Kandidat Simon Pflästerer stellte Wahl-Programm vor
Er will Kümmerer statt Kämmerer sein und er wisse, wo den Menschen der Schuh drückt,

Simon Pflästerer war der erste offizielle OB-Kandidat - und stellte jetzt auch als Erster sein Programm vor. Er verspricht, Weinheim mit universitären Angeboten zu bereichern. F.: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. "Ich trete an, um am 10. Juni Oberbürgermeister von Weinheim zu werden." Simon Pflästerer redet nicht lange um den heißen Brei herum, als er am Mittwochnachmittag mit Weinheims Ex-CDU-Stadtverbandsvorsitzendem Roger Schäfer, Inhaber der gleichnamigen Werbeagentur, der Presse sein Wahlprogramm vorstellt.
Klare Kante zeigt der 34-jährige Rechtsanwalt auch in seinen weiteren Ausführungen. Er kandidiere als "unabhängiger Kandidat der bürgerlichen Mitte, nominiert von der Wählervereinigung Weinheimer Liste, aber auch als Mitglied der CDU". Seine Familie sei seit Generationen sowohl dem "leiblichen Wohlergehen" der Weinheimer und ihrer Gäste, als auch dem "gesellschaftlichen Wohl" der Stadt verpflichtet, so der "Ur-Weinheimer".
Er wisse, wo den Menschen der Schuh drückt, sagt Pflästerer. Kontakt zu Bürgern hatte er oft, das beweise auch sein Lebenslauf. Während seines Jurastudiums habe er in den Betrieben der Familie nicht nur Metzgerei und Gastronomie von der Pike auf kennengelernt, sondern sei dabei mit vielen Menschen aus Weinheim und der Umgebung zusammengetroffen.
Weil er sich im Vorfeld seines Zweiten Staatsexamens auf Verwaltungs- und Baurecht spezialisiert habe, ist er davon überzeugt, sowohl die fachlichen, regionalen und kommunalen als auch die menschlichen Voraussetzungen für das Amt des OBs mitzubringen. Darüber hinaus sei er jung genug, um langfristige Ziele nicht nur zu formulieren, sondern auch anzupacken und voranzutreiben.
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"Ich denke Weinheim", erläutert Pflästerer sein Wahlkampfmotto. Die Stadt brauche keinen zweiten Stadtkämmerer: "Weinheim braucht einen OB, der für die Menschen das Flair erhält, das nicht nur diejenigen schätzen, die hier wohnen, sondern auch Leute, die uns besuchen". Zudem solle ein OB frei von politischer Bindung sein.
Erreichen und umsetzen will er dies durch eine "umwelt- und verantwortungsbewusste Wirtschaftspolitik", eine "nachhaltige Finanzpolitik", die Erhöhung der "Standortattraktivität", die Schaffung von "Wohnraum, der alle familiären Bedürfnisse abdeckt", eine "mobile und soziale Stadt" sowie ein "breit gefächertes Bildungsangebot". Konkret widersetzt sich Pflästerer einer weiteren Bodenversiegelung und plädiert stattdessen für eine konsequente Renaturierung nicht mehr genutzter Flächen. Investitionen müssten auf ihre Sinnhaftigkeit und Dringlichkeit sowie auf ihre Finanzierbarkeit mit vorhandenen Mitteln überprüft werden.
Haushaltskonsolidierung könne nur gelingen, wenn Ausgaben reduziert würden. "Immer nur Einnahmen und damit Steuern erhöhen, ist nicht das Mittel der Wahl." Hierauf gelte es auch den neuen Flächennutzungsplan abzustimmen.
Weitere Grundsätze seines Wahlprogramms "Was zu tun ist": Junge Familien und Menschen, die auf Hilfe der Gemeinschaft angewiesen sind, sollen ebenso bezahlbaren Wohnraum vorfinden wie erfolgreiche Unternehmer. Mit Blick auf die Ortsteile lehnt Pflästerer die Unechte Teilortswahl ab, plädiert aber gleichzeitig für eine Stärkung der Ortschaftsräte und derer Befugnisse.
In puncto Bildungsangebote macht er sich für deren Optimierung und Ausbau stark. Verwirklicht werden soll dies unter anderem durch Kooperationen mit den nahen Hochschulstädten sowie "mit Ausgliederungen von Hochschulen nach Weinheim, um neue Chancen zu schaffen". Last but not least gilt es für den Kandidaten die durch die Landwirtschaft geprägten Wurzeln und Lebensgrundlagen des ehemaligen "Ackerbürgerstädtchens" zu schützen und zu pflegen. Dies beinhaltet auch, "keine Windkraftanlagen auf der Hangkante und in der Ebene" zuzulassen.
Mit "Datenverkehr statt Autoverkehr" überschreibt er die Aufgabe, die Chancen der Digitalisierung und des Breitbandausbaus zu nutzen. Der Anschluss der Ortsteile an die Zukunft und die damit verbundene Verlagerung von Arbeitsplätzen näher zu Menschen genieße Priorität.