Bürgermeister Peter Seithel zieht Jahresbilanz
Und blickt voraus auf 2019 - Weinstadt rüstet sich für die Zukunft

Ein gutes neues Jahr wünscht Rauenbergs Bürgermeister Peter Seithel seinen Mitbürgern. Foto: Pfeifer
Rauenberg. (oé) Wenn Bürgermeister Peter Seithel jetzt am Jahreswechsel 2018/2019 zurückblickt auf das abgelaufene Jahr, dann kommt ihm zuallererst ein Ereignis in den Sinn, das vor ziemlich genau einem Jahr stattfand: am 14. Januar 2018. Rauenberg hatte zur Typisierungsaktion für die damals vierjährige Stella aufgerufen - und viele, viele kamen. Allein 1925 Menschen waren es bei der Typisierungsaktion der Gemeinde in der Kulturhalle, weitere Aktionen folgten.
Es war ein "Wahnsinnszuspruch", freut sich der Bürgermeister noch heute. Die Menschen reihten sich klaglos in die langen Warteschlangen ein, um zu helfen - darunter auch einer, der an jenem Tag auf der Autobahn unterwegs war und im Radio von der Typisierungsaktion hörte. Als er die Ausfahrt Rauenberg sah, fuhr er spontan ab, um sich ebenfalls typisieren zu lassen. Eine schöne Anekdote, wie der Bürgermeister findet. Noch viel schöner war, dass am Ende ein Knochenmarkspender für Stella gefunden werden konnte und das Kind dem Bürgermeister zufolge inzwischen "auf einem guten Weg" ist.
Für Peter Seithel war dies "ein wunderbarer Start" ins damals noch junge Jahr 2018. Der Rathaus-Chef ist noch immer begeistert von dem Zusammenhalt, der sich in der Aktion widergespiegelt hat. Egal, wen er angesprochen habe, jeder habe mitgeholfen, sagt Peter Seithel, für den dies durchaus "Symbolcharakter" hatte. Stellas Eltern haben es wohl ähnlich empfunden. Ihnen war es ein "Riesenbedürfnis", allen Beteiligten öffentlich zu danken. Bei der Rauenberger Sommernacht im Juli hatten sie Gelegenheit dazu - ein "emotionaler Moment", so der Rathaus-Chef.
Ein anderes segensreiches Projekt des Jahres 2018 in der Weinstadt ist die Gemeinwohlstiftung, die Rauenbergs verstorbener Ehrenbürger Hans Menges mit seinem Nachlass initiiert hat. Er hinterließ für den guten Zweck ein stattliches Vermögen "mit vielen tollen Immobilien", die allerdings auch in Schuss gehalten werden wollen, wie der Bürgermeister erläutert. All das in einen stabilen rechtlichen Rahmen zu betten und so aufzustellen, dass gemäß der Maßgabe des Stifters kein Wertverzehr stattfindet, erforderte dem Bürgermeister zufolge "viel Hintergrundarbeit".
Diese wurde 2018 geleistet und ist inzwischen abgeschlossen. Nun erhält die Stiftung eine Satzung und es werden die Modalitäten festgelegt, wie Fördermittel beantragt werden können. Auch ein erstes Projekt zeichnet sich dem Bürgermeister zufolge bereits ab: die Umnutzung des ehemaligen Wohnhauses des Stifters für einen sozialen Zweck.
Im abgelaufenen Jahr konnte die Kommune auch manches alte Problem auf schiedlich-friedliche Weise beilegen: an erster Stelle natürlich den Streit um die Ausgleichszahlungen, die Grundstückseigentümer im Sanierungsgebiet zum Abschluss der Stadtkernsanierung leisten mussten - als Ausgleich für rechnerisch ermittelte Wertsteigerungen ihrer Grundstücke. Teilweise kamen dabei zunächst fünfstellige Beträge zusammen.
All dies schlug hohe Wellen - nicht nur bei den betroffenen Grundeigentümern, die eine Bürgerinitiative gründeten, sondern auch überregional, wo der "Fall Rauenberg" die Runde machte. Inzwischen ist das Verfahren dem Bürgermeister zufolge "weitestgehend abgeschlossen". "Dabei haben wir in dem rechtlichen Rahmen, den wir hatten, geholfen, wo wir konnten", versichert Peter Seithel. Zwar habe man nicht erreicht, "dass alle nichts zahlen mussten", die Beträge hätten aber doch "um einiges abgemildert" werden können. Dem Rathaus-Chef zufolge haben inzwischen alle Grundeigentümer die neuen Ansätze akzeptiert. Klagen stünden keine an.
