Schmähplakate gegen Hopp

Täter-Identifizierung läuft auf Hochtouren (Update, plus Fotogalerie)

Baumann spricht von Morddrohung - DFB ermittelt

22.02.2020 UPDATE: 24.02.2020 14:00 Uhr 4 Minuten, 46 Sekunden
Hopp-Transparent
Gladbacher Fans zeigen ein Transparent mit dem Konterfei von Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Mönchengladbach. (dpa-lsw) Die Identifizierung der Täter, die das Fadenkreuz-Plakat gegen Dietmar Hopp beim Bundesligaspiel in Mönchengladbach gezeigt haben, läuft auf Hochtouren. Allerdings wird die Auswertung von Video- und Fotoaufnahmen einige Zeit dauern. "Das ist Detailarbeit", sagte Borussias Mediendirektor Markus Aretz am Montag. Dem Verein ist daran gelegen, die Täter ausfindig zu machen und mit Stadionverboten zu belegen. "Da geht es mir gar nicht um Geld, was als Strafe für den Club folgen wird, sondern darum, diese Leute aus dem Stadion zu kriegen", sagte Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers der "Rheinischen Post".

Unterstützung erhält der Club von der Polizei. Neben der Auswertung von Videomaterial werden auch andere Spuren verfolgt. "Gut ein Dutzend Maleranzüge, mit denen sich die Rädelsführer unkenntlich gemacht hatten, sind sichergestellt und werden auf Spuren untersucht", sagte Mönchengladbachs Polizei-Präsident Mathis Wiesselmann der "RP".

Der Club wurde vom Deutschen Fußball-Bund zu einer Stellungnahme aufgefordert, der Kontrollausschuss wird ein Ermittlungsverfahren einleiten. Die Beleidigungen und Schmähungen aus der Nordkurve im Borussia-Park gegen Hoffenheims Mehrheitseigner und Mäzen hatten am Samstag fast zum Abbruch der Bundesliga-Partie gegen 1899 Hoffenheim geführt.

Update: Montag, 24. Februar 2020, 14.01 Uhr


Mönchengladbach. (dpa/run) Trainer Alfred Schreuder von 1899 Hoffenheim hat wegen der Schmähplakate gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp im Bundesliga-Spiel bei Borussia Mönchengladbach erwogen, seine Mannschaft vom Feld zu schicken. "Ich habe gesagt: Wenn das Plakat nicht verschwindet, gehen wir heim. Dann können sie die drei Punkte haben", sagte der Niederländer nach dem 1:1. Die Plakate Gladbacher Fans kurz nach der Pause hatten sogar zu einer Spielunterbrechung durch Schiedsrichter Felix Brych geführt.

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"Hurensöhne beleidigen einen Hurensohn und werden von Hurensöhnen bestraft", stand in der Nordkurve. Eine Reaktion auf das Urteil des Sportgerichts des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), das Borussia Dortmund wegen Beleidigungen von Hopp zum Fan-Ausschluss bei den kommenden beiden Spielen in Hoffenheim verurteilt hatte. Nachdem Ordner intervenierten, verschwand das Plakat ebenso wie eines mit einem Hopp-Gesicht im Fadenkreuz. Gladbachs Manager Max Eberl und Kapitän Lars Stindl waren ebenfalls in die Kurve gegangen, um auf die Fans einzureden. "Ich schäme mich. Diese Spielunterbrechung entsetzt mich. Das sind Hornochsen gewesen", sagte Gladbachs Manager.

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TSG-Torhüter Oliver Baumann war ebenfalls schockiert und fand bei "Sky" deutliche Worte: "So ein Plakat fällt schon unter Morddrohung, so etwas geht gar nicht".

Eberl hat nach den Schmäh-Plakaten gegen Hopp die Fans aufgefordert, die Übeltäter dem Verein zu melden. "Natürlich hoffen wir, dass wir diese Menschen finden und ausschließen. Und wenn nicht wir sie finden, dann vielleicht andere in der Fankurve", sagte Eberl nach dem 1:1 in Liga-Spiel.

"Ich hoffe, dass es in der Kurve Solidarität gibt. Menschen, die andere identifizieren und sagen, der war es. Wir haben in Münster gesehen, dass so etwas möglich ist." Beim Drittliga-Spiel von Münster gegen Würzburg hatten Fans den Ordnern den Zuschauer gezeigt, der Affenlaute in Richtung des Würzburger Spielers Leroy Kwadwo gemacht hatte.

Eberl freute sich schon über die erste Reaktion der Fans. "Ich hoffe, dass die Leute draußen die Meinung von 30, 40 oder 50 Vollidioten nicht als die Meinung des Vereins ansehen", sagte er: "Aber die anderen Fans haben sie niedergepfiffen. Das sind Reaktionen, die man sich wünscht."

Auf die Frage, wie solche Plakate ins Stadion gelangen, sagte der Manager. "Auch wir werden uns hinterfragen. Aber die Menschen am Eingang tun ihr Bestmögliches, solches Plakate zu finden. Inzwischen ist das ein bisschen wie Räuber und Gendarm. Sie finden immer Wege, solche unsäglichen Plakate ins Stadion zu bringen."

DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat Referee Felix Brych derweil ausdrücklich für die Spielunterbrechung gratuliert. "Großer Dank und Respekt für FIFA-Schiedsrichter Felix Brych, der das Bundesligaspiel Borussia Mönchengladbach gegen TSG 1899 Hoffenheim gestern in der 50. Minute solange unterbrach, bis ein von Ultras gezeigtes Fadenkreuz mit dem Gesicht von Dietmar Hopp aus dem Block entfernt worden ist", schrieb Koch am Sonntagmorgen auf seiner Facebook-Seite. Es müsse "endlich Schluss sein mit menschenverachtenden Gewaltaufrufen", fügte er an.

In Folge des Fadenkreuz-Plakats positionierten sich am Samstag Fans,  Spieler und Funktionäre der Borussia umgehend. In der Kurve waren "Ultras raus"-Sprechchöre und laute Pfiffe zu hören. Dass die Fanhilfe das Plakat als "(grob formulierte) Kritik" an  Hoffenheim-Mäzen Hopp und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) relativierte, machte Koch besonders ungehalten. "Fußball, wie die Fans ihn wollen, ist unter solchen Rahmenbedingungen nicht möglich, und deshalb müssen die Stadionordnungen in den Kurven konsequent durchgesetzt werden", schrieb der Funktionär.

Der DFB-Kontrollausschuss wird ein Ermittlungsverfahren einleiten. Dies teilte der Deutsche Fußball-Bund am Sonntag in Frankfurt/Main mit. Dabei werde Borussia Mönchengladbach zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Update: Sonntag, 23. Februar 2020, 13.55 Uhr


Gladbach. (pami/dpa) Borussia Mönchengladbachs eindrucksvolle Heimserie ist in letzter Sekunde gerissen. Nach acht Heimsiegen in Serie kam die Borussia am Samstag gegen 1899 Hoffenheim nur zu einem 1:1 (1:0). Joker Lucas Ribeiro sicherte den Gästen bei seinem Bundesliga-Debüt den Punkt (90.+2). Die Borussia hat auf Tabellenführer FC Bayern München nun sechs Punkte Rückstand. Allerdings wissen die Gladbacher noch das wegen Sturmtief "Sabine" ausgefallene Derby gegen den 1. FC Köln in der Hinterhand, das am 11. März nachgeholt wird.

Die Hoffenheimer vermieden die dritte Niederlage in Serie und einen weiteren Rückschlag im Kampf um einen Europa-League-Platz. Nationalspieler Matthias Ginter hatte Gladbach mit seinem ersten Saisontreffer in Führung geschossen (11.), Alassane Pléa scheiterte mit einem Handelfmeter an TSG-Keeper Oliver Baumann (75.). Ein Treffer des Franzosen wurde per Videobeweis aberkannt (83.).

Negativer Höhepunkt waren Schmähplakate Gladbacher Fans kurz nach der Pause gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, die sogar zu einer Spielunterbrechung durch Schiedsrichter Felix Brych führten. "Hurensöhne beleidigen einen Hurensohn und werden von Hurensöhnen bestraft", stand in der Nordkurve. Eine Reaktion auf das Urteil des Sportgerichts des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), das Borussia Dortmund wegen Beleidigungen von Hopp zum Fan-Ausschluss bei den kommenden beiden Spielen in Hoffenheim verurteilt hatte. Nachdem Ordner intervenierten, verschwand das Plakat ebenso wie eines mit einem Hopp-Gesicht im Fadenkreuz. Gladbachs Manager Max Eberl und Kapitän Lars Stindl gingen in die Kurve, um auf die Fans einzureden. 

Bei den Gästen begann Nationalspieler Sebastian Rudy in seinem Rekordspiel hinten rechts, wo er mit Marcus Thuram große Probleme hatte. Durch seinen 217. Bundesliga-Einsatz für die TSG zog Rudy an Andreas Beck vorbei. Gleich mit dem ersten Schuss aufs Tor gingen die Gladbacher in Führung, als Thuram den Ball nach einem Eckball zu Ginter blockte. Dessen Rechtsschuss aus zwölf Metern schien nicht unhaltbar, doch Oliver Baumann hatte ihn offenbar zu spät gesehen. Für Ginter war es der erste Pflichtspiel-Treffer seit Mai, als er beim 2:2 auch gegen Hoffenheim getroffen hatte.

Die Gäste mussten nach rund 20 Minuten einen weiteren personellen Rückschlag in der geplagten Offensive hinnehmen. Nachdem Torjäger Andrej Kramaric wegen Leistenproblemen kurzfristig ausgefallen war und auch Sargis Adamyan und der Langzeitverletzte Ishak Belfodil fehlten, verletzte sich in Munas Dabbur bereits der vierte Stürmer und musste nach minutenlanger Behandlungspause vom Feld. Der Israeli hatte sich ohne Gegner-Einwirkung das Knie verdreht.

Die Partie war bis zur Pause zerfahren. Kurz vor der Pause hatte Gladbach durch Ginter (41.) und Thuram (45.+1) noch Chancen. Diese parierte Baumann aber ebenso gut wie die von Florian Neuhaus (53.) und Plea (54.) kurz nach der Pause. Baumanns Licht und Schatten setzte sich fort, als er erst einen Schuss von Thuram leichtfertig durchrutschen ließ und dann vor der Linie wegschlug (61.) und schließlich sogar Pléas Strafstoß hielt.

So spielte die TSG:

Baumann, Rudy, Nordtveit, Hübner, Zuber, Grillitsch (87. Lucas Ribeiro), Samassekou, Skov, Baumgartner, Bruun Larsen (82. Beier), Dabbur (26. Bebou)

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