Pläne für die Wolfsgärten stoßen auf ein geteiltes Echo
Möglicher Standort des Ankunftszentrums an der Wieblinger Autobahn - Würzner: "Nicht ideal, aber machbar"

Die Wolfsgärten an der Eisenbahnlinie sind für das Ankunftszentrum im Gespräch. Foto: Welker
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Noch liegt die Studie des Innenministeriums nicht auf dem Tisch: Dementsprechend vorsichtig äußern sich die Gemeinderatsfraktionen der Grünen und der SPD zu dem bekanntgewordenen Vorschlag der Landesregierung, das Ankunftszentrum für Flüchtlinge von der ehemaligen US-Siedlung Patrick Henry Village (PHV) in die Wolfsgärten zu verlegen - ein 7,9 Hektar großes Areal am Autobahnkreuz Heidelberg, auf Wieblinger Gemarkung.
Die CDU hingegen lehnt auch den neuen Standort für rund 1000 bis 1500 Flüchtlinge auf Heidelberger Gemarkung kategorisch ab. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", betont CDU-Fraktionsvorsitzender Jan Gradel. Der Gemeinderat habe in allen Stadtteilen mögliche Standorte für eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen ausgewiesen und auch jahrelang das Ankunftszentrum in PHV geduldet. Dass das Innenministerium trotzdem eine große Erstaufnahmeeinrichtung in Heidelberg belassen wolle, sei den Bürgern "nicht vermittelbar". Daher bestehe die CDU auf ihrer Forderung: PHV müsse geräumt und das Ankunftszentrum in eine andere Stadt verlagert werden. Die CDU-Landtagsabgeordneten Albrecht Schütte, Karl Klein, Julia Philippi und Claudia Martin sowie Landwirtschaftsminister Peter Hauk begrüßen dagegen, dass PHV als moderner Stadtteil unter Berücksichtigung von Wissensgesellschaft und Digitalisierung entwickelt werden kann und unterstützen den Vorschlag des Innenministeriums.

"Noch wissen wir sehr wenig über diese Pläne", betont die Grünen-Fraktionsvorsitzende Beate Deckwart-Boller. Am Montagabend hätten die grünen Stadträte bei ihrer Sitzung nur kurz über das Thema gesprochen. Deckwart-Boller: "Im Prinzip haben wir nichts dagegen." Der Vorteil sei, dass es in Heidelberg bereits viele Ehrenamtliche gebe, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagierten. Wichtig sei auch die Nähe zum Universitätsklinikum. Gleichwohl könnte sich Deckwart-Boller aber auch vorstellen, das Ankunftszentrum zumindest vorübergehend in Patrick Henry Village zu belassen.
Die stellvertretende SPD-Gemeinderatsfraktionsvorsitzende und Wieblinger Stadträtin Monika Meißner hält den Standort Wolfsgärten für sehr problematisch: "Die Menschen wären dort völlig isoliert." Das Gelände sei umgeben von Zäunen und der Eisenbahnlinie. Wenn dort Flüchtlinge untergebracht würden, müsse auch sofort eine Shuttlebus-Linie in die Innenstadt in Betrieb genommen werden. Meißner: "Das ist zwar möglich und machbar, aber nicht schön."
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Oberbürgermeister Eckart Würzner ist froh, dass das Land endlich PHV freigeben will: "Unsere Planung für dieses Areal mit Wohnungen, Wissenschaft und Freizeitangeboten für bis zu 15.000 Menschen ist bereits weit fortgeschritten." Daher werde er der Bitte des Innenministeriums nachkommen und die Entscheidung über die Wolfsgärten in die gemeinderätlichen Gremien geben. "Ich halte den Standort zwar nicht für ideal, aber für machbar."
Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) begrüßt, dass PHV womöglich endlich entwickelt werden kann. "Die Planungen sehen dort auch 40 Hektar Wirtschaftsflächen vor", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Niopek. Was ihm aber gar nicht gefällt, ist, dass die Wolfsgärten als bereits ausgewiesene Gewerbeflächen als Ausweichstandort herhalten sollen. "Das schwächt die Möglichkeiten Heidelbergs, Unternehmensgründungen zu unterstützen."