 Quadratmeter Bürofläche hinzu. "Eine Lösung, die über Jahrzehnte tragen wird", gab sich Pöltl überzeugt. Ihm sei wichtig, dass die Apothekeneinrichtung im Erdgeschoss erhalten und öffentlich zugänglich sein wird.
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Deutlich größer ist das Projekt Rothackersches Haus, dessen Sanierung mit rund neun Millionen Euro zu Buche schlägt. Das Gebäude wird dabei komplett saniert und zum neuen Spargel- und Stadtmuseum sowie zur Touristeninformation umgewandelt. Ziel sei es, den Menschen das historisch wertvolle Gebäude zurückzugeben und es zu einer zentralen Anlaufstelle für Bürger und Besucher zu machen, so Pöltl. Das bisherige Stadtmuseum Karl-Wörn-Haus sei als Museum an seine Grenze gestoßen und so nicht mehr zu halten.
Darüber hinaus soll auf dem benachbarten Gelände der ehemaligen Spargelgenossenschaft ein Wohnhaus mit 17 preiswerten Mietwohnungen entstehen. Auch den Parkplatz auf dem Alten Messplatz will man begrünen und verschönern. Eventuell könne man für die Sanierungen auch mit einer Förderung durch den Bund rechnen, sagte Pöltl. Sollte sich dieser beteiligen, würde er 45 Prozent der Kosten übernehmen. Weil das entsprechende Förder-Programm überzeichnet ist, sei ein positiver Bescheid jedoch nicht sehr wahrscheinlich. Doch selbst diese Aussicht schreckte die Ratsmitglieder nicht ab. Sie teilten Pöltls Einschätzung, dass die Stadt sich die Sanierung leisten könne.
Es werde Zeit, dass die beiden Gebäude aus ihrem Dornröschenschlaf erwachten, betonte Karl Rupp (FW) - und erntete dafür weitgehenden Zuspruch. Er begrüßte vor allem die 17 geplanten städtischen Mietwohnungen. Aber natürlich habe man Bauchschmerzen angesichts der Kosten. Auch Sarina Kolb (CDU) ließ keinen Zweifel daran, dass hier viel Geld ausgegeben werde. Am Ende komme der Zweck jedoch den Bürgern zugute.
Simon Abraham (SPD) freute sich ebenfalls über die Verwirklichung des Wohnhauses. "Wohnraum muss auch eine kommunal gesteuerte Sache sein", sagte er. Der Markt, so Abraham, versage zunehmend und verdränge jene Einwohner, die sich das Wohnen in ihrer Stadt nicht mehr leisten könnten. Die Stadt sah er in der Verantwortung, diese Entwicklung zu stoppen. Für die Zukunft des Karl-Wörn-Hauses brachte Marco Montalbano (Grüne) eine Jugend-Kunstschule ins Spiel. "Die Jugend braucht Räume, und das Karl-Wörn-Haus wäre ideal dafür", betonte er.



