Bad Rappenau

Quarantäne im "Alpenland"-Altenheim nach sechs Wochen aufgehoben (Update)

Patienten dürfen ihre Zimmer wieder verlassen - Lob am Krisenmanagement - Fieberambulanz in der Mühltalhalle läuft reibungslos

02.03.2020 UPDATE: 17.04.2020 16:45 Uhr 13 Minuten, 57 Sekunden
Nach sechs Wochen wurde am vergangenen Dienstag die Quarantäne für das Alten- und Pflegeheim „Alpenland“ aufgehoben. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. (fsd) Seit einigen Wochen und inzwischen auch Monaten ist das Corona-Virus weltweit ein Dauerthema – und das wird es auch noch eine Weile bleiben. Allerdings häufen sich in den vergangenen Tagen endlich die positiven Nachrichten: die Fallzahlen sinken und immer mehr Infizierte sind genesen und haben das Virus überstanden.

Eine weitere positive Meldung kam am heutigen Freitag aus Bad Rappenau hinzu. Nach knapp sechs Wochen hat das Gesundheitsministerium die für das Alten- und Pflegeheim angeordnete Quarantäne am zurückliegenden Dienstag aufgehoben. Zwar gelten für die Einrichtung weiterhin die "normalen" Regelungen aus der Corona-Verordnung für Pflegeheime, mit den darin geregelten Besuchsbeschränkungen, doch die Bewohner dürfen innerhalb des Heimes wieder ihre Zimmer verlassen.

Lob für das Krisenmanagement im "Alpenland" gab es von höchster Stelle. Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha sprach gegenüber der Stuttgarter Zeitung im Bezug auf Bad Rappenau von einem "sehr gut durchdeklinierten Binnenquarantänekonzept. Das ist unser Leitfaden, wenn wir Infizierte haben." Dass die Quarantäne nun sechs Wochen angedauert hat, wird damit begründet, dass die Infektionsketten nicht so schnell wie erhofft unterbrochen werden konnten. "Wir sind auf Nummer sicher gegangen", erklärte Manfred Körner, Sprecher beim Landratsamt Heilbronn

Anfang März wurden im "Alpenland" die ersten Corona-Fälle in der Kurstadt bestätigt. Nach einer Mailand-Reise hatte ein Pfleger erst einen Bewohner und dann eine Arbeitskollegin und deren Tochter mit dem Virus angesteckt. Weitere infizierte Personen folgten, eine 80-jährige Bewohnerin starb in der Lungenklinik in Löwenstein.

Für Oberbürgermeister Sebastian Frei ist die Aufhebung der Quarantäne eine positive Nachricht, die man aber "nicht überbewerten" solle. Er freue sich, dass dieses Thema nun in normalen Bahnen laufe und verband dies mit der Hoffnung, dass der Trend der letzten Tage anhält. Jedoch müssten "alle weiter hart daran arbeiten, diszipliniert sein und sich an die Vorgaben halten. Auch wenn es schwer fällt". Man dürfe das "zarte Pflänzchen" nicht wieder rausreißen.

Am vorvergangenen Montag war in der Bad Rappenauer Mühltalhalle die erste Fieberambulanz im Landkreis in Betrieb genommen worden. Hier werden Personen behandelt, bei denen der Verdacht besteht mit dem Corona-Virus infiziert zu sein. Nach Absprache mit dem Hausarzt wird der jeweilige Patient zu einem bestimmten Termin zur Untersuchung in die Fieberambulanz bestellt. Dort nehmen dann inzwischen zwei Ärzte, wie OB Frei auf Nachfrage erklärt, Abstriche vor und entscheiden, ob eine häusliche Quarantäne ausreicht, oder die Einweisung in ein Krankenhaus notwendig ist. "Die Ambulanz läuft gut und wird angenommen", sagt der Verwaltungschef. Pro Tag begeben sich im Schnitt 15 Personen in der Mühltalhalle in Behandlung. "Alles läuft reibungslos", sagt Frei.

