Man weiß, was es nicht war
Eine Woche nach der Blaufärbung des Trinkwassers kennen die Behörden noch immer keine Ursache

Von Micha Hörnle
Heidelberg. Auch eine Woche nach der Trinkwasserverunreinigung kennt das Gesundheitsamt noch nicht die Ursache. Gestern lieferte die Behörde einen ersten vierseitigen Zwischenstand - und in dem steht eigentlich nur, was es nicht gewesen sein kann.
Es waren nicht Schwermetalle wie Kupfer, Mangan und Eisen, die manchmal das Wasser blau färben können - ihre Konzentration war unauffällig. Es war auch nicht das fünf Tage zuvor bei einem Chemieunfall in Wieblingen entwichene Lösungsmittel Toluol - das ist im Boden nicht nachweisbar. Es waren auch nicht plötzlich auftretende Veränderungen in der Gesteinsschicht - das halten die Experten für unwahrscheinlich. Es waren auch keine Stoffe, die unter bestimmten Lichtverhältnissen das Wasser blau erscheinen lassen - eine spektrometrische Analyse ergab keine Auffälligkeiten. Und es war auch keine bewusste Färbung, um die unterirdischen Wasserbewegungen zu bestimmen, was der Dossenheimer Bürgermeister Hans Lorenz vermutet hatte; bei den letzten Versuchen wurde eine Salzlösung und nicht etwa Farbstoffe verwendet. Aber nach alledem, was man jetzt weiß, ist sich das Gesundheitsamt so sicher wie am letzten Donnerstag: Die Bevölkerung ist nicht gefährdet.
Aber noch laufen die Untersuchungen beim Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe und beim Hygieneinstitut Heidelberg. Dabei werden die 150 Parameter, die die Trinkwasserverordnung vorsieht, überprüft. Etliche Ergebnisse, was etwa die Schwermetalle angeht, liegen bereits vor; bei anderen dauert es noch etwas - wie bei der Ermittlung von Bakterien, wie Silke Hartmann, Pressesprecherin des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis, erklärt. Daher musste sie auch gestern sagen: "Es ist nach wie vor unklar, was zur bläulichen Verfärbung des Trinkwassers führte. Aber wir drehen jeden Stein zweimal um. Das sind wir auch der Bevölkerung, die durch die Trinkwasserfärbung erheblich beunruhigt wurde, schuldig."
Das Wasserwerk Entensee im Handschuhsheimer Feld soll noch diese Woche probeweise hochgefahren, aber nicht ans Netz genommen werden. Dann werden die Becken gefüllt, die Filter überprüft und gleich wieder Proben entnommen - davon erhofft sich das Gesundheitsamt weitere Erkenntnisse. Wann (und ob überhaupt) klar sein wird, was der Grund für die Blaufärbung war, darauf wollte sich Hartmann nicht festlegen: "Wir melden uns, sobald wir definitive Ergebnisse haben."
Unterdessen machte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) erste Angaben zur Schadenshöhe in Heidelberg. Die Hotellerie war weniger betroffen als die Gastronomie. Bei den Restaurants schätzt man den Schaden auf 25.000 Euro - zumindest bei den 36 Betrieben, die sich bei der Dehoga gemeldet haben. Ob dafür die Betriebsausfallversicherung aufkommt, wird noch geprüft.