Trinkwasserkrise in Heidelberg

Warum die Analyse des "blauen" Wassers so lange dauerte

Leibniz-Institut forschte aufwändig nach dem Grund für den Vorfall vom 7. Februar

01.05.2019 UPDATE: 02.05.2019 06:00 Uhr 59 Sekunden

Am 7. Februar hatte sich das Leitungswasser in Dossenheim und dem nördlichen Heidelberg blau verfärbt. Foto: Alex

Heidelberg. (hö) Die "Wasserkrise" im nördlichen Heidelberg und in Dossenheim ist knapp drei Monate her - und die Ursache für die Blaufärbung ist längst geklärt. Nun meldete sich das Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken zu Wort - und die Öffentlichkeit erhält somit erste Hinweise, wieso die Ursachenforschung relativ lang, nämlich sechs Wochen, dauerte. Es waren am Ende, ganz banal, kleinste Kalkteilchen, die am 7. Februar für eine Blaufärbung des Trinkwassers gesorgt hatten. Genau das hatte wenige Tage später der Schriesheimer Mineraloge Tillmann Althaus in einem Leserbrief an die RNZ vermutet.

Marcus Koch, Leiter der Physikalischen Analytik am Leibniz-Institut, berichtet über die Vorgehensweise: "Zunächst untersuchten wir die Wasserproben mit einer speziellen Elektronenmikroskopie: Für die sogenannte Cryo-Transmissionselektronenmikroskopie haben wir dünne Filme der Wasserproben schockgefrostet. Dabei bleibt die ursprüngliche Struktur möglicher Bestandteile im Wasser erhalten." Selbst kleinste Strukturen seien mit dieser Messmethode darstellbar. Sie erbrachte den Nachweis von nanometergroßen, ungelösten Carbonatverbindungen.

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Außerdem wurden die Wasserproben mit Hilfe der sogenannten Dynamischen Lichtstreuung untersucht: So, wie kleine Moleküle in der Luft das Licht streuen und den Himmel blau oder rötlich erscheinen lassen, streuen auch die nanometergroßen Carbonat-Partikel im Wasser das Licht. "Obwohl das Wasser mit bloßem Auge klar wirkt, ist die Lichtstreuung an den Carbonat-Nanopartikeln physikalisch messbar", erklärt Isabella Tavernaro vom Leibniz-Institut. Diese Messmethode gibt Auskunft über die Größe und Größenverteilung der Partikel. Die Kalkteilchen waren also wirklich extrem klein - im Bereich von Nanometern (millionstel Millimetern) -, und ihre Lichtstreuung führte zur leichten Blaufärbung des Wassers, so Tavernaro.

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