Wolfsgärten ist die beste von vielen schlechten Alternativen
OB Würzner unterstützt Pläne des Landes - Bis Weihnachten soll der Gemeinderat entscheiden

Das Gelände "Wolfsgärten" ist ein Dreieck von 7,9 Hektar Größe - und liegt direkt zwischen Bahngleisen (im Vordergrund), den Autobahnen A 656 und A 5 (im Hintergrund) sowie dem Grenzhöfer Weg (links). Auf einem Teil der Fläche befindet sich bereits ein Umspannwerk. Foto: Priebe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Die Pläne für den Umzug des Ankunftszentrums für Flüchtlinge von Patrick Henry Village in die Wolfsgärten nehmen Gestalt an. Nachdem der Wunschstandort des Landes letzte Woche bekannt geworden war, erklärte Staatssekretär Julian Würtenberger am Montag den Stadtspitzen von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen und Eppelheim, warum die Wahl auf die Heidelberger Fläche fiel.
Das wohl wichtigste Argument für die Wolfsgärten ist dabei, dass die drei favorisierten Gebiete derzeit nicht zur Verfügung stehen: Die Coleman Barracks in Mannheim werden von den US-Amerikanern noch nicht freigegeben. In den Spinelli Barracks - ebenfalls in Mannheim - soll die Bundesgartenschau stattfinden. Und die Tompkins Barracks in Schwetzingen werden zum Teil von der Bundeswehr genutzt. Auch eine Verteilung des Ankunftszentrums auf vier verschiedene Flächen in Mannheim sei verworfen worden, da dezentrale Strukturen das Verfahren zu langsam machen würden.
Blieb also Heidelberg: Mit den Wolfsgärten fand sich eine Fläche, die mit 7,9 Hektar groß genug ist. Sie ist im Besitz der Stadt, liegt 700 Meter vom S-Bahnhof entfernt und ist zwar als Gewerbegebiet ausgewiesen, aber noch nicht verplant. Auch die Nähe zu Patrick Henry Village (PHV) spielte eine Rolle: "Die fast 500 Mitarbeiter können hier weiter arbeiten. So haben wir keinen Verlust an Kompetenzen", so ein Sprecher des Innenministeriums.
Oberbürgermeister Eckart Würzner ist zwar nicht begeistert von den Plänen, unterstützt sie jedoch: "Ich halte den Standort nicht für ideal, aber machbar. Das Gelände bringt Herausforderungen mit sich, die es zu lösen gilt. Darüber werden wir mit dem Land sprechen." Am Ende müsse der Gemeinderat entscheiden, ob er der Verlagerung zustimme.
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Hintergrund
Kein Gegenwind aus Eppelheim
Das neue Ankunftszentrum des Landes soll im Gewann Wolfsgärten entstehen. Das Land hat den Standort zwischen dem Autobahnkreuz von A5 und A656, den Bahngleisen Richtung Mannheim und dem Grenzhöfer Weg ausgepickt, um dort
Kein Gegenwind aus Eppelheim
Das neue Ankunftszentrum des Landes soll im Gewann Wolfsgärten entstehen. Das Land hat den Standort zwischen dem Autobahnkreuz von A5 und A656, den Bahngleisen Richtung Mannheim und dem Grenzhöfer Weg ausgepickt, um dort den "Nachfolger" vom aktuellen Ankunftszentrum im Patrick-Henry-Village zu errichten. Dass dieses Areal an Eppelheim grenzt, wurde aber von den Verantwortlichen vergessen: Bürgermeisterin Patricia Rebmann erfuhr davon von Heidelbergs OB Eckart Würzner. Zur Informationsveranstaltung am Montag wurde sie nachträglich eingeladen.
"Das Land hat sich dafür entschuldigt", berichtet Rebmann. "Es wurde aber klar kommuniziert, dass dies in Zukunft anders laufen wird." Man habe ihr zugesagt, dass man mit Eppelheim in Kontakt bleiben werde - und darauf verlasse sie sich.
Aus Eppelheim werde es jedenfalls keinen Gegenwind gegen die Pläne geben. "Meines Erachtens hat das Ankunftszentrum keine allzu großen Auswirkungen auf uns", so Rebmann. Diese sehe auch der Gemeinderat so, mit dem sie die bisherigen Informationen geteilt habe. "Bis jetzt gibt es nichts, was uns Kopfzerbrechen bereitet." Schließlich handle es sich um ein Ankunftszentrum, in dem die Menschen nur ein paar Tage bleiben würden.
Die einzige Sorge der Bürgermeisterin ist die Sicherheit der Bewohner des Zentrums. Am Wochenende hätte sie sich das Gelände angeschaut und festgestellt, dass man die heranfahrenden Züge erst sehr spät hören und sehen würde. Das habe sie gestern angesprochen und die Auskunft erhalten, dass daran bereits gedacht sei. (aham)
Er selbst habe sich vom Land drei Zusagen geben lassen: Das neue Zentrum soll eine ähnliche Größe haben wie das in PHV, wo in der Regel zwischen 1000 und 1500 Menschen leben. Außerdem wird Heidelberg weiterhin von der Zuweisung von Flüchtlingen ausgenommen.
Und nicht zuletzt werde dort kein Ankerzentrum entstehen, so Würzner: "Also kein Zentrum, in dem Menschen über Monate kaserniert werden bis hin zu einer möglichen Abschiebung." Das bekräftigte gestern auch der Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Uli Sckerl: "Wir wollen ein Ankunftszentrum und keine Anker-Einrichtung."
Die Lage zwischen Bahngleisen und Autobahn ist für Würzner kein großes Problem: "Die Menschen sind nur für wenige Tage im Ankunftszentrum, daher ist die Lage neben der Autobahn vertretbar." Dennoch, so der Sprecher des Innenministeriums, werde man sich jetzt natürlich Gedanken über Lärmschutzmaßnahmen machen.
Um Details wie diese kümmert sich ab heute eine Arbeitsgruppe aus Innen- und Finanzministerium, dem Regierungspräsidium, Vermögen und Bau sowie der Stadt Heidelberg. Diese soll auch möglichst schnell herausarbeiten, welche Arbeiten vor einem Umzug nötig sind. Erst dann könne man dafür einen konkreten Zeitplan nennen. Bislang heißt es dazu vom Land nur: "Schnellstmöglich."
Das wäre auch im Sinne der Stadt, die PHV möglichst bald entwickeln möchte und deshalb schon lange Druck auf das Land macht. Durch den Umzug könnte man auch verkraften, dass mit den Wolfsgärten eine Wirtschaftsfläche zunächst nicht zur Verfügung stünde. Schließlich sind auf PHV 40 Hektar für Betriebe vorgesehen. Auch die Heidelberger Landtagsabgeordnete Theresia Bauer begrüßt, dass die Stadt nun "ihre Planungen für die Nachnutzung voranbringen kann".
Geht es nach Würzner, fällt der Gemeinderat bis Weihnachten einen Grundsatzbeschluss zu den Umzugsplänen. "Ich kann mir vorstellen, dass wir dem Land das Areal in Form eines Pachtvertrages zur Verfügung stellen", so Würzner.
Auf welche Dauer dieser angelegt werde, konnte gestern noch niemand sagen. "Das muss man in den Gesprächen klären", hieß es vom Land. Sowohl Würzner als auch der Ministeriumssprecher betonten jedoch: "Das wird keine Einrichtung auf Dauer."