Theater Heidelberg

"Especial ¡Adelante!" findet zum letzten Mal statt

"Abschied" von Südamerika: Das Theater lädt zum iberoamerikanischen Theaterwochenende.

23.06.2025 UPDATE: 23.06.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Aus Uruguay ist die Performance „Sea of Silence“ eingeladen. Foto: Raynaud de Lage

Von Heribert Vogt

Heidelberg. "Für uns hier in Heidelberg ist es auch ein Abschied von Südamerika. Und wir sind sehr glücklich, dass wir dieses Programm noch auf die Beine stellen können."

Das sagte Theaterintendant Holger Schultze bei der Vorstellung des iberoamerikanischen Theaterwochenendes "Especial ¡Adelante!", das vom 3. bis 5. Oktober in Heidelberg über die Bühne gehen wird. Schultze erläuterte, dass das "¡Adelante!"-Festival nach drei kompletten Ausgaben in den Jahren 2017, 2020 und 2024 eingestellt und wohl auch von seiner Nachfolgerin Bernadette Sonnenbichler nicht fortgeführt wird.

Der Intendant weiter: "Bei diesem Abschied habe ich ein weinendes Auge, weil ich das Festival ins Leben gerufen habe." Das Heidelberger Theater sei die einzige Bühne in Deutschland, die "diese Brücke nun über Jahre geschlagen" habe. "Ich finde es weiterhin wichtig, dass dieser Kontinent nicht vergessen wird." Der Austausch mit ihm sei "in diesen fragilen Zeiten noch wichtiger als vorher".

Weil es viele Kontakte nach Südamerika gibt, werden bei "Especial ¡Adelante!" noch einmal fünf Aufführungen für den interkulturellen Dialog geboten. Die Themen der Gastspiele aus Uruguay, Mexiko und Peru reichen vom zeitgenössischen Tanz bis zur KI-Performance.

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Eröffnet wird das Wochenende mit der Uraufführung "Propaganda oder: Sind das wirklich meine Gedanken, die ich denke?". Das Auftragswerk in Koproduktion mit dem Kulturzentrum Gabriela Mistral und dem Goethe-Institut Santiago de Chile befasst sich mit dem Konzept der Propaganda.

Das chilenisch-deutsche Stück stammt von Juan Pablo Troncoso und Björn SC Deigner. Es untersucht, wie Indoktrination heute Individuen wie Gruppen beeinflusst und wie der kritische Blick darauf geschärft werden kann. Die Chilenin Ana Luz Ormazábal inszeniert das Werk mit einem Ensemble aus Heidelberg und Chile, wo das Stück 2026 zu sehen sein wird.

Die Installation "Costumes to avoid Disappearance" von Sabina Aldana und Laura Uribe wird im Zwinger 3 zu sehen sein und verhandelt ein in Mexiko allgegenwärtiges Thema. Die beiden Künstlerinnen setzen sich seit 2018 mit dem Verschwinden von Menschen auseinander. Als sie begannen, lag die Zahl der Verschwundenen bei etwa 32.000 – heute sind es mehr 127.000.

Die Installation stellt die Frage, wie eine Gesellschaft mit dieser Situation umgehen kann und möchte Hoffnung machen. Begleitend kommen die zwei Künstlerinnen bei der Lesung "Reservoir Bitches/Über das Verschwinden" zu Wort.

Zwei weitere Gastspiele runden das Wochenende ab. Die peruanische Performance "Non Fuckable Tokens (NFTs)" von und mit Claudix Vanesix/AMiXR erforscht die mithilfe von Virtual Reality-Technik die Internetkultur aus einer dekolonialen sowie feministischen Perspektive. Sie stellt die Frage, wie Geschlecht und "race" das digitale Leben der Menschen prägen. Dabei verbinden sich indigenes Wissen und Zukunftsvisionen für Mensch und Maschine.

Die zweite Arbeit kommt aus Uruguay und bringt ein Wiedersehen mit Tamara Cubas, die sich zu Beginn der Spielzeit mit "Multitud" im Zementwerk Leimen dem Publikum vorgestellt hat. Ihre Tanzperformance "Sea of Silence" basiert auf einer langjährigen Recherche und beleuchtet die Migrationswege von Frauen über verschiedene Kontinente hinweg. Sie widmet ihre Arbeit der Kraft der Protagonistinnen: ihrer Widerstandsfähigkeit, ihrem Überlebenswillen und Aufbegehren gegen das Patriarchat.

Sämtliche Gastspiele von "Especial ¡Adelante!" werden in der Originalsprache mit deutschen Übertiteln dargeboten. Nach den Vorstellungen sind Publikumsgespräche geplant. Zudem lädt das Theater zu einer Party mit Livemusik und DJ in den Alten Saal ein.

Infos gibt es unter: www.theaterheidelberg.de. Der Vorverkaufsstart ist am Dienstag, 24. Juni. 

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