Eberbach

Wenn sich ein Musiker taub stellt

Schlagzeuger und Komponist Florian Lauer hat fast zeitlebens Musik gemacht - Einen Beruf daraus zu machen, wurde reiflich überlegt

17.09.2019 UPDATE: 18.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Traf in der Musikschule Eberbach auf prägende Leitfiguren: Florian Lauer. Foto: privat

Von Jutta Biener-Drews

Herr Lauer, Sie sind nach ihrem Studium in Dresden als Schlagzeuger und Komponist da hängen geblieben. Wie gut sind Sie im Geschäft?

Hintergrund

Florian Lauer, Jahrgang 1984, ist gebürtiger Eberbacher und in Igelsbach aufgewachsen. Zur Schule ging er an der Dr.-Weiss-Grundschule und später bis 2002 an der örtlichen Realschule. Bis dahin nahm er auch Unterricht an der Musikschule Eberbach. Seine Lehrer

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Florian Lauer, Jahrgang 1984, ist gebürtiger Eberbacher und in Igelsbach aufgewachsen. Zur Schule ging er an der Dr.-Weiss-Grundschule und später bis 2002 an der örtlichen Realschule. Bis dahin nahm er auch Unterricht an der Musikschule Eberbach. Seine Lehrer waren Holger Nesweda, Jürgen Link, Michael Juszczack, sowie in den Combos Bernhard Sperrfechter und Gerd Mayer-Mendez. Florian Lauer studierte an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden, wo er von 2006 bis 2010 sein Künstlerisches Diplom im Hauptfach Schlagzeug erwarb und bis 2012 Künstlerische Meisterklassen in Schlagzeug und Komposition absolvierte. Genre: zeitgenössischer Jazz. Von Dresden aus, wo der Vater eines kleinen Sohnes heute lebt, tourt er mit Bands in unterschiedlichen Besetzungen durch ganz Deutschland und veröffentlicht zwei bis vier Platten pro Jahr. In Eberbach ist der Schlagzeuger und Komponist in jüngster Zeit unter anderem mit den Trios Lammel-Lauer-Bornstein und Axiom in der Reihe "Jazzme" aufgetreten.

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Florian Lauer: Ich kann mich nicht beklagen. Auf jeden Fall muss ich mehr absagen als früher, ich kann nicht mehr alles ausprobieren (lacht). Ich spiele zwischen hundert und 130 Konzerte pro Jahr mit verschiedenen Combos, deutschlandweit, aber immer mehr auch im Ausland. Trios, Quartette, Quintett, bis hin zu Oktett oder Big Band: Lammel-Lauer-Bornstein etwa, Zur schönen Aussicht, Peuker8, Zwitschermaschine, Axiom. Manchmal spiele ich zwei Wochen am Stück mit einer Band.

Sie sind auch viel im Südwesten unterwegs, zwischen Frankfurt, Stuttgart, Karlsruhe wie Sie sagen. Was reizt Sie an Dresden?

Ich hab hier so viele gute Leute kennengelernt, die Achse Berlin-Leipzig-Dresden ist mir sehr wichtig! Wir sind unter anderem auch Veranstalter von Festivals, die interkulturell ausgerichtet sind und auch ein völlig anderes als das gewohnte Publikum ansprechen, "Kulturrabatz" läuft in Dresden schon zum fünften Mal. Und musikalisch bin ich stark von Berlin geprägt.Den Wind, der dort weht, brauch ich.

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Erinnern Sie sich noch, wann Sie die Musik entdeckt haben, wann es bei Ihnen klick gemacht hat?

Das war schon sehr früh. Ich hab schon immer gern Lieder gesungen, im Kindergarten. Mit vier, fünf Jahren hab ich Flöte gespielt, das war wohl auch der erste Unterricht an der Musikschule. Und zum Schlagzeug bin ich mit acht über meinen Onkel gekommen, der hatte ein Schlagzeug in der Wohnung. Bei dem war ich auf dem Geburtstag und bin den ganzen Abend nicht mehr vom Schlagzeug weggegangen. Meine Eltern haben mir vorgeschlagen, probier’s doch mal an der Musikschule aus! Und da war dann der Zug endgültig für mich abgefahren.

Wenn jemand Flöte oder Klavier lernt, funktioniert das ja meist ziemlich sozialverträglich. Aber beim Trommeln? Gab’s da häusliche Probleme?

Nein, ich hatte die volle Unterstützung meiner Eltern und konnte in unserem Haus in Igelsbach üben, auch mit anderen Leuten. Mein Vater hat mich später auch mit dem Schlagzeug im Auto zu den Konzerten gefahren.

Was bedeuten Ihnen musikalische Vorbilder - und haben Sie an der Musikschule welche gefunden?

Bernhard Sperrfechter (Anm.d.Red. Gitarrist und heute Leiter der Musikschule Speyer) war extrem prägend für mich, und er ist ein richtiger Freund - mein Leben lang. Auch Gerd Mayer-Mendez (Bassist, † 2005) war sehr ausschlaggebend. In meiner eigenen pädagogischen Tätigkeit hab ich mich immer gefragt, wie man mit so viel Elan, so viel Kraft und auch Selbstlosigkeit das, was man selber tut, so cool an Leute ranbringt, die noch dazu 30 Jahre jünger sind als man selbst. Das hatten die super drauf! Nicht nur fachlich, auch durch Einblicke ins eigene Leben. Und an solche Menschen bin ich in der Musikschule geraten!

In Bands getrommelt haben Sie in Eberbach ja schon als Schüler - auch außerhalb der Musikschule.

Ja, auch in privaten Combos, meistens mit Älteren, oder in der Schulband der Realschule. Im Endeffekt hatte ich ne Band mit meinem Musiklehrer, ich hatte da viel Freiraum. Und an der Musikschule waren das SubZ und Living Standards. Wobei ich mit Matthias Hauck (Gitarre) und Martin Weber (Bassist) dann auch eine eigene Band hatte, die JazzCowboys. Und weil wir Sperrfechters Reihe "Mardi Jam" im Alten Badhaus massiv cool fanden, haben wir selbst so eine Reihe aufgezogen: Wednesday Jam Fever im "Viertele".

Wie kam die Entscheidung zustande, ihre Existenz aufs Musikmachen zu gründen?

Die Musikschule hat da sicher eine große Rolle gespielt. Ich hatte auch immer viel Zuspruch von allen Seiten, "Mensch, du kannst das, überleg dir das mal". Aber das hab ich überhört. Musik zu studieren, hab ich nicht verfolgt, ich wollte Spaß haben. Ein paar Jahre später hab ich mich selbst aktiv dazu entschlossen, das war mir wichtig. Ich hab einiges ausprobiert und mir überlegt, was das überhaupt heißt, Musik zum Beruf zu machen, zu welchem Preis tue ich das. Da braucht man einen langen Atem. Und für mich ist es auch ein Zeichen der Größe und Reife meiner Lehrer, dass sie mich im richtigen Moment selbst entscheiden ließen.

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