Wie "Königin Silvia" die alten Rivalen SpVgg und VfB zusammenbringt
Nach Krimi und Lustspiel zeichnet sich im Steinachtal ein Happy End ab. Das ist indirekt der Königin von Schweden zu verdanken.

Von Wolfgang Brück
Heidelberg. Der kleine Carl hat einen umsichtigen Opa. Wenn die Schiffe wieder fahren, darf er mit dem Kapitän auf die Kommando-Brücke der "Königin Silvia". "Darauf habe ich bestanden. Es war Teil der Vereinbarungen", schmunzelt Wolfgang Gauweiler. Der Deal, den der Präsident des VfB Schönau mit Florian Hofstätter, dem Chef der "Weißen Flotte", schloss, sieht vor, dass ab Sommer Schönau/Altneudorf und die zweite Mannschaft der SpVgg Neckarsteinach eine Spielgemeinschaft in der Kreisklasse C bilden werden.
Hätte vor einem halben Jahrhundert im Steinachtal einer diesen Gedanken auch nur geäußert, man hätte ihn in den Neckar gejagt. Nach einem 3:3 vor der Rekordkulisse von 700 Zuschauern, mit dem die SpVgg Neckarsteinach dem VfB Schönau den sicher geglaubten Aufstieg vermasselte, wurden des Nachts beide Tore auf dem Sportplatz der Spielverderber abgesägt.
Sogar "Bild" berichtete darüber. 2000 Mark soll der Sachschaden betragen haben. Die Täter wurden nie gefasst, obgleich das Neckarsteinacher Gemeindeblatt einen kriminalistisch wertvollen Hinweis gab: Fachmänner seien am Werk gewesen.
52 Jahre später geht es nicht mehr um Torpfosten, sondern um die Existenz eines Fußballvereins. Gauweiler gibt zu: "Wir hätten für die kommende Saison nicht genügend Spieler zusammen bekommen."
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Christine Schneider, die einzige Trainerin einer Männer-Mannschaft im Fußballkreis Heidelberg, hört zum Runden-Ende auf. Auch ihr Bruder Manuel, Marco Schupp und Daniel Grams werden wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Abstieg aus der B-Klasse steht so gut wie fest. Beim Aufstieg hatte Gauweiler eine Wette eingelöst und sich eine Glatze scheren lassen. Die Haare sind wieder gewachsen, von der sportlichen Entwicklung kann man das nicht behaupten.
Während in Schönau Mangel herrscht, ist vier Kilometer weiter Überfluss. Erfolg macht sexy. Beim 3:1-Sieg bei der TSG Rohrbach saßen nicht weniger als zehn Spieler auf der Bank, sieben hatten es nicht in den Kader geschafft. In der Winterpause rüstete der Tabellenführer der Kreisklasse C Staffel 2 noch mal auf. Samuel Janssens kam vom Kreisligisten SG Heidelberg-Kirchheim II, Semuhz Temiz und Amon Gilles Laport fanden eine neue Heimat, nachdem die SG Wiesenbach abmelden musste.
Neckarsteinach eilt von Sieg zu Sieg. In 14 Spielen gab es 14 Siege. Rick Wulle, Torwart beim damaligen Zweitligisten SV Sandhausen, führt vor Spielertrainer Steffen Dispan die Torschützenliste an. Aus seinem ehrgeizigen Ziel macht Hofstätter, der selbst noch mitspielt, keinen Hehl. "Wir wollen in die Kreisliga. Aber das ist nur der Anfang."
Der 34-jährige Unternehmer, der mit neun Schiffen, einem Restaurant und einen Klub einen Jahresumsatz von sieben Millionen Euro macht und knapp hundert Mitarbeiter beschäftigt, sagt über sein Engagement: "Neckarsteinach ist mein Heimatverein. Einige Spieler, die ich geholt habe, sind auch meine Freunde."
Die Vier-Burgen-Stadt, Heimat von Lorenz Schmitt, Bernd Vollmer und den Brüdern Ralf und Frank Jeck, hat Tradition. Einmal wach geküsst, befördern ortsansässige Geschäftsleute wie der Gartenbau-Betrieb Stefan Hach oder der Heizungsbauer Dirk Gärtner den Aufschwung.
Nur Vorteile sieht Wolfgang Gauweiler. Er sagt: "Es ist eine Win-Win-Situation." Manfred Hesse, der in Schönau Fußball spielte, als der VfB der 2. Amateurliga angehörte, das Klubhaus mit baute und noch an Autos schraubt, obwohl er auf die achtzig zugeht, ist pragmatisch. Er meint: "Die Zeiten der Rivalität sind vorbei. Allein geht heutzutage nichts mehr."