Walldorf

Bürgermeisterin Christiane Staab zieht Bilanz für 2018

Zum Jahresende hat sich in der Stadt besonders viel getan

26.12.2018 UPDATE: 27.12.2018 06:00 Uhr 6 Minuten, 43 Sekunden

Eine rundum erfolgreiche Aktion: Walldorf machte 2018 erstmals beim "Stadtradeln" mit, der Gemeinderat wurde das bundesweit fahrradaktivste Kommunalparlament. Foto: Pfeifer

Von Armin Rößler

Walldorf. Zum Jahresende häuften sich in Walldorf die Großereignisse. Die Bürgermeisterwahl Anfang Dezember nennt Amtsinhaberin Christiane Staab im Rückblick auf 2018 "für mich persönlich und beruflich das größte Ereignis". Nachdem es während der Bewerbungsfrist lange ruhig geblieben war, kam ganz am Ende "Hochspannung" auf. Gegen die beiden Mitbewerber Matthias Renschler und Frank Winnes setzte sich die Bürgermeisterin mit rund 58 Prozent der Stimmen durch. "Ich bin sehr dankbar und habe mich gefreut, dass die Walldorfer mir ihr Vertrauen für die nächsten acht Jahre geschenkt haben", sagt Christiane Staab. Im Wahlkampf sei sie "nicht wirklich mit Dingen konfrontiert worden", an denen sie etwas ändern müsste, deshalb freue sie sich auf weitere acht Jahre, wie auch ihre Familie froh sei, weiter in Walldorf zu leben.

Bürgermeisterin Christiane Staab wünscht allen Bürgern "ein schönes Jahr, Gesundheit und Freude". Foto: Pfeifer

Kurz vor Weihnachten folgte mit dem ersten Spatenstich für das neue Kinderhaus im Gewann Hof auch ein "baulicher Paukenschlag". Der sechsgruppige Kindergarten, der für rund sieben Millionen Euro erbaut wird, biete "eine tolle Perspektive für die Kinder". Mit dem Baustoff Holz nehmen die Planer die Lage am Waldrand auf, "auf das Gebäude freuen sich alle", so die Bürgermeisterin.

Dass ein weiterer Kindergarten benötigt wird, zeigt, dass Walldorf weiter wächst, "selbst bei extremer Flächenknappheit". Es werden Kinder geboren, junge Familien ziehen zu, "davon lebt eine Stadt". Bald geht es deshalb mit dem zweiten Abschnitt des Neubaugebiets Walldorf-Süd los, "die Leute scharren mit den Hufen". Denkmalrechtliche Grabungen, mit denen die römischen Hinterlassenschaften im Gebiet dokumentiert werden, haben für eine nicht eingeplante Verzögerung gesorgt, wurden aber "zum Glück zügig auf den Weg gebracht" und sollen bis Februar beendet sein.

Bei 13 Monaten, die Stadtbaumeister Andreas Tisch für die Erschließungsmaßnahmen einplant, kann ab dem Frühjahr 2020 dann endlich gebaut werden. Damit rückt auch der dritte und letzte Abschnitt in den Fokus: "Ich gehe davon aus, dass der relativ schnell kommt", sagt die Bürgermeisterin.

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Für die künftigen Bewohner hat man den Ausbau der Autobahn A5 im Hinterkopf, rutscht die Autobahn durch die Erweiterung auf sechs Spuren doch näher an den dritten Abschnitt von Walldorf-Süd heran. Die Stadt will darauf achten, dass für den Lärmschutz gesorgt ist.

Auch die Innenverdichtung steht auf der Agenda. "Wir haben Wohngebiete, die in den Generationenwechsel kommen, da wird es Sanierungen geben, Abriss oder Neubau", erklärt Christiane Staab. Der schmale Grat: Einerseits wolle man "mehr auf die Flächen packen", zum anderen werde es zunehmend schwieriger, auch Flächen für die Versickerung des Regenwassers, Grün und Parkplätze "unter einen Hut zu bringen".

Gerade der ruhende Verkehr bereite Sorge, man müsse "so viel Parkraum wie möglich" schaffen. Was die Modernisierung bestehender Bausubstanz angeht, wirbt die Bürgermeisterin für die städtischen Klimaschutzprogramme, die ihr noch zu wenig in Anspruch genommen werden. Gerade Senioren möchte sie zu "klugen Maßnahmen" ermuntern, um energetische Sanierung mit barrierefreiem Ausbau zu verbinden.

Um die allgemeinen Klimaschutzziele zu erreichen, müsse man die Sanierungsquote in Deutschland auf 15 Prozent erhöhen, aktuell liege sie zwischen einem und zwei Prozent. "Da wären auch andere gefordert", sieht Walldorfs Bürgermeisterin nicht allein die Astorstadt in der Pflicht, auch die Banken oder der Staat (über die Kreditanstalt für Wiederaufbau) "müssen mitmachen".