Dies bestätigt auch Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, die die Ambulanz in Abstimmung mit der Stadt in Bad Rappenau errichtet hat. "Uns sind keine Komplikationen bekannt." Wie lange die Mühltalhalle noch als Fieberambulanz fungieren müsse, könne er allerdings nicht sagen. Man werde den Betrieb solange aufrechterhalten, wie er benötigt werde. "Das bedeutet, es gibt keinen festen Termin, wann die Einrichtung schließen wird. Das hängt von vielen Faktoren ab, die wir aktuell nicht prognostizieren können, beispielsweise, wie sich die Infektionszahlen weiter entwickeln", erklärt Sonntag im Gespräch mit der RNZ und betont: "Wichtig ist, dass wir die Struktur haben und damit seitens des ambulanten Gesundheitswesens gewappnet sind."

Update: Freitag, 17. April 2020 16.45 Uhr


Pflegeheim unter Quarantäne

Eppingen. (fsd) Die Zahl der mit dem Corona-Virus Infizierten im Landkreis Heilbronn ist von Donnerstag auf Freitag von 294 auf 328 gestiegen. 44 Personen davon sind inzwischen wieder gesund gemeldet worden, fünf sind verstorben.

Wie das Landratsamt am späten Freitagnachmittag mitteilte, ist in Eppingen am Dienstag, 24. März, eine über 80-jährige Bewohnerin eines Pflegeheims in Zusammenhang mit dem Corona-Virus verstorben. Sie ist der fünfte Todesfall im Landkreis. Ein weiterer Bewohner wurde positiv getestet. Daraufhin hat die Stadt Eppingen in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn am Mittwoch die Quarantäne für das Pflegeheim angeordnet. Nach Informationen der RNZ handelt sich bei besagtem Pflegeheim um das Seniorenstift "Haus Waldblick".

Die angeordnete Isolation ist zunächst für 14 Tage veranlasst worden, heißt in einer Pressemitteilung des Landratsamts. In dieser Zeit dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner das Pflegeheim nicht verlassen und auch keinen Besuch empfangen. Die getroffenen Maßnahmen entsprechen dem Vorgehen im Altenpflegeheim "Alpenland" in Bad Rappenau. Dort hatte zu Monatsbeginn ein Pfleger nach einer Mailand-Reise erst einen Bewohner und dann eine Mitarbeiterin sowie deren Tochter mit dem Virus angesteckt. Zwei Heimbewohner sind bisher verstorben.

20 weitere Bewohner wurden beprobt, die Ergebnisse liegen noch nicht vor, sagt Landratsamtssprecher Sprecher Manfred Körner.

Update: Freitag, 27. März 2020 17.45 Uhr


Bad Rappenau/Löwenstein. (fsd) Nach bereits drei Sterbefällen im Zusammenhang mit dem neuartigen Corona-Virus in Baden-Württemberg im Rems-Murr-Kreis, Esslingen und Göppingen musste die Zahl der Toten am Dienstag auf fünf korrigiert werden. Wie das Sozialministerium mitteilte, erlag eine 80-Jährige Bewohnerin des Altenpflegeheims "Alpenland" in Bad Rappenau nach RNZ-Informationen am Montag in der Lungenklinik in Löwenstein an den Folgen der Erkrankung.

Die Verstorbene litt nach Angaben des Ministeriums an schweren Grundvorerkrankungen und galt daher nicht nur aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe. In dem Altenpflegeheim brach das Corona-Virus vor nunmehr knapp zweieinhalb Wochen aus als ein Pfleger nach einer Mailand-Reise über Grippesymptome klagte und in der Folge zunächst einen Bewohner und dann eine Mitarbeiterin sowie deren Tochter angesteckt hatte. In der Folge mussten zwei Wohnbereiche unter Quarantäne gesetzt werden. Diese hat nach wie vor Bestand.

