Sinsheim

Erste Wunschbaum-Aktion fürs Tierheim war voller Erfolg

Kitten-Nassfutter oder Rind mit Entenherzen standen auf dem Tier-Wunschzettel.

25.12.2024 UPDATE: 25.12.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Mit Tier-Wunschzetteln Futter- und Geldspenden fürs Tierheim gesammelt hat die Hornbach-Belegschaft. Die Aktion geht noch weiter. Foto: Alexander Becker

Sinsheim. (abc) Futter und Spielzeug satt gab’s kurz vor Weihnachten fürs Tierheim Sinsheim und Umgebung. Anlass war der Abschluss der Wunschbaum-Aktion in der Sinsheimer Hornbach-Baumarkt-Filiale. Kunden konnten dort beim Einkaufen auch die vielen Tiere beschenken, die in dem Haus am Stadtrand ihr Dasein fristen.

"Drei Boxen voll Futter sind zusammengekommen. Heute haben wir schon wieder mehr als zehn Gutscheine verkauft. Und wir lassen es auch weiterlaufen", sicherte Simon Stutz vom Marktmanagement zu. Der Sinsheimer Hornbach hatte sich erstmals an der sogenannten Wunschbaum-Aktion beteiligt, die in anderen Filialen schon länger läuft.

Stutz und seine Kollegin Vanessa Schuckert lobten speziell ihre Praktikantin Lara Brietz, die jeden Wunschzettel der einzelnen Tiere in ihrer Freizeit selbst von Hand geschrieben hatte. Die Katze "Mami" und ihre Babys hätten zum Beispiel gerne "zwölfmal Kitten-Nassfutter in Gelee".

Oder "Bodo", ein Ratenero Bodeguero Andaluz – das ist ein Hund aus Spanien –, sechsmal Nassfutter der Sorte Rind mit Entenherzen: "Man kann die Tiere ja nicht fragen, was sie sich wünschen", sagte Maik Weisbrod aus der Zoo-Abteilung; deshalb steht neben dem Wunschbaum auch noch eine reguläre Spendenbox, in der bis dato rund 1000 Euro gelandet sind.

Für die Leiterin des Tierheims, Gaby Strobel-Maus, ist all dies ein willkommener Glücksfall nach zurückliegenden schweren Monaten: "Wir haben ein ganz anstrengendes Jahr hinter uns", sagten sie und ihre Stellvertreterin Meike Thyen, die Situation sei angespannt. Neben etlichen anderen Tieren seien doppelt so viele Katzen wie 2023 abgegeben worden, darunter viele Katzenbabys. Nicht nur deren Versorgung fordere das kleine Team nach wie vor.

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Auch steigende Tierarztkosten seien ein Problem, weil viele Tiere krank abgegeben oder gar ausgesetzt werden würden. "Über so etwas sind wir froh. Da kann man das ganze neue Jahr individuell Sachen holen", sagte die Tierheim-Leiterin über die Geldspende. Schließlich werde auch im Sommer Futter benötigt, teilweise auch Spezialnahrung, und das müsse finanziert werden.

Die Probleme im Tierheim hören damit aber noch lange nicht auf – oder fangen dieser Tage wieder von Neuem an. Grund dafür ist die Tatsache, dass an Heiligabend trotz alljährlicher Warnungen, nach wie vor Hamster, Hunde, Katzen, Kaninchen, Fische, Vögel und andere Haustiere als Geschenke unterm Weihnachtsbaum landen. Anfangs freuen sich die meist jungen Empfänger darüber.

Doch bald nach dem großen Hallo kommt die Ernüchterung – mit der Erkenntnis, dass Haustiere viel Pflege, Zeit und Zuwendung brauchen. Als letzte Konsequenz landeten viele von ihnen – teils schon kurz nach den Festtagen – im Tierheim. Manche von ihnen werden – noch schlimmer – einfach irgendwo ausgesetzt oder gar lebend in den Müll geworfen.

"Kein Meerschweinchen möchte bei einem Kind auf den Schoß, aber sie werden immer noch verschenkt", sagte kürzlich der bekannte Hundetrainer Martin Rütter im Fernsehen: "Einem Kind zu erklären, ein Lebewesen ist ein Geschenk, halte ich für sehr bedenklich." Unterdessen haben etliche Tierheime im Land, darunter auch in der Bundeshauptstadt Berlin, ihre Vermittlungstätigkeit in der Weihnachtszeit gestoppt.

Auch die Situation in Sinsheim deutet darauf hin, dass sich viele Menschen nach wie vor überhastet für ein Haustier entscheiden, dessen sie dann aber schnell überdrüssig werden. Besonders oft ist das bei Katzen der Fall, die manchmal sogar nach dem Freigang einfach nicht mehr ins Haus gelassen werden. Um solche herrenlosen Tiere hat sich bislang die Katzenzuflucht Flinsbach gekümmert, doch die Zukunft des 2008 gegründeten Vereins steht, wie bereits berichtet, auf der Kippe.

Der Mietvertrag für das als Tierquartier genutzte Bauernhäuschen wurde gekündigt, weshalb man dort nach mehr als 15 Jahren zum 28. Februar 2025 ausziehen muss. "Wir möchten weitermachen", heißt es vom Vorstand, gesucht werde ein neues Quartier. Und weil die Katzenzuflucht bislang auch die umliegenden Tierheime bei der Aufnahme und Betreuung unterstützt hat, werden auch in Sinsheim Auswirkungen befürchtet.

Trotzdem: "Wir dürfen uns nicht beklagen", sagt Strobel-Maus. Nach einem Aufruf habe das Tierheim viel Unterstützung erfahren und "an fast jedem Tag jemanden, der ehrenamtlich kommt".

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