300. Geburtstag Carl Theodors mit viel Programm gefeiert
Zurück in Mannheims goldenes Zeitalter: OB Specht zufolge wäre die Stadt ohne den Kurfürsten um einiges ärmer.

Von Manfred Ofer
Mannheim. Unter seiner Regierung hat Mannheim sein Goldenes Zeitalter erlebt. Kurfürst Carl Theodor erblickte 1724 das Licht der Welt. 2024 jährt sich nun das Wiegenfest des aufgeklärten Monarchen, der in seiner Amtszeit Wissenschaft, Kultur und Künsten äußerst zugetan war, zum 300. Mal. Grund genug für Mannheims ältesten Karnevalsverein "Feuerio", ein großes Geburtstagsfest auf die Beine zu stellen, das am Samstag auf den Kapuzinerplanken stattfand. Bis in den Abend hinein wurde dort mit vielen Akteuren auf und vor der großen Bühne gefeiert.
Das Barockschloss, die Jesuitenkirche und das Nationaltheater gehen auf das Wirken Carl Theodors als Mäzen und Landesherr im 18. Jahrhundert zurück. Die treibende Kraft hinter dem Fest, das keinen Eintritt kostete, war der älteste Mannheimer Karnevalsverein "Feuerio", der ein unterhaltsames Programm auf die große Bühne brachte. Ein Programm, das dem kunst- und kulturbeflissenen Carl Theodor mit Sicherheit gefallen hätte, waren doch einige Vertreter aus gerade jenen Wirkungsstätten mit von der Partie, die er zu seinen Lebzeiten gefördert hat. So gaben sich im Laufe des sonnigen Tages unter anderem Vertreter der Schlösser Mannheim und Schwetzingen, des Nationaltheaters und der Stadt Weinheim die Ehre.
Weitere Beiträge steuerten der Verein Stadtbild Mannheim, das Marchivum, das Kurpfälzische Kammerorchester, die Mannheimer Bigband "Im Quadrat" und die kleinen und großen Karnevalisten aus den Reihen des "Feuerio" bei. Dessen Vizepräsident moderierte die gut besuchte Party, die neben einem gastronomischen und kulturellen Angebot auch viel Raum für Informationen rund um die Vita des Kurfürsten und die Geschichte der Kurpfalz zu bieten hatte. Eingeläutet wurde das Rahmenprogramm mit Musik.
Das Kurpfälzische Kammerorchester, das sich in der Tradition der unter Carl Theodor ins Leben gerufenen Mannheimer Schule sieht, feierte unter anderem die Klänge der Komponisten Carl Stamitz und Wolfgang Amadeus Mozart, die im 18. Jahrhundert in den Quadraten gewirkt haben. Auch das Nationaltheater Mannheim (NTM), das der Kurfürst seiner geliebten Residenzstadt bauen ließ, war mit einer Darbietung auf der Bühne vertreten. Die Geburtstagsrede, wenn man so will, hielt Oberbürgermeister Christian Specht, der das Jubiläumsfest damit auch offiziell eröffnete.
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Dabei sah sich das aktuelle Stadtoberhaupt auf der Bühne von gewandeten Darstellern umgeben, die das Ambiente von Mannheims goldener Ära im 18. Jahrhundert mit Leben füllten. Unter ihnen war auch das amtierende Kurfürstenpaar der Schwetzinger Carnevals-Gesellschaft (SCG). Franziska Schulz und Rene Kolb flanierten später auch als Churfürstin Elisabeth Auguste und ihr Gemahl Carl Theodor als "Walking Act" über die Kapuzinerplanken. Begleitet wurden sie von einem mondänen Hofstaat mit Schirm, Charme und Perücken.
Oberbürgermeister Specht erinnerte in seiner Laudatio daran, dass Mannheim ohne das Wirken von Carl Theodor um einiges ärmer an seiner bis heute beeindruckenden Kultur wäre. Der Fürst habe die Stadt in seinen Regierungsjahren zu einem "kleinen Paris" gemacht, was schon die Zeitgenossen anerkannt hätten. Ganz im Zeichen der Toleranz, der sich der aufgeklärte Monarch verpflichtet fühlte, rief er Einwanderer aus ganz Europa in seine Kurpfalz, die nachhaltig die Mannheimer Identität prägten. "Auch heute laden wir wieder viele Menschen dazu ein, hier eine neue Heimat zu finden", sagte Specht. Das sei der Geist der Quadratestadt.
"Darauf wollen wir heute auf diesem wunderbaren Fest anstoßen", sagte Specht, ehe er die Bühne den Künstlern überließ. Denn die guten Tage seien noch lange nicht vorbei, wie er in Anlehnung an ein Zitat aus dem Munde des Kurfürsten hinzufügte. Der soll, als er Mannheim schweren Herzens in Richtung München verließ, um dort sein Erbe als bajuwarischer Landesherr anzutreten, geklagt haben: "Die guten Zeiten sind vorbei". Zu einem gedanklichen Ausflug in jene Tage, da die Quadrate als helle Sterne von Kultur und Wissenschaft leuchteten, lud Helen Heberer, die Vorsitzende des Vereins Stadtbild Mannheim, noch mit der einen oder anderen historischen Anekdote ein.
Apropos Sterne. Mit den Mitteln des Theaters setzten Simon Paulus in der Rolle des Kurfürsten und sein Kollege Marco Hullmann als Hofastronom Christian Mayer den barocken Zeitgeist in Szene. Das amüsante Zwiegespräch der beiden Akteure von der Freilichtbühne Mannheim hatte einen Brand in der Alten Sternwarte und die Suche nach dem Sündenbock zum Thema. Wie gut, dass sich die Streithähne am Ende des Tages und mit viel Herzblut um die Wiederherstellung des ikonischen Turmes und dessen Ausstattung bemüht haben, was die Sternwarte damals zu einer international renommierten Forschungseinrichtung machte.