Gemeinsamer Einsatz für sichere Schulwege in Buchen

Die bunte Fahrrad-Demonstration "Kidical Mass" soll am morgigen Sonntag für mehr Fahrradfahrer-Sicherheit beitragen.

03.05.2025 UPDATE: 03.05.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 28 Sekunden
Sicher und entspannt mit dem Fahrrad ans Ziel kommen: Dafür werben die Teilnehmer der Fahrrad-Demonstration am Sonntag. Foto: R. Busch

Von Rüdiger Busch

Buchen. "Wir demonstrieren nicht gegen etwas, sondern wir möchten für etwas werben: für ein fahrradfreundliches Buchen", sagt Magnus Balles. "Und wir möchten zeigen, wie viele Menschen das Thema betrifft, wie viele Kinder und Erwachsene mit dem Fahrrad fahren und dabei ihren Spaß haben", ergänzt Mit-Organisatorin Tanja Reinecke-Kleinert. Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr mit rund 120 Teilnehmern findet am morgigen Sonntag zum zweiten Mal eine Kinder-Fahrrad-Demo unter dem Schlagwort "Kidical Mass" in Buchen statt. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle – ob Jung oder Alt –, die sich für sichere Schulwege und eine kinderfreundliche Verkehrspolitik einsetzen möchten. Die bunte Fahrradfahrt beginnt um 15 Uhr im Baugebiet "Marienhöhe".

Mit dem Blick des Radfahrers planen

Den Radverkehr sichtbar machen und mit dazu beitragen, dass Konzepte aus der Perspektive der Fahrradfahrer entworfen werden, das sind zwei Ziele, die Magnus Balles, der die "Kidical Mass" für den ADFC in Buchen initiiert hat, antreiben. Statt einer "Planung durch die Windschutzscheibe" wünscht er sich den Blick durch die Brille des Nutzers: "Wie fühlt es sich für ein Kind an, wenn es mit dem Rad zur Schule fährt? Wo gibt es Schwierigkeiten, wo lauern Gefahrenstellen?"

Kritische Stellen entschärfen

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Dabei geht es nicht "nur" um gefährliche Kreuzungen und unübersichtliche Stellen, sondern auch Kleinigkeiten wie einen Hochbordstein oder parkende Autos an der Zufahrt zum Radweg. Das Motto: kritische Stellen identifizieren und entschärfen und damit dazu beitragen, dass mehr Menschen aufs Rad steigen. Deshalb soll die Fahrraddemo auch ein Plädoyer für sichere, durchgängige und selbsterklärende Radwege werden – insbesondere zur Schule oder zum Kindergarten, erklärt Magnus Balles. Durchgängigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle: "Was nützt ein toller, sicherer Radweg zwischen Wohngebiet und Schule, wenn die Radfahrer kurz vor dem Ziel eine Gefahrenstelle passieren müssen?", fragt Yvonne Scholl und gibt sich gleich selbst die Antwort: "Nichts!"

Von sicheren Wegen profitieren alle

Viele Eltern treibt die Angst um die Sicherheit ihrer Kinder im Straßenverkehr um. Das Thema betrifft aber nicht nur Eltern und Kinder: Auch viele erwachsene Fahrradfahrer fühlen sich nicht sicher, da die Verkehrsinfrastruktur nun einmal für den motorisierten Verkehr ausgelegt ist. Umso wichtiger, dass Verkehrskonzepte die Bedürfnisse der Kleinsten widerspiegeln. Denn: Wenn eine Strecke sicher für Kinder ist, dann profitieren letztendlich alle Radfahrer davon.

