Patrick Henry Village Heidelberg

Wird das Ankunftszentrum ans Autobahnkreuz verlegt?

Gutachten des Innenministeriums empfiehlt ein Areal am Autobahnkreuz bei Wieblingen als neuen Standort - Mannheim ist aus dem Rennen

15.10.2018 UPDATE: 16.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Es kommt Bewegung in die Zukunft des Ankunftszentrums Patrick Henry Village (PHV). Denn mittlerweile liegen die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens vor, in dem das Landesinnenministerium in der Region einen Standort für ein neues Ankunftszentrum gesucht hat. Denn PHV ist nur eine Übergangslösung. Wie die RNZ aus sicherer Quelle erfuhr, empfiehlt das Gutachten des Innenministeriums eine andere Fläche in Heidelberg als neuen Standort für ein Ankunftszentrum. Die RNZ trägt die Informationen zusammen, die zum jetzigen Zeitpunkt gesichert sind.

> Was steht im Gutachten? Im Detail weiß das noch niemand. Für den kommenden Montag hat das Innenministerium die politischen Vertreter der Region zur Vorstellung der Studie auf PHV eingeladen. Als die RNZ von diesem Termin erfuhr, bat sie Oberbürgermeister Eckart Würzner um Auskunft. Der erklärte, dass er von dem Gutachten nur die wichtigsten Ergebnisse wisse - und seine Folgen für Heidelberg: "Das Gutachten sieht wohl vor, dass PHV komplett geräumt wird. Als alternativer Standort - und übrigens auch nur als Interimslösung - wird das Gewann Wolfsgärten am Autobahnkreuz Heidelberg vorgeschlagen." Offenbar wurden mehrere Standorte in der Region, darunter in Schwetzingen und Mannheim, verglichen, die Wolfsgärten überzeugten das Innenministerium am meisten. Über die Gründe ist wenig bekannt, aber als wahrscheinlich gilt, dass das Areal schon mit Strom und Wasser erschlossen ist - in direkter Nähe liegt das Umspannwerk -, und dass das Land auf der Nähe zu einem großen Krankenhaus, also dem Uniklinikum, besteht.

Ende 2014 kamen die ersten Flüchtlinge in Patrick Henry Village an, das nur ein Winternotquartier sein sollte. Danach baute das Land PHV sukzessive zum Ankunftszentrum aus. Foto: Rothe

> Wieso soll Patrick Henry Village geräumt werden? Die Anmietung dieser ehemaligen US-Siedlung durch das Land war sowieso immer nur eine Übergangslösung, die Mietverträge wurden stets nur für ein Jahr verlängert. Gerade in diesem Jahr verschärfte sich der Tonfall - vor allem seitens der Heidelberger Gemeinderäte: Bis zum Jahresende muss das Land einen verbindlichen Zeitplan vorlegen, wann PHV geräumt wird. Die Zeit drängt tatsächlich: Denn bei fast allen großen ehemaligen US-Flächen sind die Planungen für ihre neue Nutzung abgeschlossen, die eigentliche große Heidelberger Flächenreserve ist PHV. Das momentane Problem ist, dass das Ankunftszentrum nur einen relativ kleinen, den mittleren Teil von PHV in Beschlag nimmt, aber die Entwicklung der Gesamtfläche blockiert. Würde dieses Areal noch weiter als Ankunftszentrum den Stadtplanern vorenthalten, hat Heidelberg fast keinen Spielraum mehr, neue Bewohner und neue Firmen unterzubringen - wenn man nicht auf der "grünen Wiese" Gebäude hochziehen will. Mittlerweile ist im Gemeinderat kommunalpolitischer Konsens, erst alle US-Flächen zu entwickeln. Und man darf nicht vergessen: PHV ist eines der zentralen Projekte der momentan laufenden Internationalen Bauausstellung (IBA), die hier eine "Wissensstadt von morgen" mit bis zu 10.000 Einwohnern entwickeln will. Die IBA läuft nur noch bis 2022 - und bis dahin sollten auf PHV schon die Bauarbeiten begonnen haben.

Südwestlich des Autobahnkreuzes an der Bahnstrecke Heidelberg-Mannheim liegt das Gewann Wolfsgärten - im Hintergrund ist die Grenzhöfer Brücke zu sehen. Foto: Alex

> Was sind die Wolfsgärten? Vor sechs Jahren tauchte dieses weitgehend unbekannte Areal an der Eisenbahnlinie, das zu Wieblingen gehört, erstmals in der kommunalpolitischen Diskussion auf: Es war einmal als Ersatzstandort für den Reiterverein vorgesehen, als der seine angestammte Anlage am Zoo verlassen musste. Doch es war dem Reiterverein zu abgelegen. Kurz danach wurden die Wolfsgärten zum Gewerbegebiet umgewidmet: Die Fläche kann also relativ zügig bebaut werden. Die bisherige Straßenanbindung läuft über das Gewerbegebiet "In der Gabel" im Pfaffengrund und über den Grenzhöfer Weg.

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> Wie soll das neue Ankunftszentrum aussehen? Darüber weiß man wenig. Nach dem Stand der ersten Planungen sollen hier eher "mobile", einfache Gebäude entstehen, die schnell wieder abgebaut werden können. Würzner ist es wichtig, dass der Standort nicht zu einem dauerhaften Standort für die Flüchtlingsregistrierung aufgebaut wird, sondern in absehbarer Zeit dem Heidelberger Gewerbe zur Verfügung steht. Von der Kapazität soll das neue Ankunftszentrum in etwa dem des alten entsprechen: Platz für 1000 bis 1500 Personen. Und, das ist Würzner wichtig: "Es wird keines der Ankerzentren, wie sie Bundesinnenminister Horst Seehofer plant."

> Was weiß die Kommunalpolitik bisher? Die Spitzen der drei großen Gemeinderatsfraktionen wurden von Würzner am Montag über die neuen Entwicklungen informiert. Am Donnerstag will er den Rest des Rates bei seiner regulären Sitzung unterrichten.

> Welche Widerstände sind zu erwarten? Das ist noch unklar. Denn im Grunde liegen die Wolfsgärten ähnlich "ab vom Schuss" wie PHV. Die Erfahrungen der letzten knapp vier Jahre in PHV - zunächst als provisorische Flüchtlingsunterkunft ab Dezember 2014 und seit September 2015 als reguläres Ankunftszentrum des Landes - sind im Großen und Ganzen positiv. Vor allem deswegen, weil die Unterbringungszahlen von 8000 auf etwa 1000 Flüchtlinge und deren Verweildauer von mehreren Monaten auf wenige Tage gesenkt wurden.

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