Die Anzahl der Corona-Erkrankten in Bezug auf das Altenpflegeheim ist Mitte letzter Woche auf 17 angestiegen. Ein weiterer Fall wurde am Dienstag bekannt. So sind inzwischen fünf Mitarbeiter, acht Bewohner und fünf Personen der angeschlossenen Tagespflege betroffen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: ein Mitarbeiter ist mittlerweile wieder gesund und virenfrei, wie Landratsamtssprecher Manfred Körner mitteilte.

Im Landkreis Heilbronn sind nach Ministeriumsangaben momentan 50 Personen an dem Virus erkrankt. Die Tendenz ist weiterhin steigend. Der fünfte Tote ist ein 80-Jähriger aus dem Landkreis Rottweil.

Update: Dienstag, 17. März 2020, 18 Uhr


Bad Rappenau. (y) Die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierten Bewohner und Beschäftigten im Pflegeheim "Alpenland" in Bad Rappenau ist weiter gestiegen. Wie Landratsamt und Stadt am Mittwochabend gemeinsam mitteilten, sind inzwischen 17 Personen, die in Verbindung mit dem Heim stehen, positiv auf das Virus getestet worden, davon 15 Personen aus Bad Rappenau. Es handele sich um acht Bewohner und vier Mitarbeiter des Altenpflegeheims sowie fünf Personen der angeschlossenen Tagespflege. Ein Mitarbeiter und drei Heimbewohner befinden sich der Mitteilung zufolge sich in der SLK-Lungenfachklinik in Löwenstein in Behandlung. Über ihren Gesundheitszustand wurde nichts mitgeteilt. Alle anderen positiv-Getesteten befinden sich in häuslicher Quarantäne. Einige weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Angehörige, die nachweislich direkten Kontakt zu positiv getesteten Personen hatten, stehen ebenfalls unter häuslicher Quarantäne. 62 von der Quarantäne betroffene Personen seien mittlerweile mit negativem Ergebnis getestet worden.

Update: Mittwoch, 11. März 2020, 18.45 Uhr


Von Armin Guzy

Bad Rappenau. Die Kurstadt bleibt der Corona-Hotspot im Kreis Heilbronn. Aktuell sind zwölf der insgesamt 27 im Landkreis bestätigten Fällen im Stadtgebiet Bad Rappenau verortet. Ob es sich dabei ausschließlich um Neuerkrankungen im Pflegeheim "Alpenland" handelt, dazu waren gestern keine Informationen zu erhalten.

Das Landratsamt erklärte aber, dass in der Einrichtung in der Zwischenzeit auch Abstriche von Personen genommen wurden, die dort nicht stationär aufgenommen sind, sondern in den vergangenen Tagen in der Tagespflege betreut wurden. Die Ergebnisse stehen allerdings noch aus, und auch die Auswertung der Proben, die in der vergangenen Woche von Mitarbeitern und Bewohnern genommen wurden, sind offenbar noch nicht komplett. Die Labore seien überlastet, begründete Manfred Körner, Pressesprecher des Landratsamtes im Gespräch mit der RNZ.

Bislang ist das Virus bei zwei Pflegekräften und fünf "Alpenland"-Bewohnern nachgewiesen worden, die aber offenbar nicht alle tatsächlich auch erkrankt sind. Das Alter der nun neu hinzugekommenen Virusträger lässt aber zumindest darauf schließen, dass ein Zusammenhang zwischen den neuen Befunden und der Einrichtung besteht: Neun der zwölf "positiv" getesteten Menschen in Bad Rappenau sind älter als 76 Jahre.

Längst haben sich auch die zahlreichen Kliniken in der Kurstadt so gut es geht vorbereitet, um Patienten und Pflegepersonal zu schützen. Grundsätzlich herrsche in den Kliniken der KuK, den Kur- und Klinikbetrieben Bad Rappenau, ohnehin ein hoher Hygienestandard, betonte Geschäftsführer Olaf Werner im Gespräch mit der RNZ.

