Zwischenbilanz des Verkehrsversuchs B37-Radspur
Leere Batterien und ein Autounfall: Nicht für alle Monate liegen verwertbare Daten zur Zahl der Radler vor.

Von Jonas Labrenz
Neckargemünd/Heidelberg. Ein Fahrstreifen der B37 ist seit Mai 2021 zwischen Schlierbach und Neckargemünd wegen eines Verkehrsversuchs gesperrt: Auf einer der vier Spuren sind nun Radfahrer in beide Richtungen unterwegs. Jetzt hat Jan Riel von der Hochschule Karlsruhe im Heidelberger Ausschuss für Klimaschutz und Mobilität am Mittwoch eine Zwischenbilanz gezogen. Ziel des bis ins Frühjahr 2023 andauernden Verkehrsversuchs ist es, herauszufinden, ob es für Autos zu Behinderungen kommt und wohin sie ausweichen. Außerdem geht es darum zu klären, ob das Angebot dazu führt, dass mehr Menschen auf der Strecke mit dem Fahrrad unterwegs sind.
"Von einer erdrutschartigen Verlagerung kann man nicht sprechen", sagte Riel über den Autoverkehr. Diese sei ausgeblieben: "Man muss nach der Verlagerung intensiv suchen." Bereits 2019 hatte die Hochschule mit Verkehrserhebungen begonnen, um die Vorher-Nachher-Zahlen gegenüberstellen zu können. Dabei waren die Bedingungen allerdings nicht optimal: "Wir haben alles mitgenommen – Baustellen, Corona, ein kaputt gefahrenes Gerät", so Riel. Die Forscher stellten fest: Wegen der Pandemie hat sich das Verkehrsaufkommen insgesamt um 17 Prozent verringert. Die Zahl der Radfahrer von Neckargemünd nach Heidelberg stieg von 76 (2019) auf im Mittel 300 am Tag von Juli bis August. Vielfach fehlten Daten: Teilweise wurden die Batterien im Messgerät nicht erneuert – und Mitte August setzte ein Autofahrer dem Gerät dann ein Ende.
An der B37 gab es auf Heidelberger Gemarkung deutlich weniger Verkehr im Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten und vor dem Versuch: So zählten die Forscher stadtauswärts 20 Prozent und stadteinwärts 39 Prozent weniger Autos. "Woher die 39 Prozent kommen, kann ich Ihnen nicht erklären", gab Riel zu. Am Ortsausgang Neckargemünd wurden nur 14 Prozent weniger Autos gezählt und auf der L534 bei Ziegelhausen 17 Prozent weniger. Die Schlussfolgerung der Forscher: "Eine (versuchsbedingte) Verdrängung des Verkehrs von der B37 auf die L534 oder L600 lässt sich daraus nicht ableiten." In den Spitzenzeiten betragen die Verlagerungen zwischen zwei und neun Prozent des Verkehrs auf den Ausweichstrecken, also 0,2 und 0,8 Kraftfahrzeuge pro Minute. Pandemie und Baustellen beeinflussen die Verlagerungen mehr als der Versuch.
"Die großen Probleme sind ausgeblieben und wir gehen nicht davon aus, dass der Versuch zurückgenommen wird", sagte Stadtrat Alexander Föhr (CDU) nach der Präsentation. Es sei ja allen bekannt, dass seine Fraktion nicht zu den "begeistertsten Anhängern" des Versuchs gehörte. Allerdings betonte er: "Es gibt Gewinner – aber auch Verlierer." Und diese verortete er an den Ausweichstrecken, etwa in Ziegelhausen. "Jetzt sind wir auch gefordert, die Nachteile derjenigen zu minimieren", so Föhr. Dem Einwand von Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, dass dort immer noch weniger los sei als vor der Pandemie, trat der CDU-Stadtrat entgegen: "Wir wollen Sie nicht schikanieren, sondern vorbereitet sein." Etwa für die Zeit nach der Pandemie. Der Teil des CDU-Antrags, der die Erarbeitung eines Konzepts vorsah, wie sich die negativen Auswirkungen für die Stadtteile Ziegelhausen und Neuenheim durch den Verkehrsversuch vermindern lassen, wurde mit acht zu drei Stimmen allerdings abgelehnt.
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