Streit um Leimener Rathausplatz

Bürgerinitiative stellte Alternativvorschläge vor

Der Rathausplatz könnte auch ein Stadtpark sein - Tiefgarage als Ersatz für die wegfallenden Parkplätze

08.09.2017 UPDATE: 09.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Wasserelemente, Ruhebänke, viel Grün: Auch so könnte nach Auffassung der Bürgerinitiative "Festhalle - Nein!" der Rathausplatz im Herzen von Leimen aussehen. Montage: BI

Von Thomas Frenzel

Leimen. Eines steht auch für Alexander Hahn fest, den Sprecher der Bürgerinitiative "Festhalle - Nein!": So bleiben, wie er seit Jahrzehnten ein Dasein als hässlicher Parkplatz fristet, soll der Leimener Rathausplatz nicht. Aber genauso deutlich besteht Hahn auf eine zweite Position: Einen "Betonklotz" wie das CMS-Projekt, das mit einem 60-Zimmer-Hotel plus Gastronomie plus Festhalle plus Tiefgarage den Rathausplatz "erschlägt" und den Hof der benachbarten Turmschule verkleinert, darf es auf gar keinen Fall geben. Deshalb werben die Festhallengegner für ein Ja beim Bürgerentscheid am 24. September, deshalb verteilen sie bis dahin 20.000 Flyer, deshalb organisieren sie Informationsstände und deshalb haben sie auch Alternativvorschläge für den künftigen Rathausplatz ausgearbeitet.

Nahezu 190 Vorschläge für einen künftigen Rathausplatz waren an die Bürgerinitiative (BI) herangetragen worden, berichtet Hahn. Diese wurden in den zurückliegenden drei Monaten ausgewertet. Zudem wurde die BI selbst aktiv: Vom Geografischen Institut der Universität Heidelberg nahm ein Seminar mit der Spezialausrichtung "Nachhaltige Stadtentwicklung" den Rathausplatz und auch die Bürgervorschläge unter die Lupe. Am Ende standen vor allem drei Gestaltungsvarianten, die aus Hahns Sicht eines auszeichnet: Sie sind für den Stadtkern allemal besser als eine massive fünfgeschossige CMS-Bebauung.

1. Stadtpark: Auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern ersetzt er den Parkplatz sowie die Fläche vor dem historischen Rathaus. Gepflasterte Wege führen durch die Grünanlagen, es werden Bäume gepflanzt und Bänke zum Verweilen aufgestellt. Es gibt eine Liegewiese. Der unterirdisch verlaufende Rösbach wird freigelegt oder speist Brunnen und großzügige Wasserläufe. Die BI schätzt die Kosten auf rund 350.000 Euro und verweist auf den Vorteil, dass dieser Stadtpark weitgehend von den Technischen Betrieben der Stadt realisiert werden könnte. Als abgespeckte Variante wäre auch eine Art Barockgarten mit reduzierten Wasseranteilen denkbar.

2. Erweiterung der Turmschule: Mit seitlichem Abstand zum historischen Rathaus, aber im Einklang mit dessen Achse entsteht ein Schulnebengebäude. Sein inklusive Dachausbau maximal viergeschossiger Hauptflügel reicht bis zur Bürgermeister-Lingg-Straße; ein zweigeschossiger Nebenflügel schließt den Rathausplatz zur Lingg-Straße ab und hält zum Gasthaus "Krone" hin ausreichend Abstand. Das Erdgeschoss des Hauptflügels wird als Mensa und Aula genutzt, der Seitenflügel dient als Ort der Begegnung. Alternativ ließe sich in dem Seitenflügel auch ein Rathaus-Café einrichten. Die Schulaula steht für Veranstaltungen von Stadt, Kunstverein oder Volkshochschule zur Verfügung. Mit einer Gesamtnutzfläche von maximal 1400 Quadratmetern bleibt das Projekt auf Bürgerwunsch unter den Empfehlungen des Städtebaulichen Wettbewerbs von 2007. Bauträger des von der BI auf rund 5,0 Millionen Euro geschätzten Projekts wäre als Schulträger die Stadt, die damit auf den von der Turmschule geäußerten Raumbedarf reagiert sowie der zunehmenden Nachfrage nach einer Ganztagsschule. Auf dem Rathausplatz werden Bäume gepflanzt und Wasserelemente geschaffen.

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3. Dienstleistungszentrum und Einzelhandel: Mit einer Nutzfläche von 1700 Quadratmetern, verteilt auf - inklusive Dach - vier Geschossen folgt diese Variante dem Städtebaulichen Wettbewerb. Der Grundriss des Projekts gleicht der Variante 2 und der Schulhof wird nicht verkleinert. Überirdische Parkdecks wie bei einer früher diskutierten privaten Variante sind nicht vorgesehen.

Allen drei Gestaltungsvarianten ist identisch, dass die gegenwärtigen rund 70 Stellplätze auf dem Rathausplatz ersetzt werden müssen. Sie sollen unterirdisch neu entstehen. Aus Sicht von BI-Sprecher Hahn besteht der Vorteil insbesondere der BI-Varianten 1 und 2 darin, dass sich der Stellplatzbedarf aufgrund der vorgesehenen Nutzung gegenüber der jetzigen Situation nicht oder nur unwesentlich erhöht. Bei dem CMS-Projekt sei dies anders, sagte Hahn: Die hierfür vorgesehenen 75 Stellplätze, an denen sich die Stadt mit Millionenaufwand beteiligen soll, reichten für die vorgesehene Hotel-, Festhallen- und Gastronomie-Nutzung nie und nimmer.

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