In den zurückliegenden Tagen habe man nun auch die Gespräche über Hygiene- und Verhaltensregeln mit den Patienten intensiviert. Einige Selbsthilfegruppen pausieren, Fachvorträge und Diaabende wurden teilweise abgesagt. Die Klinikleitung bespricht nun nahezu täglich die Lage, um auf neue Entwicklungen möglichst schnell und flexibel reagieren zu können. Patienten, die grippeähnliche Symptome zeigen, dürfen derzeit nicht anreisen. "Mehr können wir nicht tun", sagt Werner.

Die KuK verfügt über rund 480 Betten und beschäftigt mehr als 80 Pflegekräfte. Etwa 70 Prozent der Patienten werden von Krankenhäusern zur Rehabilitation an die verschiedenen KuK-Einrichtungen überwiesen und standen dort entsprechend unter Beobachtung. Nur etwa 30 Prozent der Patienten kommen ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt zu geplanten Kuren, und aus diesem Personenkreis habe es laut Werner bislang lediglich zwei Absagen beziehungsweise Verschiebungen gegeben, weil ihnen ein Aufenthalt in Bad Rappenau offenbar derzeit als zu gefährlich erscheint. Ein Patient habe nicht bleiben wollen, konnte aber durch ein aufklärendes Gespräch beruhigt werden. Die meisten Kurgäste hätten aber eher wenig Ängste, sagt Werner.

Leichte Probleme bereiten indes die Lieferengpässe bei Desinfektionsmittel, Mundschutz und Handschuhen. "Gefühlt" seien auch kleinere Mengen des Bestandes verschwunden, sagt der KuK-Geschäftsführer. Inzwischen habe man entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen und kontrolliere die Ausgabe.

Bei der Vesalius-Klinik gibt es bislang ebenfalls keinen Corona-Fall, und die Klinikleitung sieht sich wie die KuK gut vorbereitet. Erhöhte Schutzmaßnahmen und enger Kontakt mit den Behörden sollen ebenfalls dazu beitragen, dass Patienten, die keine Anzeichen einer Erkrankung zeigen, beruhigt ihre Reha antreten können.

Bei Neuaufnahmen erhalten Anreisende einen detaillierten Fragebogen, der unter anderem den Aufenthalt in Risikogebieten abfragt, teilte Dr. André M. Schmidt, Geschäftsführer der Median-Gruppe, zu der die Vesalius-Klinik gehört, mit. Um Patienten und Mitarbeitende nicht zu gefährden, werde in Zweifelsfällen eine Aufnahme abgelehnt. Sollten Patienten Symptome zeigen, würden diese isoliert, bis eine Diagnose gestellt ist.

Mit 120 Rehabilitationskliniken und -einrichtungen ist Median einer der größten Betreiber bundesweit und hat entsprechende Vorteile: "Dank eines gut aufgestellten zentralen Einkaufs sei die Versorgung aller Einrichtungen mit Medikamenten, Schutz- und Desinfektionsmaterialien gesichert, teilte Schmidt mit. "Nach unserem Wissensstand besteht derzeit nur eine mäßige Gefährdung durch das Virus, doch die Lage muss täglich neu angepasst werden", räumte er ein.

Von der Vulpiusklinik, dem orthopädischen Fachkrankenhaus in Bad Rappenau, war gestern kein Verantwortlicher zu sprechen, der Informationen zu den dort ergriffenen Vorsorgemaßnahmen geben konnte. Die Telefonleitungen waren dauerbelegt, die Geschäftsführung war nicht erreichbar.

