Nach der Eimerprobe wurde das Wasserwerk Entensee abgeschaltet
Verunreinigung des Trinkwassers in Dossenheim und Heidelberg ging vom Handschuhsheimer Feld aus - Durch die Verfärbung bestand aber keine Gesundheitsgefahr

Informierten bei einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage (v.r.): der Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes sowie des Krisenstabes, Bernd Köster, der Leiter des Gesundheitsamtes, Rainer Schwertz, Markus Morlock von den Stadtwerken und Stadtsprecher Achim Fischer. Foto: tt
Von Timo Teufert
Heidelberg. Um 14.10 Uhr treten Rainer Schwertz, Leiter des Gesundheitsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, Bernd Köster, Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes und in dieser Funktion auch Leiter des Krisenstabes, mit Markus Morlock, Technischer Betriebsführer für die Trinkwasserversorgung bei den Stadtwerken, im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim vor die Presse; die Hauptfeuerwache war durch den Krisenstab belegt. Zu diesem Zeitpunkt können sie den rund 30 Medienvertretern noch nicht sagen, was zur Verfärbung des Trinkwassers führte.
"Wir haben bis 9.30 Uhr Meldungen aus Dossenheim bekommen, dass das Wasser bläulich verfärbt ist", berichtet Schwertz. Anrufe seien sowohl im Dossenheimer Rathaus als auch beim Gesundheitsamt eingegangen. Daraufhin wurden im Wasserwerk Entensee, von dem aus Dossenheim, Handschuhsheim und Neuenheim mit Trinkwasser versorgt werden, Proben genommen. Die Tiefbrunnen des Wasserwerks liegen mitten im Handschuhsheimer Feld und sind über 100 Meter tief. "Wir haben eine Eimerprobe gemacht, denn nur in dem weißen Eimer konnten wir die Verfärbung des Wassers feststellen", so Morlock.
"Das war eine völlig ungewöhnliche und unnormale Probe", berichtet Morlock. Denn die Eimerprobe sei in der Trinkwasserverordnung nicht vorgesehen, und auch die erfahrenen Wassermeister hätten diese in ihrer Dienstzeit bislang auch noch nie angewendet. Daraufhin wurden die Behörden verständigt und kurz nach 10 Uhr die Wasserförderung im Gewann Entensee schließlich eingestellt. "Wir haben das betroffene Wasserwerk abgestellt und es intensiv beprobt. Alle Grenzwerte der Trinkwasserversorgung wurden eingehalten", so Morlock. Insgesamt seien über zehn Proben genommen worden, die von verschiedenen Laboren untersucht wurden, darunter das Hygieneinstitut der Universität Heidelberg, das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe und die Analytische Task Force der Feuerwehr Mannheim.
Nach einer Netzanalyse habe man die betroffenen Bereiche, in die das kontaminierte Wasser gelangt sei, festgestellt. "Da wir aber nicht ausschließen konnten, dass verfärbtes Wasser auch in die Altstadt oder nach Bergheim gelangt ist, haben wir die Warnung auf alle Stadtteile ausgeweitet", sagt Köster, der in der Zwischenzeit den Krisenstab in der Hauptfeuerwache zusammengerufen hatte. Nachdem die Wassernutzung schon ab 9.42 Uhr in Dossenheim untersagt war, wurde die Warnung ab 11 Uhr auch auf Heidelberg ausgeweitet.
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"Wir haben die Warnung ausgegeben, um Gefahren abzuwehren und die Bevölkerung zu schützen. Uns ist bewusst, dass die Maßnahmen zu erheblichen Unbill geführt haben. Aus meiner Sicht blieb aber kein anderer Weg", erklärt Schwertz. Zu diesem Zeitpunkt sei unklar gewesen, was zur Verfärbung führte. "Wir haben auch die Schulen gewarnt und Mitarbeiter für die Telefonhotline zusammengezogen", berichtet Köster. Vorsorglich hatte der Krisenstab auch den leitenden Notarzt und das Rote Kreuz über die Lage informiert, um im Notfall schnell auf mögliche Verletzte reagieren zu können. "Es sind uns aber keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen bekannt", sagte Schwertz am Nachmittag.
"Weil wir nicht wussten, wie lange die Störung andauert, haben wir auch das Technische Hilfswerk in den Krisenstab geholt, um im Notfall eine Notwasserversorgung einrichten zu können", so Köster. So wären in Dossenheim ab 18 Uhr drei Zapfstellen für Trinkwasser eingerichtet worden. Parallel zu den Arbeiten hatten die Stadtwerke mit dem Spülen der Leitungen begonnen. "Wir drücken mit nicht kontaminiertem Wasser aus den Wasserwerken Rauschen und Schwetzinger Hardt die Leitungen frei. Das belastete Wasser fließt dann in die Kanalisation", erklärt Morlock.
Schon während der Pressekonferenz war man zuversichtlich, noch im Laufe des Donnerstags die Warnung aufheben zu können: "Erste Befunde stimmen mich optimistisch", so Schwertz. Als die Untersuchungsergebnisse vorlagen, konnte um 15.39 Uhr Entwarnung für Dossenheim und neun Minuten später auch für Heidelberg gegeben werden: "Bei der Ursache der Verfärbung gehen die zuständigen Behörden von einer natürlichen Schwankungsbreite in der stofflichen Zusammensetzung des Wassers aus", heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
Schon während der Pressekonferenz schloss Köster eine Verbindung zum Chemieunfall am Wochenende aus: Denn nach dem Zwischenfall in Wieblingen stand das Wasserwerk unter besonderer Beobachtung: "Es gibt keine Indizien für einen Zusammenhang. Alle Analysen nach dem Chemieunfall waren ohne Befund", sagt Morlock. Das hätte auch der Vertreter des Regierungspräsidiums im Krisenstab bestätigt, so Köster.
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