Patrick-Henry-Village Heidelberg

Die nächsten Schritte für den neuen Stadtteil

Die Entwicklung von Patrick-Henry-Village zum zivilen Quartier nimmt langsam Formen an. Die Grünen-Fraktion lud zum Rundgang ein.

19.12.2023 UPDATE: 19.12.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 39 Sekunden
Bis zum Abzug der US-Armee war Patrick-Henry-Village eine Wohnsiedlung, seitdem steht das Areal größtenteils leer. Foto: ste

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Patrick-Henry-Village (PHV) ist die letzte ehemalige US-Fläche in Heidelberg, die entwickelt wird – und die größte. Die Grünen-Fraktion lud jetzt zu einer Führung ein, um über den Stand der Dinge und die weiteren Entwicklungsschritte zu informieren. Das übernahmen Stefan Rees und Moritz Bellers (Stadtplanungsamt) sowie Heiko Müller (Stabsstelle Konversion).

In der Siedlung lebten früher auch viele Familien mit Kindern. Foto: ste

Die wichtigsten Infos im Überblick:

Das Gelände: PHV ist mit knapp 100 Hektar die größte ehemalige US-Fläche der Stadt. Bis zum Abzug der US-Armee war PHV eine Wohnsiedlung für militärisches und ziviles Personal. In einem aufwendigen Verfahren wurde bis 2020 ein "dynamischer Masterplan" entwickelt, der den Weg hin zu Heidelbergs 16. Stadtteil beschreibt mit Wohnraum für rund 10.000 Menschen und etwa 5000 Arbeitsplätzen.

Entstehen soll nicht weniger als eine "Wissensstadt der Zukunft" mit innovativen Verkehrs-, Bau- und Wohnkonzepten sowie einer klimaneutralen Energieversorgung. Auf dem Areal befindet sich außerdem seit 2015 das Ankunftszentrum für Geflüchtete, das dort auch bleiben wird. Zudem sind in einigen Gebäuden Menschen aus der Ukraine untergebracht.

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Das Quartier B3/B4: Das Areal im Süden von PHV wird weitgehend von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) entwickelt, die noch Besitzerin der gesamten Konversionsfläche ist. Geplant sind 500 bis 600 Wohneinheiten im "preisgedämpften Segment". Manche der bestehenden Zeilenbauten werden abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt, manche saniert und um ein oder zwei Geschosse aufgestockt.

Flächen zwischen den Gebäuden werden zu Wald- oder Gartenbereichen, dazu werden unter anderem Parkplätze entsiegelt. Außerdem möchte die Stadt mehrere Gebäude kaufen, um sie an gemeinschaftliche Wohnprojekte weiterzugeben. "Wir haben zwei konkrete Gebäude im Blick und sind im Gespräch mit der Bima, damit wir sie uns schnell sichern können", sagte Müller. Die Bundesanstalt ist gerade dabei, eine Ausschreibung auf den Weg zu bringen, um einen Generalunternehmer für die Sanierung und Aufstockung der Gebäude zu finden.

Das sei schon dieses Jahr geplant gewesen, jetzt solle es 2024 erfolgen, berichtete Rees. "Die ersten Bauarbeiten könnten schon 2024 beginnen", so der Stadtplaner. 2026 könnten die ersten Bewohner einziehen, später sollen bis zu 1400 Menschen im Viertel leben.

Das Quartier A5: Hier sollen alle 34 Zeilenbauten abgerissen werden und ein Neubau-Areal entstehen mit bis zu siebenstöckigen Gebäuden. Auch Wohnprojekte sollen berücksichtigt werden. Warum man hier nicht ebenfalls mit dem Bestand arbeiten könne, wurde bei der Führung gefragt. "Würden wir nur die bestehenden Gebäude nutzen und sie aufstocken, hätten wir 350 Wohneinheiten zur Verfügung.

Mit dem Neubau schaffen wir 1100", entgegnete Rees. Hier habe es keine Alternative zum Abriss gegeben. Generell seien die Zeilengebäude in den 1950er-Jahren von der US-Armee schnell und preiswert errichtet worden, also kein qualitatives Highlight, ergänzte Bellers. Zudem seien die Grundrisse mit drei bis fünf Zimmern auf die Bedürfnisse von Familien zugeschnitten worden.

"Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen fehlen völlig – aber gerade die werden in einem städtischen Wohnungsmarkt stark nachgefragt." Er sei kein Freund von "Maximalerhalt" – "dann muss ich mit einer Monostruktur weitermachen und bekomme keine Durchmischung hin". Die Gebäude sind auch nicht barrierefrei. Strom- und Wasserzähler gibt es auch nicht. Weil die US-Armee alles bezahlte, existiert nur jeweils ein Zähler an der Übergabe vom öffentlichen Netz nach PHV.

Das Ankunftszentrum: Das Ankunftszentrum für Geflüchtete belegt derzeit noch große Teile von PHV, und die Planer machen keinen Hehl daraus, dass das die Entwicklung des Gesamtareals verzögert. Die geplante Verlegung nach Wieblingen wurde durch einen Bürgerentscheid verhindert. Im Masterplan ist das Ankunftszentrum nun im nördlichen Teil von PHV vorgesehen, mit geschlossenen und öffentlich zugänglichen Teilen.

Derzeit läuft ein städtebaulicher Wettbewerb. Die Ergebnisse sollen 2024 vorgestellt werden, erst 2029/30 rechnet Rees mit der Fertigstellung des neuen Zentrums. "So lange können wir uns nur mit dem Süden beschäftigen."

Der Verkehr: Der neue Stadtteil wird von einer Ringstraße erschlossen, deren Verlauf sich am Verlauf der bisherigen Straße orientiert. Der jetzige Querschnitt bleibe weitgehend, nur der Gehweg werde breiter, erläuterte Rees. Auf dem "Parkway" soll eine Straßenbahn fahren – und möglichst wenige motorisierte Fahrzeuge.

Autos sollen in Quartiersgaragen am Rand von PHV abgestellt werden, Lieferverkehr größtenteils über eine Randstraße erfolgen, die entlang der A5 verlaufen wird. So schnell wie möglich soll auch der Grasweg geöffnet werden, um eine weitere Zufahrt zu PHV zu schaffen. Die ist derzeit nur über die B535 im Süden möglich, während der Grasweg nur zum Ankunftszentrum führt.

Die Bäume: Rund 2400 Bäume stehen in PHV. Sie wurden alle untersucht und kartiert, und wo es geht, möchte man sie erhalten. So wird der Parkway etwa einige "Schlenker" machen, damit besonders wertvolle Bäume stehen bleiben können. "Das ist nicht so einfach, denn Straßenbahn oder auch Kanäle führen am liebsten geradeaus", erklärte Rees.

Die mögliche Erweiterung: Im Westen sieht der Masterplan an PHV angrenzend weitere Flächen für eine Bebauung vor allem mit Wohnungen vor. Das ist heute noch Ackerland und damit ein hochsensibles Thema. Darum hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Planungen frühestens ab 2030 weitergehen dürfen. In diesem Zusammenhang wies Bellers darauf hin, dass ein Stadtteil eine gewisse Einwohnerzahl haben müsse, damit sich Supermärkte und andere Einrichtungen ansiedeln. "Bei der Grundschule zum Beispiel sind wir mit den derzeitigen Planungen gerade so über der Zahl, damit das genehmigt wird."

Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat hatte zum Rundgang geladen. Rund ein Dutzend Menschen nahm teil und schaute sich Heidelbergs künftigen neuen Stadtteil an. Foto: Dorn

Was die Grünen wollen: Darum ging es nur kurz während der Führung, als Kommunalwahl-Kandidat Leander von Detten die Forderungen seiner Partei erläuterte: Mindestens 50 Prozent sozialer Wohnungsbau (derzeit werden 30 Prozent verlangt) – auch über Wohnprojekte und Baugenossenschaften als Entwickler, möglichst viele Gemeinschaftsflächen – "auch auf Kosten von individuellem Wohnraum" und die Verwendung ökologischer Baustoffe – etwa Stroh statt Gips.

Stadträtin Luitgard Nipp-Stolzenburg lobte, dass sich die Vergabe von Grundstücken nach dem Konzept richten werde, nicht nach dem höchsten Gebot. Außerdem sollten möglichst viele Grundstücke im Besitz der Stadt verbleiben und über Erbpacht vergeben werden.

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