Update: Montag, 9. März 2020, 19.15 Uhr


Bislang liegt aber nur ein Teilergebnis vor - Stadt hebt Quarantäne für nicht betroffene Wohngruppen auf

Bad Rappenau. (guz) 11.30 Uhr, das Postauto fährt am Corona-Hotspot vor. Noch vor der Eingangstür zum Pflegeheim "Alpenland" wird der Bote von einer Mitarbeiterin der Einrichtung abgepasst. Mit grüner Schutzmaske vor dem Gesicht nimmt sie Briefe und Päckchen entgegen. Ja, er kenne die Problematik, sagt der Postbote ein paar Meter weiter. Und, klar, es sei schon ein komisches Gefühl, dem aktuell am stärksten vom Corona-Virus betroffenen Ort im ganzen Land so nahe zu kommen. Obwohl er überzeugt sei, dass im Heim alles Erdenkliche gegen die weitere Ausbreitung des Virus’ getan werde, nehme er – sicher ist sicher – zum Unterschreiben der Sendungen doch einen Extrastift, den er auch gleich wegpacke. "Und ich schaue, dass ich nichts berühre", sagt der Mann, der aus verständlichen Gründen seinen Namen nicht nennen will.

Nachdem am vergangenen Freitag bei einem 32-jährigen Pfleger und seiner 54-jährigen Arbeitskollegin (und deren nicht im Heim beschäftigten Tochter) sowie bei einem 85-jährigen Heimbewohner das Coronavirus nachgewiesen worden war, sind nun, Stand Donnerstagabend, weitere vier Fälle im "Alpenland" hinzugekommen. Das Ministerium für Soziales und Integration hatte die Positiv-Befund am Mittwochabend bekannt gegeben und damit für das gesamte Land 65 Fälle gemeldet. Inzwischen ist die Gesamtzahl auf 80 gestiegen, aber noch immer ist die Kurstadt die am stärksten vom Virus betroffene Kommune in Baden-Württemberg.

Das Heim, das seit Montag unter Quarantäne steht, hat etwa 70 Bewohner und rund 50 Angestellte. Ob bei ihnen weitere Positiv-Befunde hinzukommen, weiß noch niemand. Denn inzwischen wurden einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Landratsamt zufolge zwar von sämtlichen Bewohnerinnen und Bewohnern der betroffenen Wohnbereiche und von den diensthabenden Mitarbeitenden Abstriche genommen, bislang liegt aber nur ein Teilergebnis vor, weil noch nicht alle Proben ausgewertet sind. 15 Proben waren ohne Befund, teilten die Behörden mit, knapp 20 Ergebnisse standen am Donnerstag noch aus. Zu den vier neu nachgewiesenen Fällen könnten also noch weitere hinzukommen.

Allen fünf betroffenen Senioren geht es der Mitteilung zufolge bislang gut. Die vier Neuhinzugekommenen zeigen offenbar bislang noch keine Krankheitssymptome, war aus seriöser Quelle zu erfahren. Die Behörden bestätigten, dass alle in derselben Wohngruppe leben. Andere Gruppen des Altenpflegeheims seien derzeit nicht betroffen. Die leeren Besucherparkplätze sind ein Anhaltspunkt dafür, dass das am Freitag verhängte Besuchsverbot eingehalten wird. Die Mitarbeiterparkplätze waren am Donnerstagvormittag nur spärlich belegt.

Das Pflegepersonal der betroffenen Wohngruppe steht weiterhin unter Quarantäne und arbeitet nicht, teilten Stadt und Landratsamt mit. Das Pflegepersonal, das keinen direkten Kontakt mit der betroffenen Wohngruppe beziehungsweise mit den infizierten Pflegern hatte und bereits seit Auftreten der ersten Infektionen mit entsprechenden Schutzvorkehrungen gearbeitet hat, kann hingegen weiterarbeiten. Für diese Personengruppe hat die Stadt Bad Rappenau auf Empfehlung des Landesgesundheitsamtes die Quarantäne am Donnerstag aufgehoben.

Oberbürgermeister Sebastian Frei schilderte das Verhalten der Bad Rappenauer bislang als "besonnen und sehr vernünftig". Außerdem wies er einen Bericht der Bild-Zeitung zurück, demzufolge die Quarantäne nicht eingehalten wurde und Personen im Heim ein- und ausgehen. "Das entspricht nicht der Realität", sagte er. Das inzwischen richtiggestellte Missverständnis war offenbar entstanden, weil der Pflegebereich des Heimes und die angeschlossene Abteilung für Wiedereingliederungshilfe einen gemeinsamen Eingang haben. "Die Trennung erfolgt erst im Heim selbst", stellte Frei gegenüber der RNZ klar.

