Mehrheit gegen die Wolfsgärten zeichnet sich ab
Ausschuss vertagte Diskussion - Entscheidung erst 2019 - Bleibt es in Patrick Henry Village?

Von Denis Schnur
Heidelberg. Keine Entscheidung in der Diskussion um das Ankunftszentrum für Flüchtlinge: Der Haupt- und Finanzausschuss (Hafa) hat das Thema am Mittwoch vertagt. Erst im Februar soll der Gemeinderat abstimmen, ob die Landes-Einrichtung von Patrick Henry Village (PHV) auf das Gewann Wolfsgärten im Westen Wieblingens umzieht. Die Vertagung hatte der Ältestenrat vor der gestrigen Sitzung abgesprochen, weil die Beratungszeit vielen Stadträten zu kurz war - aber wohl auch, weil sich eine Mehrheit gegen die Pläne des Landesinnenministeriums abzeichnete.
Denn am Vortag hatte nicht nur der Wieblinger Bezirksbeirat einstimmig und unter Beifall von rund 30 Besuchern gegen die Verlagerung des Zentrums gestimmt. Auch mehrere Stadträte hatten sich dort gegen das Vorhaben ausgesprochen, weil sie das Gelände zwischen Autobahn und Bahngleisen für nicht zumutbar halten.
Monika Meißner, SPD-Rätin und Wieblingerin, warb für den Verbleib auf PHV - ihre Partei hatte den Antrag gestellt, dies zu prüfen. Aber auch Frank Wetzel (Grüne) forderte das Stadtteilgremium auf, alles zu tun, "um den Standort Wolfsgärten zu verhindern". In Richtung von Markus Rothfuß, der das Ankunftszentrum leitet und die Pläne in Bezirksbeirat und Hafa vorstellte, sagte er: "Ich kann mir gut vorstellen, dass es im Gemeinderat eine Mehrheit geben wird, PHV zu prüfen." Auf den 97 Hektar könne man ein Zentrum von maximal acht Hektar sicher unterbringen.
Neben SPD und Grünen sprechen sich Linke/Piraten und Bunte Linke schon von Beginn an gegen die Wolfsgärten aus. Für die Fraktion FDP/Freie Wähler wehrte sich Simone Schenk - ebenfalls Wieblingerin - gegen den Standort: "Was jetzt vorgeschlagen wurde, kann keine Alternative sein." Zunächst beantragte ihre Fraktion jedoch die Vertagung in das erste Quartal 2019. Ob dem Gemeinderat die Entscheidung drei Monate vor der Kommunalwahl leichter fallen wird, darf bezweifelt werden.
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Denn auf der einen Seite wehren sich die Wieblinger und Flüchtlingsorganisationen wie der Asylarbeitskreis oder der baden-württembergische Flüchtlingsrat gegen die Wolfsgärten und befürworten einen Verbleib auf PHV. Auf der anderen Seite betont Oberbürgermeister Eckart Würzner, wie wichtig die Kasernenfläche für die Stadtentwicklung ist. "Ohne PHV können wir unsere wohnungspolitischen Ziele nicht erreichen." Schließlich werden die anderen Konversionsflächen und die Bahnstadt voraussichtlich in den nächsten Jahren vollständig entwickelt.
Zudem lässt sich laut Michael Braum, Chef der Internationalen Bauausstellung, das Ankunftszentrum nicht mit dem innovativen und integrativen Stadtteil vereinbaren, der auf PHV geplant ist: "Solange das Areal eingezäunt ist, ist es nicht integrierbar", erklärte er im Bezirksbeirat. "Ich kann eine schöne Architektur machen und die Zäune grün anmalen - aber mehr auch nicht."
Dass das Areal dringend Zäune braucht, machte Rothfuß deutlich: "Wir brauchen Schutz und müssen wissen, wer sich auf dem Gelände befindet." Denn während die Bewohner jederzeit ein- und ausgehen können, dürfen Besucher nur mit Termin auf das Gelände.
Dass diese Debatte überhaupt geführt wird, ist Donald Trump zu verdanken. Denn eigentlich ging man beim Land davon aus, dass das Ankunftszentrum in die Mannheimer Coleman-Barracks umziehen darf. Doch der US-Präsident hatte im August dieses Jahres kurzfristig entschieden, die Kaserne weiter nutzen zu wollen.