Zwei Millionen Euro teurer Valeriewegsteg ist fast fertig
Spätestens am 23. Mai wird er auch für die Bevölkerung wieder freigegeben. Der Bezirksbeirat war dagegen, der Gemeinderat aber dafür.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Der Bezirksbeirat Altstadt war angesichts der Kosten dagegen, der Gemeinderat am Ende aber dafür – und jetzt, nach knapp zwei Jahren Bauzeit, ist der heiß diskutierte Valeriewegsteg über die Gleise am S-Bahnhof Altstadt am Karlstor so gut wie fertig.
"Es fehlen nur noch ein Verkehrsschild und die Beleuchtung", sagte Bülent Kardogan vom Tiefbauamt am Mittwochvormittag, nachdem er mit Baubürgermeister Jürgen Odszuck symbolisch das Flatterband zerschnitten hatte. Spätestens am 23. Mai wird der Steg auch für die Bevölkerung freigegeben, eventuell schon früher.

Irgendjemand war allerdings definitiv schon drauf, denn die gläsernen Seitengeländer des Mittelteils sind leider bereits mit grünen, wenig schmucken Graffitis bepinselt. Zwei Millionen Euro hat der Steg gekostet, das Land fördert das Projekt mit 580.000 Euro – eine Menge Geld für ein Bauwerk, das eigentlich nur zu einem einzigen einsamen Privat-Haus führt.
Aber ganz so ist es eben nicht, denn der Steg führt auch zu einem der romantischsten Pfade der Altstadt – dem über 500 Meter langen, steilen, schmalen Valerieweg, der am Schloß-Wolfsbrunnenweg endet und auf dem schon die österreichische Kaiserin Elisabeth mit ihrer Tochter Valerie spaziert sein soll.
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Von einer "großen Freizeitbedeutung" sprach deshalb auch der Baubürgermeister und gab zu: "Der Steg beschäftigt mich schon seit Beginn meiner Amtszeit, war damals schon in einem ganz schlechten Zustand und natürlich stand die Frage im Raum, ob wir den überhaupt brauchen." Am Mittwoch zeigte sich Odszuck aber sichtlich froh, dass das Projekt am Ende beschlossen wurde, auch wenn die Umsetzung gar nicht so einfach war.
Das Hauptproblem: Die S-Bahn und die Gleise, die es zu überwinden galt. Absprachen mit der Deutschen Bahn brauchen grundsätzlich eine lange Vorlaufzeit, teils drei Jahre. "Und diese Strecke ist die Hauptschlagader ins Neckartal", betonte Odszuck. Gearbeitet wurde deshalb vielfach nachts und immer unter Zeitdruck, das ging schon mit dem Rückbau des alten Stegs aus dem Jahr 1936 los.
Im Juli 2024 wurden dann die neuen Brückenpfeiler gesetzt, im September der neue Steg eingehoben. "Die Teile wurden vorgefertigt, das musste alles millimetergenau passen", erinnert sich Bülent Kardogan – und auch daran, dass es natürlich prompt nicht passte und mitten in der Nacht ein paar Zentimeter nachbearbeitet werden mussten.
Eine zweite Schwierigkeit bei der Umsetzung der Bauarbeiten war der Denkmalschutz. Der neue Steg wurde weitgehend originalgetreu nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut, aus Sicherheitsgründen allerdings nicht ganz. So wurde die Geländerstruktur beibehalten, in der Mitte des Stegs befindet sich jetzt allerdings Glas, damit auch wirklich niemand mit den Stromkabeln der Bahn in Berührung kommen kann.
Unterhalb des Geländers ist ein Handlauf angebracht – ebenfalls zur Sicherheit. Die Beleuchtung ist in den Handlauf integriert. Insgesamt ist das Bauwerk 33 Meter lang und 37 Tonnen schwer.
Die Stahltreppe, die das einsame Haus während der Bauzeit mit dem S-Bahnhof verbunden hat, wird nun bald wieder abgebaut und auch der romantische Valerieweg wurde bereits von der Stadt kontrolliert und lockt dann in Kürze wieder zum Spazierengehen.