Angesichts "vieler Stellschrauben", um den Klimaschutz mehr im Bewusstsein der Bürger zu verankern, versuche man, "viele kleine Schritte" zu gehen. "Das Stadtradeln war ein großer Schritt", sagt die Bürgermeisterin über die Teilnahme an der dreiwöchigen Aktion, nach der der Walldorfer Gemeinderat als bundesweit "fahrradaktivstes Kommunalparlament" geehrt wurde. "Mich hat das zu einem viel überzeugteren Radfahrer gemacht", zieht Christiane Staab ihr persönliches Fazit. Um auch die Bevölkerung noch mehr mitzunehmen, "müssen wir eine emotionale Welle erzeugen".

Gut angenommen werde das neu gestartete Carsharing, auch städtische Mitarbeiter nutzen die beiden Autos für ihre Dienstfahrten. Und wenn bei der eigenen Fahrzeugflotte Ersatzbeschaffungen anstehen, will man auch "in die E-Mobilität eintreten", das sei gerade für Fahrten in kleinerem Radius "eine gute Lösung".

Für größere Lösungen hat Walldorf mit Land, Nachbarkommunen, Unternehmen und Verkehrsbetrieben den Mobilitätspakt geschlossen, der für die Bürgermeisterin aktuell "noch ein bisschen ein abstraktes Gebilde" darstellt, auch wenn "erste Ideen eingereicht" seien. Christiane Staab glaubt, "dass wir den Menschen zu wenig sagen, dass der Klimawandel und die Energiewende mit Einschnitten verbunden sein werden", noch greifen ihr die Dinge zu wenig ineinander. So hat man in den städtischen Gebäuden in den letzten sieben Jahren den CO2-Ausstoß um 45 Prozent reduziert, obwohl sich die Flächen erhöht haben.

"Mit guten und klugen Maßnahmen kann man was beeinflussen", das will die Bürgermeisterin auch den Bürgern vermitteln. Man hofft beispielsweise auf mehr Mitarbeit im Arbeitskreis Klimaschutz. Die "Einladung mitzumachen" gilt genauso für die "Fair Trade"-Initiative. "Wir können diese Themen nur durch Ideen am Laufen halten", sagt die Bürgermeisterin.

Zur Mitarbeit hatte die Stadt auch in Sachen Wald aufgerufen, da die Erneuerung der Forsteinrichtung anstand. Der Workshop war "schön besucht, es konnten sich alle einbringen, die den Wald für sich beanspruchen". Die Herausforderung sei jetzt, den Wald als "sichtbares Opfer des Klimawandels" so aufzustellen, "dass es ihn noch in 100 Jahren gibt". Gefreut hat sich die Bürgermeisterin, dass man im Rahmen von "Natur nah dran" vom Naturschutzbund und Land gefördert wird: Städtische Flächen werden unter die Lupe genommen, um sie zu besseren Habitatsflächen für Insekten auszubauen. Die Natur war auch Thema beim ersten Walldorfer Apfeltag: Dank der "unfassbar großen Apfelernte" ernteten viele Bürger gemeinsam die städtischen Äpfel und pressten sie zu Saft, der mit nach Hause genommen werden durfte.

"Das ist eine ganz wichtige Einrichtung", blickt Christiane Staab auf zehn Jahre Hospiz Agape zurück. Die Hospizarbeit werde in der Bevölkerung "unglaublich wertgeschätzt", für das Geleistete könne man allen Haupt- und Ehrenamtlichen "nur Danke sagen". Das gelte auch für den Förderverein, der "richtig viel Geld" sammle, um das gesetzlich vorgeschriebene Defizit zu decken, sodass die Gesellschafter, zu denen auch die Stadt Walldorf gehört, bislang nicht finanziell tätig werden mussten. Besonders gefreut hat die Bürgermeisterin, dass man beim Festabend zum zehnten Geburtstag "der Familie Hopp für die Idee danken konnte". Dank der Dietmar-Hopp-Stiftung wird mit dem "Haus am Kreisel" ein weiteres Projekt in Angriff genommen, eine gemeinsame Heimat für Tafel, Kleiderstube und Plattform, "eine Anlaufstelle für Menschen in schwierigen Lagen".

Neu in Betrieb genommen wurde 2018 das Sanitärgebäude im Waldstadion, "eine absolute Bereicherung für Sportler und Zuschauer", allerdings auch "ganz schön teuer". Vandalismussicher, robust, den hygienischen Vorgaben entsprechend, kostete das Gebäude eine Million Euro, "ohne dass ein goldener Wasserhahn drin ist", so die Bürgermeisterin, die auch sagt: "Es wird alles wahnsinnig teuer, wir machen es trotzdem."

Dazu zählen zehn weitere Sozialwohnungen an der Ecke Ebert-/Stresemannstraße, nachdem bereits Ende 2017 in der Bürgermeister-Willinger-Straße 26 Wohnungen hatten bezogen werden können. "Der Bedarf ist immer noch hoch", erklärt Christiane Staab und macht dem Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft ein Kompliment: Der funktioniere "super gut", man habe dadurch "das Ohr relativ nah an den Schwachen". Die Stadt will weiter aktiv bleiben, 2019 soll im Rahmen eines Wettbewerbs ein Areal in der Heidelberger Straße mit einer Mischung aus Sozial- und "normalen" Wohnungen überplant werden. "Das brauchen wir auch", sagt die Bürgermeisterin mit Blick auf immer weiter steigende Bodenrichtwerte.

