Walldorf

Im neuen Rechenzentrum kommt die SAP-Cloud auf die Erde

Unternehmen weihte am Freitag ihr neues Rechenzentrum ein - Erster Bauabschnitt für 64 Millionen Euro - Zweiter Bauabschnitt wird 2019 fertig

14.09.2018 UPDATE: 15.09.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Das neue Rechenzentrum der SAP am Hasso-Plattner-Ring wurde gestern eingeweiht, das Unternehmen hat allein in den ersten Bauabschnitt 64 Millionen Euro investiert. Direkt dahinter entsteht ein ebenso großer zweiter Gebäudeteil. Foto: SAP

Walldorf. (rö) Den Spruch des Tages landete Peter Rasper, der kaufmännische Leiter der SAP: "Ich wünsche dem neuen Rechenzentrum immer eine Handbreit Strom." Dass das nicht reichen wird, wurde bei der Eröffnung des Hochsicherheitsgebäudes am gestrigen Freitag deutlich.

Der Stromverbrauch entspricht dem von ungefähr 17.000 Vier-Personen-Haushalten, für Redundanz ist nicht nur durch zwei voneinander unabhängige Netzanbindungen gesorgt. Für den Notfall stehen auch zehn Dieselgeneratoren mit je 2,5 Megawatt Leistung zur Verfügung. 64 Millionen Euro hat die SAP in den ersten Bauabschnitt des Rechenzentrums in Walldorf investiert, mit dem ebenso großen zweiten Teil wurde bereits begonnen - Fertigstellung ist im kommenden Jahr.

"Hier wird die Cloud sehr real, hier kommt sie auf die Erde", sagte Rasper. Gleichzeitig werde die Strategie der SAP deutlich, die ihren Kunden helfe, indem sie hier die Software zur Verfügung stelle, "mit denen sie Prozesse intelligent vernetzen und so wachsen können".

Ein Blick in die "Data Hall" mit einem Serverrack. Fotos: Pfeifer

Das Cloud-Geschäft boomt: Machte die SAP damit Ende 2014 noch eine Milliarde Euro Jahresumsatz, sind es aktuell schon fünf Milliarden, 2020 sollen es 8,7 Milliarden sein. Raspers anschauliches Beispiel: "Kaum jemand hat noch CDs oder DVDs, das läuft über Netflix oder Amazon und damit über die Cloud." Rasper dankte der Stadt Walldorf, "dass wir hier bauen durften", dem Architekten Prof. Bernhard Franken, "dass sich das Gebäude toll eingliedert", und dem Generalanbieter Hewlett-Packard Enterprises.

Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab zeigte sich "unheimlich stolz darauf, dass wir Standortgemeinde von SAP sind". Man sei in ständigem Austausch mit dem Unternehmen und versuche, "mit dem zu punkten, was wir haben": gute Infrastruktur, ein gutes Arbeitnehmerpotenzial und, als größtes Pfund, kurze Wege in der Stadtverwaltung. Mit dem neuen Gebäude sei man glücklich, es habe etwas von einem "Tarnkappenbomber, etwas Geheimnisvolles". Das konnte Architekt Franken bestätigen: Man wolle die beiden Komponenten Sicherheit und Transparenz ausdrücken, deshalb habe man einen steinernen Sockel und eine leichtere Hülle gewählt.

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Jürgen Burkhardt, Leiter der SAP-Rechenzentren weltweit, sagte, das Unternehmen verbrauche insgesamt circa 750 Millionen Kilowattstunden Strom, das bewege sich in einer Größenordnung von Ländern wie Ruanda oder Lesotho. "Wir wachsen weiter", man werde bald die Fidschi-Inseln einholen. Die SAP habe 47 Rechenzentren in zwölf Ländern, Walldorf-Rot sei der größte Standort weltweit. Grund, sich trotz höherer Kosten für Deutschland zu entscheiden, sei neben Faktoren wie Datenschutz und Sicherheit auch, dass "viele Kunden ein besseres Gefühl haben, wenn ihre Daten in Deutschland liegen".

Einweihung des neuen SAP-Rechenzentrums mit (v.li.) Stadtbaumeister Andreas Tisch, Bürgermeisterin Christiane Staab, Peter Rasper (SAP), Alexandra Stark, Oliver Schulz (beide Hewlett-Packard), Michael Würth, Jürgen Burkhardt (beide SAP) und Architekt Prof. Bernhard Franken. Fotos: Pfeifer

Michael Würth (Global Head of Data Center Services) sagte, Walldorf sei ein sehr attraktiver Standort, mit dem SAP-Campus in der Nähe und der bereits komplett vorhandenen Infrastruktur. Die Bauzeit des Gebäudes mit 35.000 Kubikmetern Rauminhalt habe 20 Monate betragen, wegen des weiter steigenden Bedarfs habe man mit der für später geplanten Erweiterung bereits begonnen. Es handle sich für SAP um das zweitgrößte Rechenzentrum weltweit, man habe 500 Tonnen Stahl verbaut und 210 Kilometer Kabel verlegt.

In acht Datenhallen werden einmal 5000 große Server installiert sein, mit einer IT-Leistung von acht Megawatt. Für Sicherheit sorgen Gas-Löschanlagen, ein sehr sensibles Rauchansaugsystem und höchste physische Sicherheitsanforderungen: Kameras, Detektoren, Zaun, Schutzgraben, Schleusen und Wachmannschaft. "Da draußen gibt es so viele Spinner", begründete Würth den riesigen Aufwand.

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