"Einen Standort, wo alles 150-prozentig stimmt, gibt es nicht"
Innenminister Thomas Strobl machte sich vor Ort ein Bild - PHV-Leiter will "nicht bloß eine Übergangslösung"

Innenminister Strobl begrüßt seinen CDU-Parteifreund Karl Lamers auf den Wolfsgärten - dahinter warten die Stadträte Jan Gradel, Werner Pfisterer und Alexander Föhr (v.r.). Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Als Landesinnenminister Thomas Strobl am Mittwochnachmittag am Gewann Wolfsgärten, im Westen von Wieblingen, ankam, war es dort alles andere als gemütlich: Der Himmel war grau, mal regnete, mal nieselte es. Es war kalt und zugig. Außerdem hört man auf dem Areal, das noch als Acker genutzt wird, die benachbarten Autobahnen und von Zeit zu Zeit eine S-Bahn.
Geht es nach dem Willen des Innenministeriums, zieht jedoch bald das Ankunftszentrum, in dem alle Flüchtlinge registriert werden, die nach Baden-Württemberg kommen, hierhin. Aber - und da macht Strobl keinen Hehl daraus - nicht, weil man die Fläche schön findet, sondern aus Mangel an Alternativen. "Nach langer Prüfung können wir sagen: Das ist das Gelände, das am geeignetsten ist", erklärte der CDU-Minister. Natürlich gebe es Nachteile - etwa die direkte Nachbarschaft zur Autobahn oder die fehlende Anbindung -, aber: "Einen Standort, wo alles 150-prozentig passt, wird man nirgends finden."
Außerdem habe das Land der Stadt Heidelberg versprochen, Patrick Henry Village zu räumen, wenn die ehemalige US-Siedlung für die Stadtentwicklung benötigt werde. "Und für mich war immer klar: Was vereinbart wurde, das gilt", so Strobl. Zudem sei er "geradezu begeistert" von der "PHVision", die die Stadt gemeinsam mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) entworfen habe. Und als ihm Moritz Bellers, IBA-Projektleiter für PHV, die Ideen skizziert hatte, bot er sogar an: "Wenn wir etwas helfen können, sehr gerne!"
Aber auch seine Parteikollegen von der Heidelberger CDU hatten einige Bitten. Der Kreisvorsitzende Alexander Föhr, der Strobl willkommen hieß beim "Sieger des Wettbewerbes Baden-Württemberg sucht den Super-Standort", wollte konkret vier Dinge: Im neuen Zentrum soll die Verweildauer der Flüchtlinge weiter kurz sein. Heidelberg soll weiter von der Zuteilung von Flüchtlingen zur Anschlussunterbringung befreit sein. Auf dem Areal müssten alle "notwendigen Sicherheitsmaßnahmen" ergriffen werden - vor allem mit Blick auf Gleise und Autobahn.
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Und zu guter Letzt soll der Polizeiposten von PHV mitumziehen und künftig nicht mehr von Heidelberger Beamten besetzt werden, sondern mit Landesstellen. Während Strobl die ersten Punkte klar zusagte, blieb er bei den Polizeistellen im Ungewissen: "Ich werde weiterhin alles, alles, alles dafür tun, dass Heidelberg eine sichere Stadt bleibt und auch weiterhin immer sicherer wird."
Beim Vor-Ort-Termin dabei war auch Markus Rothfuß, der das Ankunftszentrum in PHV leitet - und das auch am neuen Standort tun wird. Während er in der ehemaligen Kaserne mit vorhandenen Gebäuden arbeiten musste, kann er hier das Zentrum komplett neu entwerfen. Geht es nach ihm und dem Land entstehen dabei feste Gebäude, keine Container: "Wir wollen eine längere Laufzeit als in PHV.
Das heißt nicht, dass wir für die Ewigkeit bauen, aber es soll nicht bloß eine Übergangslösung sein", so Rothfuß, der aber auch betont: "Nichts ist so unberechenbar wie das Flüchtlingsgeschäft."
Überhaupt gebe es bei dem geplanten Umzug viele Unwägbarkeiten. Man sei ja zunächst nur in Verhandlungen, mit der Stadt beschlossen sei noch nichts. Das habe er auch den 500 Mitarbeitern in PHV gesagt, die dennoch erleichtert seien, dass ihr neuer Arbeitsplatz wohl nicht weit vom alten entfernt sein wird.
Rothfuß ist sich auch sicher, dass dieser neue Arbeitsplatz nicht so trostlos wird, wie es am Mittwoch wirkte: "Eine brache Fläche, die etwas abgelegen liegt, sieht immer erst mal trostlos aus - gerade bei diesem Wetter", so der ehemalige Polizist. "Aber wenn man sich mit den Architekten zusammensetzt und hier schöne Gebäude baut, kann man auch eine attraktive Einrichtung hinbekommen."