Neckargemünd/Heidelberg

B37-Radspur soll für immer bleiben

Der Verkehrsversuch soll "verstetigt" werden. Die Kosten: Zwei Millionen Euro. Der Bund muss zustimmen.

12.01.2023 UPDATE: 12.01.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 14 Sekunden
Die Ampelanlage am Ortseingang von Neckargemünd soll fest installiert werden. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd/Heidelberg. Wird die Radspur auf der Bundesstraße B37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg wieder zurückgebaut oder bleibt sie? Diese Frage muss nun beantwortet werden, denn im Mai endet der zweijährige Verkehrsversuch. Mit diesem sollte bekanntlich der Nutzen erprobt werden.

Wenn es nach der Stadt Heidelberg – auf deren Gemarkung verläuft die Radspur fast ausschließlich – geht, dann bleibt der separate Weg für Radler für immer bestehen. Dies schlägt jedenfalls die Verwaltung zunächst dem Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität am Mittwoch, 18. Januar, vor. Ende Januar soll dann der Haupt- und Finanzausschuss beschließen und Anfang Februar der Gemeinderat.

Doch am Ende muss auch noch der Bund zustimmen, da es sich um eine Bundesstraße handelt. Ein Überblick:

> Der Verkehrsversuch: Schon lange gab es Pläne, eine der vier B37-Fahrspuren zwischen Neckargemünd und Heidelberg für Radler zu reservieren. Dies war jedoch rechtlich nicht möglich. Es war der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein aus Neckargemünd, der auf die Idee eines Verkehrsversuchs kam, mit dem die Wegnahme einer Fahrspur legitimiert werden kann.

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Anfang 2021 war es dann soweit: Die neckarseitige Fahrspur wurde mit massiven Betonelementen abgegrenzt. Am Beginn der Radspur am Ortseingang von Neckargemünd wurde eine provisorische Ampel aufgestellt, um Radlern das sichere Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. Neue Fahrbahnmarkierungen wurden aufgebracht und Ampelschaltungen geändert.

Die Kosten für den Umbau und die Miete der Betonelemente explodierten von anfangs genannten 400.000 auf dann 920.000 Euro. Die Hochschule Karlsruhe begleitete den Verkehrsversuch vor und nach dem Start wissenschaftlich mit Zählungen auch im Umland, um mögliche Verkehrsverlagerungen festzustellen.

> Die Zählungen: Die Daten aus dem Jahr 2021 waren wenig aussagekräftig, da es einige Pannen gab. So war ein Messgerät in Neckargemünd nach einem Unfall mit einem Auto wochenlang ausgefallen. Außerdem waren Akkus leer.

Damals wurde aber festgestellt, dass der Autoverkehr im Vergleich zu 2019 abgenommen hatte, was auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt wurde. Es wurde eine kleine Verlagerung des Verkehrs auf die andere Neckarseite registriert. Eine leichte Verschiebung gab es auf die L600, also die Route über Bammental und Gaiberg nach Heidelberg. Es war von "leichten Verdrängungseffekten" die Rede.

Auf der B37 selbst wurde keine Verschlechterung des Verkehrsflusses festgestellt. Im vergangenen Jahr wurden wieder mehr Fahrzeuge gezählt. Zu einer Überlastung der B37 sei es aber nicht gekommen. Ebenfalls sei eine weitere Verlagerung auf mögliche Ausweich­strecken nicht erkennbar. Die Zahl der Radler habe sich mit dem Verkehrsversuch deutlich erhöht – von rund 75 pro Tag im Jahr 2019 auf rund 300. Das Unfallgeschehen sei "absolut unauffällig".

> Die Stadt Heidelberg schlägt nun die "Verstetigung der Einrichtung" vor. Die Umsetzung soll aber nur unter der Voraussetzung erfolgen, dass auch der Bund zustimmt und die ihn betreffenden Kosten von rund 1,5 Millionen Euro für den Kauf der Betonleitwand und die Installation einer festen Ampelanlage in Neckargemünd übernimmt.

Die Kosten für Heidelberg betragen rund 150.000 Euro für die Betonleitwand auf städtischer Gemarkung und 350.000 Euro für "weitere bauliche Anpassungen". "Das Bestreben der Stadt und des Landes ist, den Verkehrsversuch zu verstetigen", heißt es. "Die dafür notwendigen Maßnahmen sollen gering gehalten werden und beziehen sich vor allen Dingen darauf, die Sicherheit zu erhöhen und die Wirtschaftlichkeit im Blick zu behalten."

> Die Maßnahmen: Die Betonleitwand mit Aufsatzelementen soll ebenso beibehalten werden wie die gelben Markierungen für den Radweg. Im Bereich der Kfz-Fahrbahn sollen die gelben Markierungen durch weiße ersetzt werden. Die provisorischen Schilder sollen fest installiert werden. Geplant ist zudem, die montierten Leitborde zu erneuern. Die provisorische Ampelanlage in Neckargemünd soll – wie erwähnt – fest installiert werden. An den Bushaltestellen ist zudem ein Blindenleitsystem geplant.

> Die Stadt Neckargemünd beurteilt den Verkehrsversuch positiv und würde eine dauerhafte Einrichtung begrüßen. "Die Radspur wird angenommen und bietet den Radfahrenden eine ebene, schnelle und sichere Verkehrsmöglichkeit zwischen Neckargemünd und Heidelberg", so Bürgermeister Frank Volk. Die Befürchtungen, dass sich Staus auf im Autoverkehr ergeben würden, sei nicht eingetreten.

Die dauerhafte Einrichtung dieser Radverbindung hält Volk für sinnvoll. Zugegebenermaßen sei die Nutzung des Rades bei warmer und trockener Witterung aber einfacher als bei Regen. Volk hat im vergangenen Juli durch Nutzung von Rad und öffentlichem Nahverkehr etwa 570 dienstliche Auto-Kilometer ersetzt – unter anderem durch mehrfache Nutzung der Radspur.

> Das Regierungspräsidium in Karlsruhe ist ebenfalls für die Radspur zuständig. Grundsätzlich seien die bisherigen Ergebnisse des Verkehrsversuchs nach Einschätzung des Landes positiv. Eine Rückmeldung seitens des Bundesministerium für Digitales und Infrastruktur stehe allerdings noch aus.

> Der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein gilt als "geistiger Vater" der Radspur. Der Neckargemünder freut sich über den Plan der Stadt Heidelberg und wirbt für eine Zustimmung. Die Entwicklung sei aber nicht überraschend. Er habe viel mehr Radfahrer auf der Strecke beobachtet als vorher. Und im Autoverkehr habe es keine Probleme gegeben.

Er habe viele positive Rückmeldungen erhalten. Katzenstein hofft derweil "mittelfristig auf eine baulich attraktivere Lösung". Da das Regenwasser auf dem Abschnitt der B37 schlecht ablaufe, müsse ohnehin gehandelt werden. Hierfür sei aber eine grundlegende Planung notwendig. Bis zu einem Umbau solle das Provisorium stehen bleiben. "Ein Abbau und späterer Wiederaufbau wäre absurd", so Katzenstein.

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