Ursachen-Suche zieht sich – Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen
Trinkwasserverfärbung: Erst ab Mitte nächster Woche werden die Ergebnisse des Hygiene-Institut der Uniklinik Heidelberg und des Technologiezentrums Wasser in Karlsruhe erwartet.

Die blaue Verfärbung des Trinkwassers stammt aus dem Wasserwerk Entensee im Handschuhsheimer Feld. Mittlerweile wurde es vom Netz genommen; andere Tiefbrunnen versorgen jetzt die Bürger. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Noch ist es ein Rätsel, was zur bläulichen Verfärbung des Trinkwassers am Donnerstag geführt hat. Und die Aufklärung wird auf sich warten lassen: Frühestens Mitte nächster Woche liegen die detaillierten Analysen vor, die das Hygiene-Institut der Uniklinik Heidelberg und das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe vornehmen. "Wir haben keinen konkreten Stoff im Verdacht", sagte der Leiter des Gesundheitsamtes Rainer Schwertz. "Wir können verstehen, dass die Bürger und die Öffentlichkeit die Ursache wissen wollen." Die RNZ beantwortet zusammen mit den Stadtwerken Heidelberg die wichtigsten Fragen zur "Wasserkrise" und generell zur Wasserversorgung.
Ist irgendwann schon einmal eine Blaufärbung des Trinkwassers eingetreten? Wasser kann in größeren Behältern generell bläulich wirken: Je tiefer das Wasser, desto bläulicher wirkt es. Allerdings ist den Stadtwerken Heidelberg bisher kein Fall bekannt, bei dem eine besondere bläuliche Färbung aufgetreten ist.
Nun hat ja ein aufmerksamer Bürger aus Dossenheim den dortigen Wassermeister informiert. Wäre den Stadtwerken das auch irgendwann selbst aufgefallen? Die Stadtwerke machen täglich Sichtprüfungen in den Kammern der Wasserwerke. Das war auch in den letzten Tagen so. Dabei ist allerdings nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Entscheidend war tatsächlich die Meldung des Bürgers.
Hintergrund
Am Freitag kehrte wieder Normalität ein
Schadenshöhe nach Trinkwasserwarnung ist jedoch noch unklar
Am Universitätsklinikum ist am Freitag, einen Tag nach der Wasserkrise, wieder Normalität eingekehrt. Nachdem das am Donnerstag zubereitete Essen
Am Freitag kehrte wieder Normalität ein
Schadenshöhe nach Trinkwasserwarnung ist jedoch noch unklar
Am Universitätsklinikum ist am Freitag, einen Tag nach der Wasserkrise, wieder Normalität eingekehrt. Nachdem das am Donnerstag zubereitete Essen entsorgt worden war, mussten die Mitarbeiter der Küche die ganze Nacht durcharbeiten. Auch die Angestellten der Wäscherei schoben Überstunden. Während einige der verschobenen Operationen bereits am Donnerstagabend und am Freitag nachgeholt wurden, wird es noch einige Tage dauern, bis alles abgearbeitet ist. "Wir haben aber keinen harten Operationsstau", betont Kliniksprecherin Doris Rübsam-Brodkorb.
Noch stellen die Abteilungen der Klinik zusammen, welcher wirtschaftliche Schaden entstanden ist. Es werde gerade mit der Rechtsabteilung geklärt, ob die Betriebsausfallversicherung greift. Abseits dieser Ungewissheit ist man im Uniklinikum aber zufrieden, wie der interne Krisenstab mit der Situation umgegangen ist. "Das war kein Probelauf, sondern ein richtiger Ernstfall", so Rübsam-Brodkorb. Schließlich war in der gesamten Klinik über Stunden das Wasser abgedreht.
Ein beträchtlicher Schaden ist auch in der Heidelberger Gastronomie entstanden. Derzeit fragt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bei seinen Mitgliedern ab, welche Auswirkungen die Trinkwasserwarnung hatte. "Einige kleinere Veranstaltungen mussten abgesagt werden", berichtet Sandra Betz vom Dehoga. Mindestens zwei Cafés hatten ganz geschlossen, andere später geöffnet. "Am Montag können wir mehr zur Schadenshöhe sagen", so Betz. Ob die Versicherungen dafür aufkommen, werde noch geklärt.
