Musikschule Eberbach

Elke Kleinert-Endlich spielte hier schon 1979 Blockflöte

Musikerin und Lehrerin kennt die Musikschule noch aus den Anfängen - "Blockflöte ist ein bisschen die Randgruppe"

30.08.2019 UPDATE: 01.09.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden

Die Wege von Elke Kleinert-Endlich und der Musikschule Eberbach haben sich immer wieder gekreuzt. Bis heute. Foto: Biener-Drews

Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Als Klaviere und teure Musikinstrumente noch nicht so weit verbreitet waren wie heute, wurden schulreife Knaben und Mädchen zu Abertausenden zum Blockflötenunterricht verdonnert. Sollte der Nachwuchs musische Begabung besitzen, so das Kalkül der Eltern, werde sich dies beim Flöten zweifelsfrei erweisen. In der Regel ließen die Kleinen dabei aber nicht mehr Talent erkennen, als der pfeifende Teekessel in Mutters Küche.

Und die Blockflöte hatte ein Imageproblem. "Wenn die Leute sagten, erst Blockflöte lernen, dann kommt das richtige Instrument, mussten wir als Lehrer schon schlucken", erinnert sich Elke Kleinert-Endlich. Sie selbst ist in der Lage, dieses Instrument so vollendet zu spielen, dass das Publikum immer wieder erstaunt aufhorcht beim betörenden Klang, den dieses schlichte Holzding hervorbringen kann.

Kann wohlgemerkt! Aber auch Profimusikerin Elke Kleinert-Endlich hat mal klein angefangen. Und ihr musikalischer Werdegang ist seither ziemlich eng mit der Musikschule Eberbach verknüpft.

Elke Kleinert langte 1974 im Neckartal an, als ihre Eltern sich zunächst in Pleutersbach niederließen. Da war sie sieben und durfte die zu diesem Zeitpunkt noch vorhandene Dorfschule besuchen. Als 1979 Harald Heilmann die Musikschule Eberbach gründete, war ihre Mutter die erste Blockflötenlehrerin der Schule, erzählt sie.

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Da hatte sie die eigene Tochter allerdings längst fürs Flötespielen gewonnen. Das Mädchen war schon mit fünf Jahren Feuer und Flammen für die Blockflöte, und als sich ihr mit zwölf an der neuen Musikschule die Gelegenheit bot, auch Querflöte zu erlernen, griff sie sofort zu. "Ich weiß noch, wie ich auf dieser Liste von Instrumenten, die angeboten wurden, die Querflöte angekreuzt hab", schmunzelt Kleinert-Endlich.

Unterrichtet wurde sie von Franz Adelmann und von Matthias Friederich, der damals von Heidelberg nach Eberbach pendelte. Friederich war später Solooboist im Philharmonischen Orchester Heidelberg und ist Gründungsmitglied des Ensembles "Pifferari di Santo Spirito".

Mit ihren Eltern lebte Elke Kleinert-Endlich inzwischen in Zwingenberg und ging im Hohenstaufen-Gymnasium zur Schule. Und ihr "Hauptding", sagt sie, war die Musik: "Alles hat sich bei mir um Musik gedreht, ich hab unheimlich gern geübt!"

Sie übte, sobald sie mittags um 13.30 Uhr heim kam und gegessen hatte, die Hausaufgaben mussten warten. Übte erst auf zwei, später auf drei Instrumenten. Denn dass sie Musik auch studieren würde, war natürlich klar, und zur Vorbereitung darauf nahm sie bei der damals ganz jungen Agnes Heilmann Klavierunterricht.

Am HSG war Flötistin Elke Kleinert da bereits zur Vorzeigeschülerin aufstiegen. Eberhard Höhn und ihr späterer Schwiegervater Helmut Endlich als Musiklehrer präsentierten das junge Talent zur Freude des Publikums gern bei Vorspielen.

Dem Studium in Stuttgart ab 1987 zur Diplom-Musiklehrerin im Hauptfach Blockflöte ließ Elke Kleinert-Endlich 1992 zwei Aufbaustudiengänge in künstlerischer Ausbildung folgen, die sie 1997 mit dem Konzertexamen abschloss. Allerdings hatte sie da auch schon ihre Lehrertätigkeit aufgenommen: an der Musikschule Eberbach. 1988, ein Jahr nach ihrem Abitur, stellte Heilmann-Nachfolger Klaus Brecht sie als Block- und Querflötenpädagogin ein, und sie brachte Kindern in Hirschhorn, damals noch Mitgliedsgemeinde der Schule, bei, wie man der Querflöte Töne entlockt.

Ihren vorläufigen Abschied von der Musikschule nahm Kleinert-Endlich 2002, als sie ihr zweites Kind erwartete. Und im Insolvenzjahr 2005, als das Haus seinen Dozenten die BAT-Verträge kündigte, kündigte Kleinert-Endlich auch den ihren. "Aber nicht deswegen", betont sie. "Sondern weil ich zu Hause zwei kleine Kinder hatte". Unterricht gibt die Musikerin seither privat, "in kleinem Rahmen", überwiegend auf dem Klavier. Blockflöte? Ist kaum noch gefragt.

Die Musikschule beschäftigt heute überhaupt keinen Blockflötenlehrer mehr. In den Anfangsjahren waren es vier bis fünf gleichzeitig, erinnert sich Kleinert-Endlich. Aber da war die Musikschule Eberbach auch noch nicht auf Popularmusik, sondern ganz klassisch ausgerichtet. "Kinderlieder, Volkslieder, Mozart – so lief das traditionell".

Und als sich die Musikerziehung in den Neunzigerjahren auch konzeptionell runderneuert hatte, "waren wenig dynamische Instrumente wie Cembalo, Laute, Blockflöte ein bisschen die Randgruppe", bemüht sich Kleinert-Endlich um eine nicht gar zu drastische Sichtweise.

Seit über zwei Jahren ist die 52-Jährige jetzt wieder zum Lehrerteam der Musikschule gestoßen. Einmal die Woche gibt sie in der von Frieder Schreiber betreuten Bläserklasse an der Realschule Querflöte. Künstlerisch, als Konzertmusikerin, habe sie sich "ausgetobt", sagt Kleinert-Endlich: "Ich will nicht mehr immer präsent sein, immer fit sein, immer üben".

Höchste Qualität zu liefern auf ihren Flöten, steht in ihrem Leben nicht mehr an erster Stelle. "Perfektionismus war früher!" Heute findet sie es erfüllend, im Garten abzutauchen, zu nähen, bei musikalischen Schlossführungen in Zwingenberg "die Leute durch meine Musik woanders hinmitzunehmen", in der "Kirchenband" zu spielen oder in ihrem Kirchensprengel auf der Orgelbank zu sitzen. Das Orgelspiel "im Schmalformat" hat sie sich selber beigebracht.

Ort des Geschehens

Dass die meisten ihrer Schüler inzwischen vor allem aktuelle Musiktitel spielen möchten und die Klassiker Klassiker sein lassen, darauf geht Elke Kleinert-Endlich "natürlich" ein. "Es gibt ja heute auch eine ungeheure Vielfalt an Arrangements im Internet, auf die man legal zugreifen kann. Bei den Noten kann man aus dem Vollen schöpfen!" Im Übrigen, sagt die Musikerin, erwarte sie vom Nachwuchs zwar regelmäßiges Üben, "aber ich bin eine liebe Lehrerin." Man glaubt es ihr aufs Wort.

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