Die "Vision Zero"

Kein Mensch sollte im Straßenverkehr sterben oder schwer verletzt: Das fordert die "Vision Zero", ein international anerkanntes Verkehrssicherheitskonzept mit dem Ziel null Verkehrstote und Schwerverletzte. Statt das Verhalten der Menschen zu disziplinieren, setzt das aus Schweden stammende Konzept darauf, die Verkehrsinfrastruktur so sicher zu gestalten, dass Fehler nicht zu schwerwiegenden Konsequenzen führen. Zentrale Elemente sind unter anderem baulich getrennte Wege, gesicherte Querungen, Tempo 30 in Wohn- und Schulbereichen und der Schutz der Schwächsten wie Kinder, Fußgänger und Radfahrer. Dass Buchen fahrradfreundlicher werden möchte und die Verwaltung ein entsprechendes Konzept umsetzt, wofür zuletzt eigens eine Schulwegerundfahrt durchgeführt wurde, begrüßen die Organisatoren der "Kidical Mass" im Gespräch mit der RNZ natürlich. "Das ist der richtige Weg: nicht nur auf Pläne schauen, sondern vor Ort die Situation in Augenschein nehmen und sich austauschen", sagt Magnus Balles.

Aufs Rad statt ins Elterntaxi

In Deutschland wird jedes vierte Grundschulkind von Eltern in die Schule gefahren. Insgesamt liegt der Elterntaxi-Anteil auf dem Schulweg laut einer Untersuchung der ADAC-Stiftung bei 17 bis 22 Prozent. "Das klingt zunächst vielleicht relativ wenig", betont Balles. Aber alleine für die Schulen in der Kernstadt sind das rund 250 bis 300 Autofahrten morgens zu Schulbeginn – und nach Schulschluss noch einmal dasselbe. "Deshalb ist jeder Schüler, der aufs Fahrrad umsteigt, ein Gewinn, denn er trägt zur Entspannung der Verkehrssituation rund um die Schulen bei", hebt Balles heraus. Sichere Radwege und ein sicheres Umfeld der Schulen könnten hier deutliche Zeichen setzen.

Schulzentrum in den Blick nehmen

Gleiches gilt für den beschlossenen Campus – allerdings mit einer Einschränkung: "Wir bemängeln, dass die zuvorderst ergriffenen Maßnahmen im Campus-Bereich die Schaffung weiterer Parkplätze sind. Nachhaltige Maßnahmen zur Verkehrssicherheit sollten ebenso schnell und entschieden angegangen werden", sagt Balles und ergänzt: "Wir fordern die Einbeziehung des Schulzentrums, und hier insbesondere des Dr.-Fritz-Schmitt-Rings, in die Gesamtbetrachtung und schnelle Maßnahmen für die Verkehrssicherheit dort und in der Eberstadter Straße."

Plädoyer fürs Fahrrad

Ein Ausbau des Radverkehrs im ländlichen Raum sei "nicht nur möglich, sondern dringend nötig", erklärt Balles: für die Sicherheit, für die Gesundheit, für die Selbstständigkeit der Kinder und für den Klimaschutz. Es gehe aber nicht darum, das Auto zu verbannen, sondern um Gleichberechtigung im Verkehr und um sichere Mobilität für alle, besonders für Kinder. Deshalb setzen die Initiatoren nach der positiven Resonanz im Vorjahr wieder auf die bunte Fahrrad-Demonstration für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Der Ablauf der Fahrrad-Demo

Willkommen sind alle, denen die Sicherheit der Kinder am Herzen liegt und die für ein fahrradfreundliches Buchen eintreten wollen. Veranstalter ist der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC). Startpunkt ist am morgigen Sonntag um 15 Uhr im Baugebiet "Marienhöhe". Von dort führt die Demo über Präsident-Wittemann-Straße, Musterplatz, Am Haag, Schafstallweg, Bödigheimer Straße und Schüttstraße zum Museumshof. Die Straßen werden nur kurzfristig gesperrt, größere Verkehrsbehinderungen sind nicht zu erwarten. Auch der parallel stattfindende Goldene Mai in der Innenstadt bleibt gut erreichbar. Im Anschluss an die Demo sind alle Teilnehmer zum Austausch im Museumshof eingeladen und dazu, den Tag gemeinsam auf dem Goldenen Mai ausklingen zu lassen.

Info: Weitere Infos und Hintergründe zur Fahrrad-Demo auf der Homepage oder "Kidical Mass Buchen" bei Instagram und Facebook.

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