Update: 5. März 2020, 18.17 Uhr


Bad Rappenau. (fsd) Spätestens seit Montag ist klar, dass auch in der Kurstadt das neuartige Corona-Virus angekommen ist. Ein Pfleger im Pflegeheim "Alpenland" hatte nach einer Mailand-Reise zunächst einen 85-jährigen Bewohner und dann eine 54-jährige Arbeitskollegin angesteckt, die wiederum ihre Tochter infiziert hat.

Zunächst verhängte der Pflegeheim-Betreiber ein Besuchsverbot und stellte die betroffene Wohngruppe unter Quarantäne. Am Montagabend ordnete die Stadtverwaltung eine Erweiterung der Sicherheitsvorkehrungen an und erklärte den gesamten Altenpflegebereich zur Quarantäne-Zone. Und auch für die Mitarbeiter gilt seitdem eine besondere Anordnung. Sie dürfen ihre Wohnung nur noch zum Zwecke der Arbeit verlassen und alleine in ihrem Auto anreisen.

Und wie wirkt sich das auf die Familien der rund 50 potenziell vom Corona-Virus betroffenen Angestellten aus? "Für die gilt die Anordnung nicht, sofern sie sich in der Wohnung separieren können", erklärte Tamara Waidmann vom Landratsamt Heilbronn auf RNZ-Nachfrage. Das heißt: Wenn ein Angestellter über ein Zuhause mit mehreren Zimmern und Toiletten beziehungsweise Bädern verfügt und somit seinen Angehörigen aus dem Weg gehen kann, bleiben diese von der Quarantäne verschont. "Ist das nicht der Fall, wird auch die Familie unter Quarantäne gestellt", erklärte Waidmann weiter. Dies habe man auch den Mitarbeitern mitgeteilt, die sich nun beim Gesundheitsamt melden müssen.

Wie wird die Quarantäne der Mitarbeiter kontrolliert?

Interessant ist nur, wie die Behörden das Einhalten der Quarantäne kontrollieren wollen. "Personen, die unter normaler Quarantäne stehen, führen ein Tagebuch und werden einmal am Tag angerufen." Doch was ist, wenn das Auto für den Weg zur Arbeit getankt werden muss? "Es gibt wahrscheinlich viele Eventualitäten", sagte Waidmann. "Wir wollen es im Rahmen des möglichen halten. Sie sind erst einmal angehalten nicht zu tanken, werden aber von Kontaktpersonen auch mit Lebensmittel versorgt." Zudem hätten die Mitarbeiter Nasen- und Mundschutz, und es gebe an Tankstellen auch Außenschalter zur Bezahlung.

"Nach und nach" sollen laut Waidmann nun auch die etwa 70 unter Quarantäne stehenden Bewohner sowie die rund 50 Mitarbeiter auf das neuartige Virus getestet werde. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme", betont Waidmann, die schätzt, dass man mit der ursprünglich betroffenen Wohngruppe beginne.

Erste Absage in Bad Rappenau

Aber nicht nur im Pflegeheim, sondern auch außerhalb der Einrichtung ziehen die ersten Corona-Fälle in der Kurstadt Konsequenzen nach sich. So hat der Bad Rappenauer Touristikbetrieb (BTB) nach Abstimmung mit den Künstlern seine Veranstaltung "Pop-Geschichten" mit dem SWR1-Musikexperten Werner Köhler und dem Solisten Uwe Grau, die am Freitag, 13. März, im Kurhaus hätten auftreten sollen, abgesagt. "Eine Stunde nach Bekanntwerden kamen einige Besucher zu uns und wollten ihre Tickets zurückgeben", berichtete Sabine Eggensperger von der BTB. "Wir haben den Zuschauerwunsch entsprochen." Ob anderen Veranstaltungen abgesagt werden, ist noch offen. Nach aktuellem Stand soll der Schlager-Abend mit Hansy Vogt bei der die BTB nicht Veranstalter, sondern nur Verkaufsstelle ist, am kommenden Freitag stattfinden.