"Kunst und Kultur liegen uns schon traditionell am Herzen", hatte die Stadt nach fünf Jahren Pause wieder den Kunstpreis für "Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum" ausgeschrieben. "Da waren richtig tolle Sachen dabei", freut sich Christiane Staab über die hohe Qualität. Das siegreiche Werk, "Unplugged" von Konrad Wallmeier, hatte für sie persönlich "die Symbolik des Wachsens". Schade nur, dass Unbekannte Stromkabel und Stecker abschnitten.

Am Walldorfer Schulzentrum wird fleißig gebaut: In Mensa mit Ganztagsräumen (unser Bild) und Sporthalle investiert die Stadt 25 Millionen Euro. Foto: Pfeifer

Ein "Wachsen" ist auch am Schulzentrum zu beobachten, wo die Stadt gut 25 Millionen investiert: Die Mensa mit Räumen für die Ganztagsbetreuung und die neue Sporthalle sollen zum kommenden Schuljahr zur Verfügung stehen. Sie werden benötigt, um das Ganztagskonzept, das an den Grundschulen schon funktioniert, auch an den weiterführenden Schulen umsetzen zu können. "Das läuft im Moment nicht so rund", hat die Bürgermeisterin festgestellt: "Man muss das Angebot machen, dass die Kinder brauchen." Dazu gehöre, dass die Kinder ihre Hausaufgaben machen können und auch einen Ansprechpartner dafür haben. "Da muss noch eine klarere Struktur rein", fordert Christiane Staab.

Um den Einzelhandel zu fördern, hat die Wirtschaftsförderung zu Gesprächen eingeladen: "Wo drückt der Schuh? Wo können wir helfen?" Der Handel sei "die Hauptschlagader der Stadt", man müsse ihn attraktiv halten. Als eine Maßnahme wird es am 19. Januar den ersten "Walldorfer Schnäppchenmarkt" in der Astoria-Halle geben, bei dem sich Einzelhändler aus ganz unterschiedlichen Bereichen präsentieren. Der Dank der Bürgermeisterin geht an die Werbegemeinschaft, "die da echt rührig ist".

An neuen Unternehmen hat die Stadt mit Promega und John Deere "zwei ganz große Zugpferde" an Land gezogen. Es sei "wichtig für die Diversität", neben dem weiterhin größten Steuerzahler SAP "auch andere Unternehmen" zu haben, die "auch Arbeitsplätze in anderen Gebieten" anbieten. SAP hat ebenfalls weiter am Standort investiert: mit einem neuen Rechenzentrum und zwei weiteren Bürogebäuden. "Wir arbeiten gut und vertrauensvoll zusammen", sagt die Bürgermeisterin, das probiere man "mit allen großen und kleinen Steuerzahlern".

Verstorben ist 2018 mit Dr. Jürgen Criegee ein "wegweisender Bürgermeister", der in seiner Amtszeit von 1974 bis 1998 "viele Dinge auf den Weg gebracht" und die Stadt mit Weitsicht entwickelt habe.

2019 hofft Christiane Staab, die Standortfrage für das neue Feuerwehrhaus zu lösen. Sie selbst hat sich klar für einen Bau im Gewann Heckenpfütz positioniert, damit "wir kein Bauland verlieren". Das Haus könne dort einen zusätzlichen Schall-Riegel für das Wohngebiet darstellen, die Erreichbarkeit sei von allen Seiten gegeben. Und das Gelände gegenüber dem heutigen Feuerwehrhaus werde für die Erweiterung des Astor-Stifts frei. "Das ist innenstadtnah, mittendrin, genau das, was wir für ältere Menschen wollen", argumentiert die Bürgermeisterin.

Unweit davon müsse man überlegen, was mit dem Gebäude der Sambugaschule geschieht, die an die Waldschule ziehen wird. Dort wiederum muss man sich Gedanken um die schon jetzt zu beengte Mensa machen. Wenn man sieht, wie sich die Schülerzahlen entwickeln, will man auch die Änderung der Schulbezirksgrenzen angehen.

Vorantreiben will Christiane Staab die Jugendbeteiligung, "mit Vollgas", deshalb soll es 2019 wieder ein Jugendforum geben. Gespannt ist die Bürgermeisterin, "was die Kommunalwahl bringt". Und groß gefeiert wird spätestens wieder 2020: Die Vorbereitungen fürs Stadtjubiläum 1250 Jahre Walldorf laufen auf Hochtouren, "da wollen wir‘s richtig krachen lassen". Bis dahin wünscht Christiane Staab allen "ein schönes Jahr, Gesundheit und Freude". Sie sei "sicher, dass wir eine gute Zukunft haben".

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