OB-Wahl Schwetzingen: Am kommenden Sonntag wird’s ernst
Nur rund 150 Besucher kamen zur letzten gemeinsamen Veranstaltung mit den vier Oberbürgermeisterkandidaten ins Lutherhaus

Stellten sich im Lutherhaus den Fragen von Moderator Jürgen Gruler (M.): Die vier Oberbürgermeisterkandidaten René Pöltl, Reinhard Koepke, Haydar Sahin und Dimitrij Walter (v.l.). Fotos: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Am Ende der Veranstaltung verteilte Dimitrij Walter große Blumensträuße an seine drei Mitkonkurrenten um das Amt des Stadtoberhaupts. Der Deutschrusse zeigte dabei wieder einmal seine Fähigkeit, Dinge zu tun, die überraschen. Erst sein Wahlplakat mit kyrillischer Schrift, jetzt die Blumensträuße. Und mit der ein oder anderen Bemerkung während der Diskussion mit seinen Mitbewerbern und Moderator Jürgen Gruler hatte er die Lacher auf seiner Seite - manchmal allerdings wurde auch hämisch über ihn gelacht.
Doch bei der Vorstellung der vier Oberbürgermeister-Kandidaten im Lutherhaus waren lediglich etwa 150 Bürgerinnen und Bürger gekommen und füllten den Raum damit etwa zur Hälfte. Offenbar ist die OB-Wahl am kommenden Sonntag kein echter Aufreger, auch weil der bisheriger Amtsinhaber Dr. René Pöltl wohl als großer Favorit angesehen werden muss. "Schau’n mer mal", um ein Bonmot unseres Fußball-Kaisers zu benutzen, wie es am 18. September nach 18 Uhr bei der Auszählung so läuft.
Jeder der vier Kandidaten - René Pöltl (49), Reinhard Koepke (48), Haydar Sahin (51) und Dimitrij Walter (34) - hatte zehn Minuten Zeit, um sich den Besuchern vorzustellen. Noch einmal fünf Minuten weniger als bei der erst kürzlich erfolgten öffentlichen Vorstellung im Haus der SPD Schwetzingen. Danach moderierte Gruler eine Fragerunde, zu der die Kandidaten bequem nebeneinander Platz nehmen durften. Und schließlich waren die Besucher der Veranstaltung an der Reihe und durften Fragen an die vier Teilnehmer an der Oberbürgermeisterwahl stellen.
Die grundlegenden Positionen der Kandidaten sind mittlerweile in der Spargelstadt kein Geheimnis mehr. Pöltl, der das "Amt" des Oberbürgermeisters als spannend empfindet und eigentlich einst beruflich in der Kultur tätig sein wollte, stützt sich auf fünf Themenfelder. Schwetzingen soll eine Stadt für alle sein, für Alte und Junge, für die die von weit herkommen und für die, welche hier geboren sind, für Arme und Reiche, für Schwache und Starke. "Jeder soll in unserer Stadt kulturell das finden, was er möchte", betont er. Und zu einem Thema, das alle Kandidaten mehr oder weniger in den Vordergrund stellen, sagt er: "Wir haben eine Bürgerbeteiligung pur durch unseren gewählten Stadtrat. Das funktioniert sehr gut".
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Dieses Thema stellt insbesondere Reinhard Koepke, selbstständiger Unternehmer, in den Mittelpunkt seiner Bewerbung. "Ich stehe hier, um Ihnen eine Wahl zu ermöglichen", erklärte er den Gekommenen. Auf seiner Bewerbungstour hätten die Schwetzinger ihn zu einem "Mitwisser" gemacht, wo die Probleme der Stadt liegen, wie er betonte. Das nehme er mit ins Rathaus. Das werde die Distanz zwischen Politik und Bürger verkleinern.
Haydar Sahin will gleiche Bildungschancen für alle und keinesfalls ein Getto oder sozialen Brennpunkt auf dem Gelände der Kasernen.
Und Dimitrij Walter macht seinem Namen als Macher und Mann der einfachen Lösungen wieder einmal alle Ehre: Die denkmalgeschützte Wagenrichthalle II auf dem Gelände des ehemaligen Bundesbahn-Ausbesserungswerks oder Schallschutzwände zur Güterzugstrecke? "Ich habe Beziehungen zur Bahn. Da rufe ich den Matthias an und dann läuft das schon", sagt er und erntet zum ersten Mal Gelächter. Für die Tompkins-Kaserne hat er einen Investor in der Schublade liegen. Aber sei’s drum: "Wenn Gott will, dass ich gewählt werde, dann werde ich gewählt", zeigt er sich unverdrossen und stellt sich zu seiner Bewerbungsrede hinter die Kanzel mit Kreuz, die im Lutherhaus sonst dem Pfarrer vorbehalten ist und die von den anderen drei Kandidaten gemieden wurde. "Ich möchte nicht mit dem Rücken zu meinen Mitbewerbern zu ihnen reden", erklärt er.
Rothackersches Haus, Wagenrichthalle II, Capitol, Zähringer Straße, Konversion, Flüchtlinge, Kinderkrippen - die Problemzonen der Spargelstadt werden akribisch abgearbeitet und am Ende der Veranstaltung konnten sich die Schwetzinger noch mit jedem der Kandidaten persönlich unterhalten.
Aber erst nachdem Bewerber Dimitrij Walter seine Blumensträuße verteilt hatte.



