Sinsheim

Manche Tiere leiden in der Hitze heftig

Was die Hundstage mit sich bringen: An Schulen gibt’s hitzefrei, Wasserstellen sollen zunächst nicht geschlossen werden.

02.07.2025 UPDATE: 02.07.2025 04:00 Uhr 4 Minuten, 15 Sekunden
Manche Tiere leiden unter der Hitze. Vor allem müssen sie genug trinken. „Was schmeckt da nach dem Gassigehen besser als das Wasser aus der Gießkanne?“ schreibt Elke Schlenker aus Weiler zu ihrem Foto.

Von Christian Beck und Tim Kegel

Sinsheim. Die hohen Temperaturen sind bei fast allen momentan das bestimmende Thema. Allerdings aus recht unterschiedlichem Blickwinkel: Während sich Schülerinnen und Schüler über Hitzefrei freuen und das Freibad sehr gut besucht ist, müssen sich einige Menschen sehr mühen, vor allem, wenn sie unter freiem Himmel arbeiten. Zudem haben es viele Tiere nicht leicht. Und was bedeutet die Trockenheit für die Wasserentnahmestellen in mehreren Stadtteilen?

> Einen der heißesten Jobs haben Metin Sürmeli, seine Söhne Tolga und Taner sowie ihr Trupp. Als Fachmänner für groß dimensionierte Flachdächer reisen sie von Eschelbach, Zuzenhausen und Sinsheim aus zu großen Bauvorhaben in ganz Süddeutschland. Dort oben werde es heiß "wie in Afrika", sagt Chef Sürmeli und zieht die Sonnenbrille hoch.

Beim Arbeiten sind die Männer umgeben von Stahlträgern, die von der Sonne aufgeheizt wurden; der Schweißbrenner, mit dem sie hoch oben arbeiten, sorgt für weitere Hitze. Der städtische Schwarztrupp, der im Straßenbau tätig ist, spürt die zusätzliche Hitze von unten: 130 Grad Celsius hat der Asphalt, den die Männer einbauen, berichtet Bernd Heumann, Leiter des städtischen Amts für Infrastruktur.

Heiß sei den Männern das ganze Jahr, relativiert er die Umstände ein wenig. Der Asphalt brauche bei den momentanen Temperaturen aber mitunter einen Tag länger, bis er ausgehärtet ist. Deshalb sei der Bereich, in dem gebaut wurde, teilweise länger gesperrt.

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> In nicht klimatisierten Containern werden manche Schülerinnen und Schüler unterrichtet, weil ihre Schule umgebaut wird: Das betrifft die Wingertsbergschule sowie etwas mehr als 500 Mädchen und Jungen an der Kraichgau-Realschule. Der Hausmeister komme um 5.30 Uhr und öffnet die Fenster in den Container-Klassenzimmern, damit kühlere Luft hineinströmt.

"Dann heißt es: Zähne zusammenbeißen", sagt Holger Gutwald-Rondot, Rektor der Realschule. Doch am Dienstag wurde das für Schülerinnen und Schüler magische Wort ausgesprochen: Hitzefrei hieß es ab 11 Uhr, an diesem Mittwoch ebenfalls. "Wir brauchen dafür etwas Vorbereitung", erklärt Gutwald-Rondot.

Denn die Busunternehmen müssten Bescheid wissen, dass die Kinder früher nach Hause gefahren werden sollen. Steht nach 11 Uhr etwas Wichtiges an, zum Beispiel eine Klassenarbeit, werde die in einem Raum geschrieben, der im Keller liegt, dort sei es kühler.

> Richtig heftig wird’s für manche Tiere: Vergangene Woche sei ein streunender Kater gefunden worden, der von Maden regelrecht aufgefressen worden war. Das Tier musste erlöst werden, berichtet Gabriele Strobel-Maus, Leiterin des Tierheims. Hat ein Tier eine kleine Wunde oder Kot an sich, komme es bei dieser Hitze vor, dass Fliegen sofort ihre Eier dort ablegen und sich daraus Maden entwickeln.

Sie mahnt Halter zu Vorsicht. Im Tierheim habe sich in den heißen Tagen vieles auf die Morgenstunden verlegt: Wenn jemand mit einem Hund Gassi gehen möchte, zum Beispiel um das Tier kennenzulernen, sei das mittags oder nachmittags gerade nicht möglich.

> Mit Schatten, Wasser und Aufmerksamkeit lässt sich für Tiere schon viel erreichen, da sind sich Tierheimleiterin Gabriele Strobel-Maus und Tierärztin Sonja Gebhard einig. "Wir sind dafür verantwortlich, dass Tiere in den Schatten können", betont Gebhard.

