Kein Fernsehen, kein Internet, kein Telefon
Dieser Zustand besteht bereits seit einer Woche

Johann (M.) und Renate Zink haben seit einigen Tagen keinen Fernsehempfang mehr. Das kennt auch Nachbar Stefan Bachmann mit seinen Kindern Tom und Leonie. Foto: Geschwill
Eppelheim. (aham) Während wenige Meter vor ihrem Haus die Autos auf der Autobahn 5 entlang rauschen, sind einige Bewohner der Freiherr-von-Drais-Straße abgehängt. Seit über einer Woche sind die Kunden von "Unitymedia" ohne Fernsehen, Telefon und Internet. Und ihr Ärger wächst mit jedem Tag.
Einer von ihnen ist Johann Zink. Der 76-Jährige berichtet: "Auf einmal war das Telefon tot, das Internet weg und im Fernsehen liefen nur noch zwei Kanäle: ein englischer und ein französischer." Doch auch die sind inzwischen vermurkst. Auf den anderen Sendern ist außer "Gries" gar nichts zu erkennen. Zunächst dachte Zink, das sei nur eine kurzzeitige Störung, wie es seit Weihnachten schon vier Mal vorgekommen sei. Doch beim Gespräch mit den Nachbarn merkte er, er ist nicht allein mit dem Problem. Und als die Tage verstrichen, musste er feststellen, dass die Störung alles andere als vorübergehend ist. "Jetzt ist eine Woche vergangen", so der Rentner gegenüber der RNZ. "Aber außer Vertröstungen hat sich nichts getan."
Denn dass er abends nicht mehr die Nachrichten schauen und seine Frau nicht mehr im Internet surfen kann, ist nur das eine Ärgernis. Fast noch mehr stört den Eppelheimer, dass er seinen Anbieter nicht erreichen kann. Am Freitag letzter Woche, als er das Problem bemerkte, rief er über sein Handy bei Unitymedia an. "Nach 25 Minuten in der Warteschleife habe ich aufgelegt", erinnert er sich. Er tat sich mit den Nachbarn zusammen, jeder versuchte es. "Und immer Warteschleife", so Zink. Einmal erklang eine Stimme am anderen Ende der Leitung. "Das war aber eine Computerstimme - und dann war die Leitung auch schon wieder tot."
Also versuchten es die Betroffenen der Freiherr-von-Drais-Straße mit dem analogen Weg: Sie statteten an verschiedenen Tagen dem Unitymedia-Geschäft im Heidelberger Stadtteil Rohrbach einen Besuch ab. "Doch da erhielt ich nur eine ganz vage Auskunft", erzählt Johann Zink. Demnach wisse das Unternehmen von der Störung, doch diese könne länger dauern. Man gab ihm eine Kölner Telefonnummer. "Da bin ich nie durchgekommen", so Zink.
Sein Nachbar Gisbert Kühner war etwas erfolgreicher. Er ist zumindest nach einer halben Stunde in der Warteschleife in ein Call-Center durchgekommen. Zufriedener ist der 67-Jährige trotzdem nicht: "Da hieß es nur gebetsmühlenartig: Wir sind da dran." Aber davon merkt er nichts - wenn auch der Rentner zu den "Glücklichen" gehört, bei dem "nur" der Fernseher nicht funktioniert. Telefon und Internet bezieht er von einem anderen Anbieter. "Gott sei Dank", entfährt es Kühner. Zudem betont er, dass er - und auch seine Nachbarn - einen Digitalreceiver hätten. Nach dem Analog-Aus am 1. Juni habe er auch noch fernsehen können. "Es ist aber schon verdächtig, dass die Störung so kurz nach der Umstellung passiert ist", so Kühner. Doch egal, wie stark die Einschränkungen der Betroffenen sind, sie fühlen sich alle gleich: abhängig und abgeschnitten.
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Auf eine Anfrage der RNZ erwiderte Unitymedia gestern übrigens: "Wir melden uns dazu bei Ihnen, sobald wir Näheres wissen." Also müssen sich die Nachbarn der Freiherr-von-Drais-Straße bis auf Weiteres mit der Autobahn vor der Tür begnügen. Nach einer zügigen Öffnung der Datenautobahn sieht es jedenfalls nicht aus.