Heidelberger Haushalt

Schulen-"Doppelwumms", Neun-Euro-Ticket und Wohn-Referat

Der Gemeinderat verabschiedet den Doppelhaushalt: Es soll mehr Tempo bei der Schulsanierung geben und klare Aufgaben für neues Wohn-Referat.

22.07.2023 UPDATE: 22.07.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Besonders für Schüler bis 21 Jahre und einkommensschwache Haushalte bleibt der Nahverkehr günstig. Sie zahlen nun neun statt bisher drei Euro pro Monat. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Es war ein wahrer Kraftakt für die 48 Mitglieder des Gemeinderats. Seit der Haushaltseinbringung durch Oberbürgermeister Eckart Würzner am 20. April und der Online-Beteiligung für Bürger (bis 8. Mai) blieb ihnen nur wenig Zeit, um das 1100 Seiten starke Dokument zu durchforsten und darüber zu beraten. Doch am Ende haben sie es geschafft.

Hintergrund

Die Haushaltsreden der Fraktionen im Wortlaut:

Das sagt die Grünen-Fraktion zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156007

Das sagt die CDU-Fraktion

[+] Lesen Sie mehr

Die Haushaltsreden der Fraktionen im Wortlaut:

Das sagt die Grünen-Fraktion zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156007

Das sagt die CDU-Fraktion zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156019

Das sagt die SPD-Fraktion zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156010

Das sagt die Fraktion "Die Heidelberger" zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156025

Das sagt die Fraktion "Die Linke" zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156043

Das sagt die FDP-Fraktion zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156061

Das sagt die Fraktion GAL/Freie Wähler zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156076

Das sagt die Fraktion "Bunte Linke" zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156079

Das sagt Waseem Butt (Heidelberg in Bewegung) zum Haushalt: https://www.rnz.de/ar.1156067

[-] Weniger anzeigen

Mehrfach lobend wurde in diesem Zusammenhang Grünen-Stadtrat Felix Grädler genannt, der die Verhandlungen koordinierte. Fast alle Fraktionen – bis auf die AfD (zwei Sitze) und Einzelstadtrat Björn Leuzinger (die Partei) – konnten sich somit in letzter Minute auf ein gemeinsames Änderungspaket einigen. Und so verabschiedeten sie am Donnerstag mit nur zwei Gegenstimmen den neuen Doppelhaushalt der Stadt Heidelberg.

Alle Fraktionen konnten am Ende eigene Schwerpunkte setzen und mussten dabei auch ein paar Kröten schlucken. Das Paket beinhaltete am Ende 180 einzelne Änderungen. Wir haben einige der wichtigsten zusammengestellt:

> Stadträte wollen einen "Doppelwumms" für die Schulsanierung. "Es kann nicht sein, dass die Zukunft unserer Gesellschaft mit stinkenden Toiletten und aus dem Rahmen fallenden Fenstern umgehen muss", brachte es Judith Marggraf (GAL) auf den Punkt und forderte einen "Doppelwumms" für die Schulsanierung. Alle Fraktionen begrüßten daher, den SPD-Vorstoß, das Thema mittelfristig ganz neu anzugehen. So soll nicht nur eine neue Arbeitsgruppe aus Gemeinderatsvertretern, Schulleitungen und Gesamtelternbeirat einen einheitlichen Kriterienkatalog für die Priorisierung der anstehenden Modernisierungen und Renovierungen festlegen.

Auch interessant
Heidelberger Haushalt: Schulden und Einnahmen sind auf Rekordniveau
Heidelberg: Wo die Millionen aus dem Haushalt landen
Heidelberg: Das wollen die Fraktionen im Haushalt ändern

Vor allem sollen einige der Schulen an die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) übertragen werden, damit diese sie saniert und modernisiert, in ihr Portfolio übernimmt, betreibt, unterhält und weiterentwickelt. Auf diese Weise könnten in den nächsten sechs Jahren weitere 140 Millionen Euro für die Schulsanierung locker gemacht werden.