Auch bei der Stadt habe man sich noch nicht dazu entschlossen, Veranstaltungen abzusagen, sagte Hauptamtsleiter Wolfgang Frank auf Nachfrage. Stand jetzt soll alles wie geplant stattfinden. Jedoch räumt die Stadt ein, dass Personen, die aufgrund der aktuellen Lage keine Veranstaltungen mit vielen Besuchern besuchen möchten, ihre gekauften Eintrittskarten zurückgegeben können und ihr Geld zurückerhalten.

Die Freiwillige Feuerwehr hingegen hat ihre Jahreshauptversammlung am 7. März abgesagt – um ihrer "Aufgabe der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr gerecht zu werden", heißt in einer entsprechenden Mitteilung.

Update: 3. März 2020, 16.40 Uhr


Bad Rappenau. (RNZ/mün) Nach 4 Corona-Infektionen in einem Altenheim in Bad Rappenau verschärfen die Behörden am Montagabend die Sicherheitsvorkehrungen. So wurde die Einrichtung "Alpenland" zur Quarantäne-Zone erklärt, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung. Es bestehe der Verdacht, dass auch weitere Wohngruppen betroffen seien.

Das bedeutet: Die etwa 60 Bewohner dürfen das Gebäude nicht mehr verlassen. Am Vormittag hatte es lediglich ein Besuchsverbot gegeben, also dass niemand die Menschen in dem Heim besuchen durfte.

Die Sanktionen betreffen auch die etwa 50 Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung, für die eine "erweiterte Quarantäne-Anordnung" gilt. Sie dürfen ihre Wohnung ausschließlich zur Arbeit im Altenpflegeheim verlassen. Auf dem Weg dorthin und nach Hause dürfen sie lediglich alleine mit dem eigenen Auto unterwegs sein. Auch müssen sie während der Arbeit geeignete Schutzkleidung tragen.

Die Quarantäne wird zunächst für die Dauer von 2 Wochen angeordnet, heißt es in der Mitteilung aus dem Rathaus. Es wird betont, dass keine Gefahr für die Nachbarschaft des Pflegeheims bestehe.

Update: 2. März 2020, 18.15 Uhr


Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. Nun hat die Krankheitswelle mit dem neuartigen Corona-Virus auch die 22.000 Einwohner zählende Kurstadt Bad Rappenau erreicht. Wie das baden-württembergische Ministerium für Soziales und Integration am Montagmorgen mitteilte, haben sich fünf weitere Personen angesteckt. Damit steigt die Anzahl der Erkrankten im Landkreis auf sechs. Am Freitag wurde der erste Fall in Heilbronn bekannt.

Nach Informationen der RNZ stammen drei der Neu-Infizierten aus dem Bad Rappenauer Pflegeheim "Alpenland". Ein 85-jähriger Bewohner hat sich offenbar bei einem 32-jährigen Pfleger der Einrichtung, der wohlmöglich nach einer Mailand-Reise über grippeähnliche Symptome geklagt hat, angesteckt. Darüber hinaus wurde auch eine 54-jährige Arbeitskollegin infiziert, die wiederum das Virus an ihre Tochter weitergetragen hat. Der Bewohner, die Pflegerin sowie ihre Tochter befinden sich seit vergangenem Freitag auf der Isolierstation der Lungenklinik in Löwenstein.

Des Weiteren hatte sich ein Mann aus dem Landkreis ohne jegliche Krankheitssymptome am Freitag testen lassen – auch bei ihm wurde eine Infektion bestätigt. Außerdem wurde am Wochenende eine Kontaktperson des Mannes aus dem Kreis Ludwigsburg positiv getestet. Sie befand sich seit Freitag in häuslicher Isolation. Die stationäre Aufnahme wurde veranlasst, heißt es hierzu vom Sozialministerium. Indes haben sich Gerüchte über einen Fall in Sinsheim nach jüngsten Erkenntnissen nicht bestätigt.