Ähnlich sieht die Lage beim Studierendenwerk aus. Dessen drei Mensen gehören zu den größten Gastronomiebetrieben der Stadt und wurden am Donnerstag vorsorglich geschlossen. Erst Anfang nächster Woche könne man Aussagen zur Schadenshöhe treffen und dazu, wie viel Essen entsorgt wurde. "Ein Teil konnte konserviert werden", erklärte Sprecherin Katrin Bansemer. Außerdem werde das Essen für die Buffets durchgehend nachgekocht, sodass hier keine größeren Verluste entstanden seien. (dns/hob)
Wird jetzt regelmäßig auf Blaufärbung kontrolliert? Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises und die Stadtwerke forschen noch intensiv nach der Ursache, die zur Blaufärbung, die offenbar nicht gesundheitsschädlich ist, führte. Weitere Wasserproben gingen an Labore, diese Analysen sind technisch genauer als die "Eimerprobe" vom Donnerstag. Nur: Diese Analysen sind aufwendig und werden ein paar Tage in Anspruch nehmen. Für eine natürliche Färbung des Trinkwassers kommen verschiedene Substanzen in Frage. Proben wurden aus den drei Wasserwerken, dem zugekauften Wasser, von einigen Hochbehältern und von einer zentralen Stelle im Netz genommen.
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Woher weiß man, dass die Blaufärbung nicht gesundheitsgefährlich ist, wenn man noch nicht weiß, was dafür verantwortlich ist? Die Schwermetalle Kupfer, Eisen und Mangan können manchmal das Wasser blau färben, diese wurden aber in der Probe nicht in auffälliger Weise nachgewiesen.
Wie oft wird das Trinkwasser kontrolliert? Und auf welche oder wie viele Substanzen? Das Wasser wird regelmäßig auf rund 145 Stoffe, die durch die Trinkwasserverordnung vorgegeben sind, untersucht. Mikrobiologische Analysen finden wöchentlich bis monatlich statt, für weitere Stoffe gibt es monatlich bis jährlich Analysen. Die letzte Vollanalyse fand Anfang dieser Woche statt und hat keine besonderen Ergebnisse gezeigt.
Ist es technisch möglich, das betroffene Wasserwerk Entensee vom Netz zu nehmen und Stadt und Umland mit Wasser aus anderen Werken zu beliefern? Das ist bereits der Fall. Das Wasserwerk Entensee wurde nach Eingang der ersten Meldungen vom Netz genommen. Dies bleibt auch so, bis alle Untersuchungen zu der Verfärbung abgeschlossen sind. Die Versorgung wird über andere Brunnen sichergestellt.
Wie viele Wasserwerke gibt es in Heidelberg, und welche Stadtteile oder Umlandgemeinden versorgen sie? Rund 50 Prozent des Trinkwassers stammt aus drei Heidelberger Grundwasserwerken (Rauschen, Entensee und Schlierbach). Rund fünf Prozent kommen aus sieben Buntsandstein-Quellen auf Handschuhsheimer sowie Ziegelhäuser Gemarkung. Die restliche Menge wird vom Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz aus dem Wasserwerk Schwetzinger Hardt geliefert. Versorgt werden damit Heidelberg, Eppelheim und Dossenheim - letzteres aus dem Wasserwerk Entensee.
Welche Stadtteile werden mit Quellwasser versorgt? Waren die auch betroffen? Mit Quellwasser wird zur Zeit der Stadtteil Ziegelhausen versorgt. Der war nicht betroffen.
Manche Bürger versorgen sich auch aus Quellen im Wald. Ist das eine Alternative, zu der die Stadtwerke raten würden? Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel. Die Quellen im Wald werden dagegen nicht überwacht, und das Wasser wird auch nicht aufbereitet. Zudem handelt es sich um oberflächennahes Wasser; hier können Verunreinigungen viel schneller in den Boden gelangen als in die Grundwasserschichten. Die Quellen im Wald können besonders durch mikrobiologische Stoffe belastet sein, etwa durch Fäkalien von Tieren.
Haben die Bürger, die sich jetzt mit gekauftem Wasser eindeckten, Anspruch auf Entschädigung? Die Rechtslage und die Zuständigkeiten werden gerade abgeklärt. Dabei müssen Aspekte wie höhere Gewalt und Gefahrenabwehr gegen mögliche Schadensersatzansprüche abgewogen werden. Es ist fraglich, ob der Kauf von Mineralwasser als Schaden einzustufen ist. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, Vorräte an Trinkwasser anzulegen.