Die bereits im städtischen Doppelhaushalt und der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehenen Gelder bleiben davon unberührt. Die Fraktionen haben sie im Vergleich zum Haushaltsentwurf sogar nochmal erhöht. Das Bunsen-Gymnasium zum Beispiel findet sich nun doch im Doppelhaushalt wieder: 300.000 Euro Planungsmittel für die Sanierung der Sporthalle und die Verbesserung der Essenssituation stellen die Stadträte zusätzlich zur Verfügung.

Lehrer, Elternschaft und Schüler des Bunsen-Gymnasiums waren im Vorfeld der Haushaltsberatungen empört, dass die Sanierung der Sporthalle mal wieder auf die lange Bank geschoben werden sollte. Nun stellte der Gemeinderat doch Planungsmittel in den Haushalt ein. Foto: Hentschel

Noch in diesem Jahr soll ein Koordinator Schulsanierung eingestellt werden, was 2023 mit 20.000, im nächsten Jahr mit 80.000 Euro zu Buche schlagen wird. Nach eigenen Angaben hat die Stadt seit 2006 bereits mehr als 300 Millionen Euro in die Modernisierung von Schulgebäuden investiert.

> Das Referat für Wohnen und aktive Bodenpolitik bekommt mehr Mittel und mehr Kompetenzen. Es war eines der Wahlversprechen von Oberbürgermeister Eckart Würzner, die Idee seines einstigen SPD-Gegenkandidaten Sören Michelsburg umzusetzen. Nun haben die Stadträte das Referat mit deutlich mehr Kompetenzen ausgestattet und den Aufgabenbereich konkretisiert. Der Grundstücksfonds wird auf 10 Millionen jährlich aufgestockt.

Damit sollen Flächen in Patrick-Henry-Village und unbebaute Grundstücke aufgekauft und teilweise in Erbbaurecht vergeben werden. Ziel ist es, bezahlbare Wohnungen für Familien und Beschäftigte systemrelevanter Berufe wie Pflegekräfte und Erzieher sowie mehr geförderte Wohnungen zu schaffen. Eine Aufstockung von Bestandsgebäuden soll genauso gefördert werden wie eine stadtweite Wohnungstauschbörse und eine Anlaufstelle für gemeinwohlorientierte Baugruppen.

Auch die GGH soll mit einer Eigenkapitalerhöhung von einer Million in diesem Jahr und zwei Millionen Euro im nächsten Jahr gestärkt werden.

> Aus dem Drei-Euro- wird ein Neun-Euro-Ticket. Der öffentliche Nahverkehr soll weiterhin für Familien mit Kindern und einkommensschwache Haushalte, die den Heidelberg-Pass besitzen, sehr günstig bleiben. Allerdings verständigten sich die Fraktionen auf einen Kompromiss: Schüler bis 21 Jahre sollen künftig neun statt bisher drei Euro für ihr Monatsticket bezahlen. Die städtischen Zuschüsse für das "Ticket ab 60" hingegen entfallen.

Insgesamt erhoffen sich die Stadträte durch die Einsparungen im Rahmen des Projekts "HD Mobility" Einsparungen von mehr als eine Million Euro im Jahr. Nach der Sitzung des Mobilitätsausschusses hatte es kurzfristig sogar danach ausgesehen, dass die Stadt noch viel mehr sparen könnte. Die Mehrheit hatte vorgeschlagen, den Preis für ein Schülerticket auf 19 Euro festzusetzen, wodurch die städtischen Zuschüsse noch deutlicher gesunken wären.

> Heidelberg investiert noch mehr in den Klimaschutz und die Klimaanpassung. Etliche Änderungsanträge beschäftigen sich mit diesem Themenkomplex: Die Änderungsanträge mit einem Volumen von teils mehreren Hunderttausend Euro reichen von Entsiegelung, Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Dächern bis zu Trinkwasserbrunnen.

Info: Alle Zahlen zum Haushalt unter www.heidelberg.de/haushalt 

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.