"Wir befinden uns in einer dynamischen Lage", sagte Manfred Körner, Sprecher beim Landratsamt Heilbronn. "Die Hauptaufgabe ist nun, die Gefahr einzudämmen." Aktuell würden die Kontaktpersonen der Neu-Erkrankten ermittelt und Abstriche angeordnet. Man konzentriere sich auf die Kontaktpersonen der sogenannten Stufe 1 nach der Vorlage des Robert-Koch-Instituts – also Menschen, die mindestens 15 Minuten "Face-to-Face"-Kontakt mit dem Infizierten hatten. Dahinter stecke ein hoher organisatorischer Aufwand. Und die Proben müssten auch erst einmal getestet werden. "Die Labore sind stark gefordert", betont Körner. Zudem sei auch die seit Freitag eingerichtete Heilbronner-Corona-Hotline stark frequentiert. Körner betonte, man solle von Anrufen beim Gesundheitsamts absehen. Alle Mitarbeiter dort seien mit der direkten Gefahrenabwehr befasst.

Nach Informationen unserer Zeitung wurde die betroffene Wohngruppe im Pflegeheim abgeriegelt und Essens- beziehungsweise Aufenthaltsräume gesperrt. Die Bewohner werden momentan auf ihren Zimmern versorgt. Darüber hinaus hat die Einrichtung ein Besuchsverbot verhängt.

Für eine Stellungnahme zum aktuellen Geschehen war die Einrichtungsleitung am Montag allerdings nicht zu erreichen. Auch die Pflegeheim-Zentrale in Sonthofen äußerte sich nur spärlich zum Corona-Fall in Bad Rappenau. So habe man alle mit dem Gesundheitsamt abgestimmten Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Ebenso sollen bei erneutem Auftreten von grippeähnlichen Symptomen die Betroffenen – ebenfalls nach Abstimmung – getestet werden.

Auf weiterer RNZ-Nachfrage betonte die Zentrale, dass es in den letzten Tagen keinen Austausch des Pflegepersonals mit anderen "Alpenland"-Standorten wie beispielsweise in Öhringen gegeben habe. Wie Landratsamts-Sprecher Körner auf Nachfrage mitteilte, seien die Fälle dem Gesundheitsamt erst Freitag bekannt. Einem anonymen Schreiben an die Medien und Behörden zufolge, sollen die Fälle aber bereits am Dienstag aufgetreten sein. Das bestätigten jedoch weder Körner noch die Pflegeheim-Zentrale.

"Alle Fälle, die wir aufgenommen haben, geht es gut", sagte Mathias Burkhardt, Sprecher der SLK-Kliniken, zum aktuellen Gesundheitsstand der Betroffenen. Bislang sind in Baden-Württemberg 25 Corona-Erkrankte bekannt, sechs davon im Landkreis Heilbronn. Diese sind allesamt in der Löwensteiner Lungenklinik untergebracht. Wie viele Patienten dort auf einer Isolierstation untergebracht werden können, wollte Burkhardt nicht sagen. Es gebe allerdings ein standortübergreifendes Konzept für Gesundbrunnen, Lungenklinik und Plattenwald falls die Zahl der Erkrankten weiter steigen sollte: "Die Betten sind vorbereitet."

Während mancher Einwohner der Kurstadt Bad Rappenau beunruhigt ist und sich zu ersten Hamsterkäufen hat hinreißen lassen – in manchen Supermärkten sind die Regal mit Konserven, Spaghetti, Mehl und Spülmittel leer geräumt – ruft Oberbürgermeister Sebastian Frei zu Besonnenheit auf: "Es gibt keinen Grund zur Panik. Es war absehbar, dass die Geschichte auch uns erreichen wird." Man befinde sich in einem ständigen Austausch mit dem Gesundheitsamt in Heilbronn, und man habe angeboten zu helfen, wo man kann.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.