Neues Ankunftszentrum in PHV soll Art "Waldsiedlung" werden
Der Siegerentwurf des Planungswettbewerbs für den Neubau wurde vorgestellt: Ein Leipziger Büro überzeugte die Jury.

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Das neue Ankunftszentrum für Geflüchtete im Patrick-Henry-Village (PHV) nimmt Formen an: Am Dienstag hat das Preisgericht den Siegerentwurf des Planungswettbewerbs gekürt. Überzeugt haben am Ende das Leipziger Architekturbüro Schulz und Schulz der beiden Brüder Ansgar und Benedikt Schulz aus Leipzig und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten aus München.
In zwei Phasen setzten sie sich gegen 23 weitere Büros aus ganz Deutschland durch – und verwiesen h4a Gessert + Randecker Architekten aus Stuttgart sowie Sacker Architekten aus Freiburg auf die Plätze zwei und drei. Im ehemaligen US-Supermarkt, der Commissary, wurde das Ergebnis des Wettbewerbs am Mittwoch offiziell präsentiert.

Es sei ein "sehr aufwendiges Verfahren" gewesen, sagte Architektin Gesine Weinmiller, die der 19-köpfigen Jury vorstand. In einer ersten Planungsphase, in welcher der Fokus auf dem Städtebau lag, wurden acht Büros ausgewählt, von denen es sieben in die zweite Phase schafften. Diese durften dann in der finalen Wertung ihre Ideen für den Hochbau einbringen.
Die sieben Arbeiten, aus denen sich das Preisgericht letztlich für das Leipziger Büro entschied, seien "alle hochkarätig" gewesen, erklärte Weinmiller. Und das, obwohl die Aufgabe für alle angetretenen Büros Neuland war: Ein Ankunftszentrum dieser Größe habe hierzulande noch niemand zuvor gebaut.
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Gesucht wurde nicht weniger als "die eierlegende Wollmilchsau", so Weinmiller. Das Ankunftszentrum soll künftig der Registrierung, Vorprüfung und Beratung von täglich bis zu 400 Personen dienen. Zudem sollen hier bis zu 2000 Menschen untergebracht werden, und zwar als fester Bestandteil eines Stadtteils, der auf PHV entstehen wird. Das war das Ergebnis des Bürgerentscheides im Frühjahr 2021.
Als man vor acht Jahren, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung, mit den Planungen für die Entwicklung von PHV begonnen habe, sei man noch davon ausgegangen, dass das Ankunftszentrum nur vorübergehend dort unterkomme, sagte Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Die Stadt hätte sich eigentlich "einen anderen Ankermieter" für den neuen Stadtteil gewünscht, so Odszuck. Doch man habe die Flucht nach vorne gesucht und aus der Not eine Tugend gemacht: Das Ankunftszentrum des Landes wolle man nun so integrieren, dass es dem "Dynamischen Masterplan" für PHV genüge. Dafür vorgesehen ist eine Fläche von rund acht Hektar – knapp ein Zehntel der Gesamtfläche – im Norden des Areals.
Die verschiedenen Bedürfnisse in dem neuen Stadtteil zusammenzubringen, "die Quadratur des Kreises", wie Odszuck sie nennt, das trauen der Heidelberger Bürgermeister und die anderen Jurymitglieder an erster Stelle dem Büro Schulz und Schulz zu. Die Leipziger Architekten haben "die Vernetzung zwischen außen und innen", den Spagat "zwischen Sicherheitsbedürfnis und Öffnung zur Stadt" am besten gelöst, sagte Preisrichterin Weinmiller. Im Mittelpunkt ihres Entwurfs steht die Unterbringung für die Geflüchteten.
Sie sollen in modularen Holzbauten unterkommen, die ihrer Form nach an die für PHV typischen Zeilenbauten anschließen – und die zudem die Möglichkeit bieten, die Menschen so in Gruppen unterzubringen, dass sie bestmöglich miteinander harmonieren.
Östlich der Wohnbauten soll ein neuer Busparkplatz entstehen, daneben die komplette Verwaltung, darunter ein Bau, in dem die Ankommenden registriert werden, ein Sitz für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Agentur für Arbeit.
Im Sinne einer neuinterpretierten "Waldsiedlung" sieht der Siegerentwurf viel Grün zwischen den Gebäuden vor. Auch die Bäume rund um die alten Offiziersvillen, die weiter nördlich folgen, sollen erhalten bleiben. Darüber hinaus sollen die Bäume auch dem Schutz der Geflüchteten dienen: Geplant ist, dass ein Teil der erforderlichen Umzäunung des Ankunftszentrums in die Grünanlagen mit eingearbeitet werde, erklärte Ansgar Schulz.
Denn eines war dem Architekten wichtig: die "gesicherte Offenheit". Heißt: Sicherheit muss sein, Offenheit aber auch. Das Ankunftszentrum sei der Ort, an dem Geflüchtete ankommen, betonte Schulz. Entsprechend wichtig sei ihm die Idee der Willkommenskultur.
Beim Ankommen helfen soll auch ein großer Platz, der von kubischen Baukörpern eingefasst wird. Hier verbinde sich das Ankunftszentrum mit dem Patrick-Henry-Village, erklärt Schulz. Und auch der "Parkway" soll sich durch das neue Ankunftszentrum ziehen und so Begegnungsorte zwischen Ankommenden und Heidelbergern schaffen, genauso wie die Öffnung in Richtung der angrenzenden Sportflächen im Norden.
In den nächsten Monaten gehen die Planungsbeteiligten – Land, Stadt und Architekten – noch einmal in den Dialog, klären, wo es Nachbesserungsbedarf gibt. Anschließend muss das Land das Projekt in den Haushalt einbringen und das Landesparlament darüber entscheiden. Läuft alles nach Plan, könnte 2027 mit vorbereitenden Maßnahmen wie der technischen Erschließung begonnen werden und 2029 dann mit dem Bau des Ankunftszentrums.
Bürgermeister Odszuck kann es nicht schnell genug gehen: "Für uns zählt jeder Monat." Geht es nach Preisrichterin Weinmiller, kann sich Heidelberg schon jetzt auf eine "hochkarätige Architektur" freuen. Sie ist überzeugt: "Es wird gut."
Info: Die Entwürfe der Architekturbüros können sich Interessierte noch bis Dienstag, 16. Juli, in der Commissary, South Gettysburg Avenue 45, ansehen. Geöffnet ist wochentags zwischen 15 und 19 Uhr und wochenends zwischen 10 und 16 Uhr.