Das sei vor allem wichtig, wenn Tiere im Käfig gehalten werden und die Halter nicht immer in der Nähe sind, beispielsweise bei Meerschweinchen oder Kaninchen – die seien sehr hitzeempfindlich. Dass Tiere nicht im geparkten Auto zurückgelassen werden dürfen, weil sich die Fahrzeuge innerhalb kurzer Zeit enorm aufheizen, sollte eigentlich bekannt sein.

Was Menschen bisweilen vergessen, weil sie im Regelfall Schuhe tragen: Tiere können sich ihre Pfoten am heißen Asphalt verbrennen. Gassigehen in der Mittagshitze ist auch deshalb nicht zu empfehlen.

Alle Tiere brauchen momentan Feuchtigkeit. Strobel-Maus empfiehlt, im Garten flache Schüsseln mit Wasser aufzustellen. Wichtig sei aber, ein Stöckchen oder etwas ähnliches reinzulegen, an dem kleine Tiere, beispielsweise Insekten, wieder hinausklettern können. Denn oft komme es vor, dass bei hohen Temperaturen Tiere nach Wasser suchen und dabei ertrinken, zum Beispiel in Wasserfässern oder auch in einem Pool. 

> Gute Stimmung herrscht im Freibad: Von "schönem Badewetter" spricht Stadtwerke-Leiter Andreas Uhler. An den jüngsten zwei Sonntagen seien mehr als 4000 Personen zum Planschen da gewesen, das komme sehr selten im Jahr vor. An diesen Tagen müssten Besucher den Schatten ein wenig suchen. Beim Personal sehe es deutlich besser aus als vor einigen Jahren.

Man sei noch nicht voll besetzt, aber es sei möglich, bei den heißen Temperaturen Sonderschichten zu fahren, an der Kasse und am Beckenrand. Denn bei mehr Badegästen werde das Personal auch häufiger angesprochen, beispielsweise, weil jemand von einer Wespe gestochen wurde.

> Gießen, gießen, gießen – das gilt momentan für Gartenbesitzer, aber auch für die Stadt. Mehrere Bauhof-Mitarbeiter machen momentan den ganzen Tag nichts anderes, berichtet Heumann. Und sie wässern nicht nur Blumenbeete, sondern auch Bäume, vor allem die jüngeren. Um künftig mehr Gießwasser zur Verfügung zu haben, werde auf dem Gelände der künftigen Feuerwache eine 500 Kubikmeter große Zisterne gebaut.

Dass mittlerweile manches Regenfass leer ist und die Tomaten oder Geranien im heimischen Garten mit Leitungswasser gegossen werden, bleibt den Stadtwerken nicht verborgen: Der Wasserverbrauch sei momentan doppelt so hoch wie im Winter, berichtet Uhler.

> Und die Wasserentnahmestellen? Am frühen Dienstagnachmittag verschickte das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises eine Mitteilung: Die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern sei fortan nur bei ausreichenden Wasserständen erlaubt. Auf Nachfrage sagte Heumann dazu: Die in neun Stadtteilen bestehenden Brauchwasserentnahmestellen "werden aktuell noch nicht schließen". Diesbezüglich müsse eine offizielle Anordnung separat erfolgen.

> Für die Kläranlage sind die hohen Temperaturen positiv, teilt Uhler mit. "Bakterien haben es gerne warm", sagt der Stadtwerke-Leiter dazu. Die Bediensteten müssten weniger Sauerstoff zuführen, und der Faulturm – darin herrschen das ganze Jahr hinweg 40 Grad Celsius – muss weniger geheizt werden.

> Planungen für eine kühlere Stadt? Solche Forderungen gebe es bereits seit 30 Jahren, sagt Heumann. Mehr Grün sei wünschenswert, beispielsweise in Form von großen Bäumen. Hier denkt der Amtsleiter unter anderem an den Umbau der Bahnhofstraße, der wegen des schadhaften Pflasters irgendwann unumgänglich sein wird.

Die wenigen Bäume dort seien klein, weil ihre Wurzeln kaum Platz haben. Doch dort liege der Knackpunkt: Im Boden gebe es oft wenig Platz, weil dort viele Leitungen verlaufen. Dass auf dem Festplatz nicht mehr Bäume wachsen, liege daran, dass dort ab und zu gefeiert wird. Ein Riesenrad und einen Autoscooter könne man nur aufbauen, wenn genug freie Fläche vorhanden ist.

Und wie wäre es mit mehr Grün auf dem Burgplatz? "Es gibt Überlegungen", sagt Heumann dazu, konkreter möchte er nicht werden. Er lenkt den Blick aber auch auf private Bauherren. Mittlerweile gebe es die Entwicklung, dass auf immer mehr Grundstücken ein großes Haus, aber ein sehr kleiner Garten gebaut wird.

 

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