Erleichtert ist der Bürgermeister auch, dass der Rechtsstreit mit einer Baufirma, der aus der Neugestaltung des Kirch- und Rathausplatzes resultierte, 2018 per Mediationsverfahren abgeschlossen werden konnte. Der Streit ging Seithel zufolge über 980.000 Euro, von denen die Stadt nun noch 357.000 zahlen muss (250.000 hatte man bereits im alten Haushalt eingestellt, der Rest wird 2019 finanziert). "Damit ist die Geschichte abgeschlossen", so der Bürgermeister, der froh ist, dass eine "jahrelange Hängepartie für den Haushalt" vermieden werden konnte.
Beendet ist schließlich auch eine andere Hängepartie: die überfällige Sanierung des Flachdachs am Kinderhaus Märzwiesen. Ein schwebendes Verfahren hatte dies bislang verhindert. "Eine ganz leidige Geschichte", so der Bürgermeister. Nun aber darf die Gemeinde unter Begleitung eines Bausachverständigen loslegen und die Schäden beheben. "Das läuft jetzt." Schon im Januar sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Der neue Schulhof der Schlossbergschule in Rotenberg konnte 2018 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden - ein "Vorzeigeprojekt", so Bürgermeister Peter Seithel. Überhaupt tut die Gemeinde viel für die Kinderbetreuung. Archivfoto: Pfeifer
Gerade für die Kinder unternimmt die Gemeinde einiges, wie der Bürgermeister betont. So wird konsequent jedes Jahr ein Spielplatz saniert: 2017 war der Spielplatz am Bach in Rotenberg dran, 2018 derjenige in der Malschenberger Mozartstraße, im neuen Jahr schließlich wird in Rauenberg der Spielplatz in der Talstraße für 40.000 Euro generalsaniert. Ein "Vorzeigeprojekt" war die Neugestaltung des Schulhofs in Rotenberg (für 128.000 Euro plus einer Spende von 3700 Euro des Freundeskreises), der Außenspielbereich des Kindergartens "Seepferdchen" wurde ebenfalls erneuert und gerade läuft die Gestaltung eines Aufenthaltsbereichs am Pausenhof der Mannaberg-Schule - ein Projekt, das von einer Elterninitiative angestoßen wurde. Nicht zu vergessen die Modernisierung des Brandschutzes an den Kindergärten und Schulen.
Übrigens: Auch die Senioren werden von der Gemeinde weiter betreut: Nachdem der langjährige Seniorenbeauftragte überraschend weggezogen war, ist Rotenbergs ehemaliger Ortsvorsteher Norbert Menges "in die Bresche gesprungen". Der ist "bestens vernetzt", kann sich weiterhin auf einen großen Helferkreis stützen, bringt neue Ideen ein, setzt aber auch vieles Bewährte fort - kurzum: "Er geht das gut an", so der Eindruck des Bürgermeisters.
Der freut sich auch darüber, dass sich sein Vereins-Stammtisch etablieren konnte - eine lockere Runde zwischen Vereinen und Gemeinde, die dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Informationsaustausch dient. Auch "das eine oder andere Problemchen" kann hier erörtert werden - etwa die aktuelle Datenschutzverordnung, die nicht nur die Vereine stark beschäftigt hat (teilweise wurden Homepages abgeschaltet), sondern auch bei der Gemeinde in vielen Bereichen "voll durchgeschlagen" hat.
Was die Verwaltung angeht, so konnte die interne Umstrukturierung im Rathaus abgeschlossen werden: Publikumsintensive Ämter (wie etwa das Einwohnermeldeamt) sind in einem "rollierenden System" vom Obergeschoss ins Erdgeschoss umgezogen, wo sie leichter zu erreichen sind. Dabei wurden auch gleich die Räume renoviert und auf den neuesten Stand gebracht. Dieser Tage erhält das Rathaus auch noch ein Monitor-Leitsystem, dann ist alles fertig und der für das Frühjahr geplante "Tag der offenen Tür" kann kommen.
