Wenn ein Bürgermeister an der Haustür klingelt
Die RNZ begleitete Kandidat Manuel Just bei seinen Hausbesuchen – Skateranlage an der Barbarabrücke sollte aufgewertet werden

Das Ehepaar Michael und Nina Maurer im Gespräch mit Manuel Just (r.) Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) Seine Kompetenz beweist er seit elf Jahren in Hirschberg als Bürgermeister. Steingewordene Zeichen seiner sozialen Einstellung sind unter anderem das dort unter seiner Ägide erstellte Hilfeleistungszentrum oder die Pflegeeinrichtungen für ältere Mitbürger.
Dass OB-Kandidat Manuel Just auf die Menschen zugehen, ihnen zuhören kann und unbürokratische Entscheidungen zu treffen weiß, unterstrichen seine Rundgänge durch Weinheim und die Ortsteile.
Neunmal war Just in den letzten Wochen von der Nordstadt bis in die Weststadt und in den Ortsteilen unterwegs, um sich den Bürgern persönlich vorzustellen. Dabei hat er an mehr als 1000 Haustüren geklingelt oder angeklopft. Eine Strichliste zu führen brauchte er dabei nicht, wie er schmunzelnd gesteht.
"Am Ende des Vorstellungsmarathons waren alle der 1100 gedruckten Flyer mit meiner Telefonnummer und E-Mail-Adresse verteilt, die ich bei meinen Gesprächspartnern oder in Briefkästen hinterlassen habe, wenn niemand zuhause war", so Just.
Das Ganze immer verbunden mit der Aufforderung, sich ohne Scheu zur Kontaktaufnahme zu melden, um persönliche Anliegen, Bedürfnisse oder Wünsche vorzutragen. So auch am vergangenen Mittwochmorgen, als der 39-Jährige gemeinsam mit Günter Bäro (FW) und Alexander Boguslawski (GAL) exakt um 9.12 Uhr in der Freudenbergstraße zum ersten Mal an diesem Tag auf einen Klingelknopf drückt.
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Dass er nicht alle der rund 23.000 Haushalte aufsuchen konnte und "nach dem Zufallsprinzip" Straßenzüge aussuchte, liegt auf der Hand. Wichtig sei ihm trotzdem, mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Michael Maurer, Lehrer am Werner Heisenberg-Gymnasium, öffnet. Weil noch Schulferien sind, findet das Frühstück gemeinsam mit Ehefrau Nina, ebenfalls Lehrerin, und den beiden Kindern Noa und Felix erst jetzt statt. Nein, ein besonderes Anliegen an den möglichen künftigen Oberbürgermeister habe er nicht, sagt Maurer.
Oder vielleicht doch: Der Platz an der Skateboard- und BMX-Rampe unterhalb der Barbarabrücke sollte seiner Meinung nach asphaltiert werden: "Dies würde den Platz enorm aufwerten." Wenn es geregnet habe, sei das Umfeld mit der Wiese wenig einladend: "Der Platz hätte mehr Potenzial."
Seine Ehefrau bedauert, dass es für junge Familien oft schwierig sei, bezahlbaren Wohnraum zu finden - und den auch noch zentrumsnah. Just notiert und bedankt sich, die Kinder freuen sich über Luftballons.
Einige Häuser weiter gibt es das erste von vielen Komplimenten für Just an diesem Vormittag: "Sie sind mein Lieblingskandidat", äußert eine Mittfünfzigerin. Sie kenne ihn aus Hirschberg und wisse, was er dort in den vergangenen Jahren geleistet habe: "Sie schaffen das auch in Weinheim", gibt sie sich optimistisch.
"Weinheim spielt in einer anderen Liga", übt sich Just in Zurückhaltung. Von Versprechungen halte er nichts. Er werde aber versuchen, so viel wie möglich von dem in die Tat umzusetzen, was die Menschen von ihm erwarten.
Ob Hirschberg angesichts der Wahlkampftermine Justs bürgermeisterlich verwaist sei, fragt eine Weinheimerin. Nein, der Sitzungsdienst leide nicht unter dem Wahlkampf, beruhigt Just. Fritz Bletzer, sein Stellvertreter, halte die Stellung und "macht seine Sache ordentlich".
Das Wahlkampftrio ist schon einige Hundert Meter weiter, als Steven Schüßler hinterherkommt. Er habe zu spät auf das Klingeln reagiert, "wolle aber unbedingt dem künftigen OB die Hand schütteln", entschuldigt er sich: "Sie sind der Fähigste aller Kandidaten."
Mit Kritik an der in "vielen Bereichen stagnierenden Arbeit" der Verwaltungsspitze hält Schüßler nicht hinter dem Berg. Durch Just hoffe er "auf frischen Wind".
Im Neubaugebiet Lützelsachsen-Ebene, der ersten seiner neun Stadtteilstationen, sei immer wieder die Querung der B3 für die Kinder auf ihrem Weg zur Schule das "Brennpunktthema", berichtet Just. Viele junge Familien wohnen hier.
So wie früher "mehr Blumenschmuck in der Stadt" wünscht sich eine andere Anwohnerin. Das Ausfüllen des Stimmzettels sei ihr nicht schwergefallen: "Ich habe Sie schon per Briefwahl gewählt." Nach gut zweieinhalb Stunden ist das letzte Vormittagsziel erreicht.
Das Ehepaar Gudrun und Helmut Storch bittet die Wahlkämpfer auf ihre Terrasse. Auch hier schlägt Just und seiner bisherigen Arbeit viel Sympathie entgegen.



