SpVgg. Neckarsteinach

Ex-Profi-Torwart Rick Wulle schießt jetzt Tore am Fließband

"Dann knallt es die ganze Zeit": Wulle schoss in drei Spielen 15 Tore und die RNZ untersucht: Hatte der ehemalige Profi-Torwart die falsche Position?

04.09.2025 UPDATE: 04.09.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Foto: PIX

Von Wolfgang Brück

Neckarsteinach. Matthias Born ist neugierig geworden. Der Trainer, der den FC-Astoria Walldorf elf Jahre in der Regionalliga hielt, wird demnächst ein Spiel der Kreisklasse B besuchen. Ein ehemaliger Spieler des 53-jährigen Walldorfers sorgt für fette Schlagzeilen. Ex-Profi Rick Wulle, der neun Zweitliga-Spiele für den SV Sandhausen bestritt, hat das Fach gewechselt. Der Torwart schießt jetzt Tore am Fließband.

50 waren es in der zurückliegenden Saison, in der sein neuer Verein, die Spielvereinigung Neckarsteinach, Meister der Kreisklasse C wurde. 15 sind es nach den ersten drei Spielen in der B-Klasse. Beim 5:0-Sieg am Sonntag gegen Mauer schoss Wulle alle fünf Tore.

Hatte der Mann die falsche Position. Hätte er als Stürmer mehr erreicht als im Tor? In der Jugend der DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal wechselte Rick manchmal nach der Halbzeit vom Tor in den Angriff. Doch weil Oliver Kahn sein Idol war und Vater Thomas Torwart, traf Rick Wulle mit zwölf eine Entscheidung. Von Walldorf ging der Ziegelhäuser zum SV Sandhausen. In den sieben Jahren am Hardtwald hätte es besser laufen können. Er erlitt einen Kreuzbandriss und Schulterverletzungen, der damalige Sportchef Mikayil Kabaca setzte ihm einen mittelmäßigen Konkurrenten vor die Nase, als Wulle gerade dabei war, durchzustarten.

Als ihn die schweren Verletzungen vor drei Jahren zwangen, mit 28 die Karriere als Profi zu beenden, schien die Rückkehr zum Heimatverein vorgezeichnet. Christoph Dostal war skeptisch, ob Wulles Wunsch, im Feld zu spielen, Sinn mache. Heute sagt der Ziegelhäuser Fußball-Chef: "Rick hätte auch in der Landes- und Verbandsliga seine Tore gemacht. "Er ist stark am Ball, geht mit Power in die Zweikämpfe."

Auch interessant
Florian Hofstätter hat große Fußball-Pläne: Juniorchef der "Weißen Flotte" rüstet SpVgg Neckarsteinach auf
Neckarsteinach/Schönau: Wie "Königin Silvia" die alten Rivalen SpVgg und VfB zusammenbringt
SpVgg Neckarsteinach: Meisterfeier mit Fahrt auf der "Königin Silvia" nach Heidelberg?

Wenn die auf 1.88 Meter verteilten 88 Kilo ins Rollen kommen, gibt es kein Halten. "Dann knallt es die ganze Zeit", freut sich Florian Hofstätter. Der 34-jährige Chef der "Weißen Flotte" hat große Pläne mit seinem Heimatverein. Der smarte Jung-Unternehmer verpflichtete mit Thorben Stadler (Fortuna Heddesheim), Levin Sandmann (1. FC Bruchsal) sowie den ehemaligen Neuenheimern Oliver Kubis, Dominik Räder und Steven Ulrich fünf Verbandsliga-Spieler. "Rick profitiert davon, dass er jetzt in einer besseren Mannschaft spielt", sagt Hofstätter.

"Rick ist topfit, was in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit ist", meint "Matze" Born. "Er hat unbändige Lust, Fußball zu spielen, fehlt bei keinem Training", erklärt Steffen Dispan, der nach Meisterschaft und Aufstieg das Trainer-Amt an Miro Weiher abgab.

Der Modell-Athlet führt auch privat und beruflich ein mustergültiges Leben. Die Familie mit Frau Lina und den Töchtern Mila (4) und Lou (2) steht an erster Stelle. Ab Januar sind die Wulles zu fünft. Der studierte Sport-Fachwirt arbeitet bei der TSG Hoffenheim und für "Anpfifft ins Leben", er ist von Ziegelhausen nach Wiesloch gezogen und will "den Ball flach halten."

Das ist nicht immer einfach bei dem ehrgeizigen Projekt. Zwar hat der oberste Heidelberger Fußballer Johannes Kolmer bei einem Treffen der Rhein-Neckar-Zeitung auf dem Neckar vor Hirschhorn seinen Segen gegeben, doch nicht alle klatschen Beifall. Bei der 1:2-Niederlage im Pokal-Achtelfinale war der Jubel der Anhänger des FC Rot II groß, als ein Ball den vor dem Sportplatz geparkten Porsche des Mäzen traf. Hofstätter nimmt’s mit Humor. Hauptsache, er hat noch einen Parkplatz. Mittlerweile kommen regelmäßig über 200 Zuschauer. Der "Weiße Flotte"-Chef empfiehlt, mit dem Schiff anzureisen.

Auf der "Königin Silvia" fand diese Woche eine Netzwerk-Veranstaltung mit 140 Gästen statt. Den Ball flach halten, war nicht das vornehmste Ziel. Wer wie Rick Wulle in drei Spielen 15 Tore schießt, der fordert zu Hochrechnungen heraus. "Ich komme auf 150 Tore, aber 70 bis 80 wären auch okay", schmunzelt Hofstätter.

In Dielheim verbeugt sich Volkan Centinkaya. "Für mich ist Neckarsteinach der Top-Favorit im Kreispokal", sagt der Trainer. Am 1. Oktober spielen die Tabellenführer der B-Klasse und Kreisliga um den Einzug ins Viertelfinale.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.