Tierheim Sinsheim

Wegen Katzen-Problem stand es noch nie "so schlimm ums Tierwohl"

Katzen vermehren sich vielfach unkontrolliert. Die Leiterin des Tierheims fordert eine Kastrationspflicht.

06.09.2025 UPDATE: 06.09.2025 04:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Gabriele Strobel-Maus (links), Leiterin des Tierheims freut sich über die Sachspenden, die Kerstin Keitel organisiert hat. Eine der neuen Leinen legt sie gleich Hündin Jessi an. Foto: privat

Sinsheim. (stop) Die Tierheime in der Region sind überfüllt, viele Tiere sind auf Spenden angewiesen. Futterspenden sind üblich. Doch es werden auch andere Dinge benötigt.

Kerstin Keitel, die für die Firma Prowin tätig ist, hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt: Bei einer Ausschreibung des Unternehmens konnte sie als eine der ersten den Tierheimen Sinsheim, Heilbronn und Dallau Sachspenden im Wert von umgerechnet fast 6000 Euro sichern.

Denn die Firma hat auch Heimtierzubehör im Sortiment. Leinen und Halsbänder für Hunde sowie Transportboxen sollten dem guten Zweck dienen. "Dass Tierheime auch solche Dinge brauchen, wird oft übersehen", teilt Keitel mit.

Transportboxen werden für Tierarztbesuche dringend gebraucht, Halsbänder und Leinen fürs Gassigehen. Wie wichtig solche Utensilien sind, weiß die Hundetrainerin Keitel. So kann im Tierheim auch an der Leinenführigkeit der Vierbeiner gearbeitet werden.

Tierheimleiterin Gabriele Strobel-Maus fackelt nicht lange und legt der Mischlingshündin Jessi gleich das neue Halsband samt Leine an. Die neunjährige Hündin wurde im Tierheim abgegeben, weil sie wohl nicht mehr mit dem anderen Familienhund klarkam.

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Im Tierheim versteht Jessi die Welt nicht mehr, jault und frisst nicht viel. Die Hündin macht einen ungepflegten Eindruck. Das Tierheim versucht nun alles, um ihr zu helfen und sie in ein liebevolles zu Hause zu vermitteln.

Außer solch schwierigen Fällen gibt es ein enormes Katzenproblem: Jeden Tag werden Katzen, meist Katzenkinder, gefunden und ins Tierheim gebracht. In den meisten Fällen handelt es sich um Wildkatzen, die an Menschen gewöhnt werden können. Die Vermittlung dieser Tiere läuft jedoch schleppend.

Strobel-Maus bezeichnet die Situation als Katastrophe. Die Tierarztkosten für Kastration, Impfungen, Chip und Behandlungen gegen Parasiten betragen pro Tier etwa 300 bis 350 Euro. Es gibt nun eine Warteliste für Aufnahmen. Das Tierheim ist auf Pflegestellen angewiesen. 30 Katzen befinden sich gerade im Tierheim, weitere auf vorhandenen Pflegestellen, wie etwa bei Keitel.

Sie kümmert sich um eine junge Katzenmutter und ihre wenige Wochen alten Kitten. Es müsse etwas passieren, erklärt Strobel-Maus. Sie fühlt sich von der Regierung und dem Land im Stich gelassen. Es brauche eine bundeseinheitliche Katzenschutzverordnung, denn die Situation sei sonst bald nicht mehr zu stemmen. "Private Leute sind das größte Problem", sagt die Leiterin des Tierheims.

Die Freigängerkatzen seien oft nicht kastriert. Eine Kastrationspflicht für diese Katzen sei ab dem fünften Lebensmonat unerlässlich. Des Weiteren sollte die Katzenschutzverordnung eine Kastration von freilaufenden Katzen nach 48 Stunden ermöglichen, gegebenenfalls ohne Einwilligung des Besitzers, findet Strobel-Maus. Häufige Trächtigkeiten führten auch bei der Katzenmutter zu gesundheitlichen Problemen und zusätzlicher Belastung.

Nahezu alle Tierheime in der Umgebung, wie etwa in Karlsruhe, Buchen und Pforzheim, haben einen Aufnahmestopp verhängt. Das führt wiederum dazu, dass Menschen ihre Tiere aussetzen. Die Folge sind weitere Wildkatzen und zahlreiche Katzenkinder. Das zermürbt die ehrenamtlich Tätigen.

Strobel-Maus ist nun seit 35 Jahren Tierheimleiterin. Doch sie ist der Meinung: So schlimm stand es bisher noch nie um das Tierwohl. Es gelte, an die Tierhalter zu appellieren: Kastriert Freigängerkatzen.

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