Wie die alten Römer den Zeitplan durcheinander bringen
Erschließungsarbeiten für den zweiten Bauabschnitt - Archäologen müssen Funde dokumentieren

So sieht die Entwurfsplanung für den zweiten Bauabschnitt des Neubaugebiets Walldorf-Süd aus. Voraussichtlich nach den Sommerferien kann mit den Erschließungsarbeiten begonnen werden. Plan: Stadt Walldorf
Walldorf. (rö) Der Walldorfer Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einhellig der von Stadtbaumeister Andreas Tisch vorgelegten Entwurfsplanung für die Erschließung des zweiten Abschnitts des Neubaugebiets Walldorf-Süd zugestimmt. Damit sind die Weichen für Straßenplanung, Freianlagen, Entwässerung und Straßenbeleuchtung gestellt. Die voraussichtlichen Kosten wurden auf 7,7 Millionen Euro beziffert, davon fallen noch in diesem Jahr 1,5 Millionen für den Straßenbau an, die der Gemeinderat außerplanmäßig bereitstellte, da sie nicht im Haushalt vermerkt sind.
Was den Zeitplan angeht, kommt es wegen noch anstehender archäologischer Arbeiten allerdings zu einer Verzögerung: Eine große Entwässerungsanlage, die mit der römischen Domäne ("Villa Rustica") zusammenhängt, muss zunächst dokumentiert werden. Da der überwiegende Teil auf privaten Flächen liegt, müssen mit den Eigentümern auch Gespräche geführt werden. "Wir sind in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und hoffen, dass wir zügig zurande kommen", sagte Bürgermeisterin Christiane Staab.
Die Dokumentation der Anlage sei wichtig, denn sobald man das Baugebiet aufsiedle, sei sie "unrettbar verloren". Laut Stadtbaumeister Tisch erfolgt demnächst die Ausschreibung, die Vergabe der Arbeiten für den Straßenbau werde aber wohl erst nach den Sommerferien möglich sein. Die Landschaftsbauarbeiten werden nach seinen Worten um ein oder zwei Monate zeitlich versetzt ausgeschrieben, da sie erst im Anschluss an den Straßenbau anstehen. Für die gesamten Erschließungsarbeiten veranschlagt Tisch 13 Monate.
Die Planung sieht zwei Hauptzufahrten von der Wieslocher Straße her vor, die Geschwister-Scholl- und die Dietrich-Bonhoeffer-Straße (alle Straßen sind nach Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus benannt), beide sechs Meter breit und als Tempo-30-Zone ausgewiesen. In beiden Straßen ist an öffentliche Stellplätze gedacht, zudem an Freiflächen, die als öffentliche Grünflächen dienen sollen. Von beiden Haupterschließungsstraßen gibt es Stichstraßen als Abzweige, dazu eine südliche Schleife (Willi-Graf-Straße) und zwei Straßen in Mittellage (Edith-Stein- und Alfred-Delp-Straße), die alle fünf Meter breit und als verkehrsberuhigte Zonen ausgewiesen sein werden.
Wie im ersten Bauabschnitt gibt es auf öffentlichem Grund Versickerungsflächen und in den Straßen Versickerungsrinnen für das Oberflächenwasser, damit dieses nicht im Kanal landet, sondern dem Grundwasser zugeführt werden kann. Während die Zufahrtsstraßen in Asphalt ausgeführt werden sollen, sind die Wohnstraßen und Gehwege in Beton-Verbundpflaster geplant. Hier hakte Hans Wölz (Grüne) ein, der darum bat, an die ältere Bevölkerung zu denken, für die Asphalt sicherer und komfortabler begehbar sei.
Auch interessant
Für die Schmutzwasser-Entsorgung wird das neue Baugebiet an die Unterdruckentwässerung im ersten Abschnitt angeschlossen. Die Straßenbeleuchtung ist mit LED-Lampen vorgesehen, die in den Nachtstunden gedimmt werden können. Sowohl die Stadtwerke Walldorf als auch die Telekom verlegen Glasfasernetze. Es wird einen wohnortnahen Spielplatz für kleinere Kinder geben und auch der bestehende Südpark wird im zweiten Abschnitt weitergeführt - die Anliegergrundstücke werden mit Hecken oder Wällen abgegrenzt. Auch an Fuß- und Radwegeverbindungen, sowohl Richtung Industriegebiet als auch zur Stadtmitte, ist gedacht. Bereits realisiert ist laut Tisch der Lärmschutz.
Michael Schneider (CDU) sprach von einem "gelungenen, stimmigen Ergebnis", das ein "attraktives, familienfreundliches Wohngebiet" verspreche. "Das wird ein schönes Wohngebiet", sagte auch Manfred Zuber (SPD), der hoffte, "dass uns die archäologischen Grabungen keinen Strich durch die Rechnung machen" und die ersten Bauherren trotzdem schon 2019 anfangen können - das erntete in Reihen der Verwaltung allerdings eher skeptische Blicke. Zudem müsse man dringend die Vergabekriterien für die städtischen Grundstücke beschließen, so Zuber.
Hans Wölz sah eine "sehr ansprechende Entwurfsplanung", Günter Lukey (FDP) hob hervor, dass viele Erkenntnisse aus dem ersten Abschnitt Eingang in die Planung gefunden hätten. "Das Gebiet soll sich zu einer Wohlfühloase entwickeln", stellte er fest.