Was ebenfalls kurz vor dem Abschluss steht, ist die Umrüstung der Straßenbeleuchtung in der Gesamtgemeinde auf LED-Leuchten. Die mit Fördermitteln ausgestattete Maßnahme "spart richtig Strom" und amortisiert sich schon nach acht Jahren, so der Bürgermeister. Dabei hilft eine intelligente Steuertechnik mit Nachtabsenkung, Ein-Aus- und 50-Prozent-Schaltung. "So sparen wir Geld und tun auch was für die Umwelt."
Im neuen Jahr folgt die Sportbeleuchtung in der großen Mannaberghalle. Die Investition von 187.000 Euro (37.000 Euro Zuschuss) sorgt nicht nur für eine bessere Ausleuchtung, sie rechnet sich dank des geringeren Stromverbrauchs auch bereits nach sechs Jahren, freut sich der Rathaus-Chef.
Eine ganz andere Größenordnung hat die wichtigste Investition im neuen Jahr: der Neubau des Feuerwehrhauses in Malschenberg für rund 2,4 Millionen Euro. Der Planungsprozess ist inzwischen so weit abgeschlossen, dass die endgültige Baugenehmigung bevorsteht und es 2019 losgehen kann, so der Bürgermeister. Es bleibt nicht die einzige Investition im neuen Jahr. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf Rotenberg, wo die Kanalsanierung in der Schlossstraße beginnt (als Voraussetzung für die Neugestaltung des Straßenraums). Schon Ende Januar sollen die ersten Pläne vorgestellt werden. In Rotenberg wird auch die Brücke saniert (für 300.000 Euro) und parallel mit einer Rad- und Fußwegbrücke ausgestattet (falls man in das Zuschussprogramm kommt, das 70 Prozent der Kosten von 100.000 Euro übernehmen würde). Für die Dauer der Bauarbeiten wird eine Behelfsbrücke beim Sportplatz geschaffen.
Und am Horizont wartet bereits eine weitere Großinvestition: der Bau eines Multifunktionsgebäudes, das vielleicht auf dem Schulareal entstehen könnte und vermutlich rund 3,5 Millionen Euro kosten wird. "Das ist noch ein bisschen eine Vision und ein Zukunftsprojekt", sagt Peter Seithel, betont aber gleichwohl die Notwendigkeit: Die Gemeinde braucht in den nächsten zwei Jahren zwei weitere Kindergartengruppen, die Eltern wünschen längere Betreuungsformen, auch die Musikschule könnte eigene Räume benötigen. Dazu kommen Hort, verlässliche Grundschule und Mensa - all das ließe sich in einem solchen Multifunktionsgebäude gut unterbringen. 2019 soll erst einmal die Vorplanung starten. 300.000 Euro stehen dafür bereit. In der Kinderbetreuung sei die Gemeinde zwar "schon richtig gut aufgestellt", so der Rathaus-Chef. "Darauf ausruhen dürfen wir uns aber nicht."

Die Stadt Rauenberg als Ganzes in den Blick nehmen soll das Stadtentwicklungskonzept, das 2019 angegangen werden soll. Es steckt die Perspektiven für die kommenden 15 Jahre ab. Foto: Jan A. Pfeifer
Dabei steht Rauenberg 2019 noch einmal ein "schwieriges Haushaltsjahr" bevor. Ist der "steile Anstieg" aber erst einmal gemeistert und die Kuppe genommen, wird es dem Bürgermeister zufolge "freundlicher". "Wir sehen Licht am Ende des Haushalts", so seine Worte. Zeit auch, um die Weichen für die Zukunft zustellen. Das geschieht mit der Erarbeitung eines Stadtentwicklungskonzepts, das "die Stadt als Ganzes in den Blick nimmt" und die Perspektiven für die kommenden 15 Jahre absteckt (und zugleich Voraussetzung für künftige Zuschüsse ist). Im neuen Jahr will die Stadt zudem systematisch alle Straßenschäden kartieren und in die Vorplanung der Gewerbegebiete "Langwiesen" (hinter der Hem-Tankstelle) und "Hohenstein-Schanzenäcker" (an der Autobahn, rechts der Bundesstraße B39) einsteigen. Letzteres soll in den Jahren 21/22 "in Richtung Realisierung gehen". Bei all dem will die Gemeinde auch die vermeintlich kleinen Dinge nicht außer Acht lassen. So sind im neuen Haushalt 40.000 Euro für die Grünflächenpflege eingestellt, die sich "stark verbessern" soll. Dazu wird auch ein Gärtner für den Bauhof eingestellt. "Das Ortsbild soll schöner werden", verspricht der Bürgermeister.



