Angriff in Heidelberg

Die Joggerin ist erleichtert nach der Festnahme

Polizei nahm einen 18-jährigen Eppelheimer fest, der den versuchten Mord gestand - Aufwändige Ermittlungen in den letzten Wochen

19.04.2018 UPDATE: 20.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
Vor zwei Wochen, am 6. April, stellte die Polizei die Tat vom 7. März am Handschuhsheimer Neckarufer nach. Foto: Alex

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Die Erfolgsmeldung kam unerwartet: Denn trotz widriger Umstände gelang es der Polizei, exakt sieben Wochen nach der unfassbaren Attacke auf eine Joggerin einen Tatverdächtigen festzunehmen. Denn die Ermittlungen wurden vor allem dadurch erschwert, dass sich der Täter und das Opfer nicht kannten - und dass der Mann bei der Tat kein Wort sprach. Für eine gewisse Verwirrung sorgte auch, dass die Polizei über Wochen nach einem Mann im Alter von 25 bis 35 Jahren fahndete - der Tatverdächtige, der am Mittwoch festgenommen wurde, ist aber erst 18 Jahre alt.

Auch die Motive sind völlig unklar, denn zu ihnen schweigt sich der Mann aus - auch wenn er die Tat gestanden hat: Wieso überfallt jemand eine Frau, die er vorher noch nie gesehen hat? Wollte er sie vergewaltigen oder töten? Und so waren viele Frauen in Heidelberg direkt nach der Tat verunsichert und mieden die beliebte Joggingstrecke am Fluss. Aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten als das rätselhafte Motiv: Der junge Mann stammt aus Eppelheim, also von der anderen Flussseite: Was macht er um die Mittagszeit am Handschuhsheimer Neckarufer?

Nach dem Angriff hatte die attackierte 47-Jährige, die aus dem badischen Odenwald stammt, Angst vor einem erneuten Angriff - möglicherweise von einem Anwohner -, denn sie wohnt momentan nicht weit weg vom Tatort: Die Frau steht gerade ihrer schwer kranken Tochter bei, die in einer Klinik im Neuenheimer Feld behandelt wird. Seit Dezember halten sich die beiden in Heidelberg auf, die Tochter macht eine sehr strapaziöse Chemotherapie.

Kurz nach der Tat berichtete der Ehemann der Joggerin der RNZ, dass sie sich nach dem Angriff nicht unterkriegen lasse: "Sie hat das relativ gut weggesteckt und abgehakt. Mittlerweile belastet es sie nicht mehr." Seine Frau hatte durch den Überfall zwei große Platzwunden davongetragen. "Sie hat das nur deswegen überlebt, weil unsere Tochter sie braucht", ist sich der Mann sicher. Kurz nachdem alle Wunden einigermaßen verheilt waren, habe sie ihr Lauftraining wieder aufgenommen. Und entsprechend erleichtert reagierte das Ehepaar auf die Festnahme des Täters, zumal in der kommenden Woche die entscheidende Stammzelltransplantation für die Tochter ansteht. Zu den Einzelheiten der Festnahme wollten sich die beiden nicht äußern.

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Die Ermittlungen laufen weiter. Daher hielt man sich am Donnerstag bedeckt, was am Ende zur Festnahme des Täters geführt haben könnte: einer der über 100 Hinweise aus der Bevölkerung? Eine besondere Spur - schließlich fand die Polizei Beweismittel in der Wohnung des jungen Mannes? Oder gar die Tatrekonstruktion vor Ort am 6. April? Vor zwei Wochen spielten zwei Polizisten verschiedene mögliche Versionen des Angriffs nach. Deren gemeinsamer Nenner war, dass sich der Täter der Frau von hinten genähert und ihr dann mit einem Stein auf den Kopf geschlagen haben muss. Sie hatte den Mann zuvor kurz beim Vorbeijoggen gesehen - und erkannte ihn wieder, als sie während des Angriffs stürzte und sich dann heftig wehrte, bis der Täter von ihr abließ. Es handelt sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft um versuchten Mord, weil das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt sei.

Als die Polizei die Tat rekonstruierte, waren bereits 107 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, aber damals gab es offenbar noch keine heiße Spur. Insofern spricht viel dafür, dass der entscheidende Hinweis erst in den letzten Tagen bei den Ermittlern eingegangen ist.

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