In Ladenburg und Heidelberg gibt es "Unverpacktes" (plus Video)
Geschäft verkauft Lebensmittel ohne Verpackung - Inhaberin kämpft um ihren Laden - Bei Neuenheimer Anbieter läuft es besser

Margherita Blasi-Ferreira glaubt an das Konzept ihres Lebensmittelgeschäfts und macht weiter. Denn sie ist überzeugt, dass Unverpacktläden bald zur Normalität werden. Foto: Sturm
Von Axel Sturm und Manuel Reinhardt
Ladenburg. Seit Anfang Januar gibt es in Ladenburg "maggi’s unverpackt", einen Lebensmittelladen, der unverpackte Lebensmittel anbietet. Die Firmeninhaberin ist Margherita Blasi-Ferreira. Sie wird von ihren Freunden nur Maggi gerufen. Vor fünf Monaten öffnete sie ihr kleines Geschäft mit großer Zuversicht, denn sie war davon überzeugt, dass die Ladenburger Kundschaft den ersten Unverpackt-Laden unterstützen würde. Mittlerweile ist bei Maggi die Euphorie verflogen. Sie hatte mit noch mehr Kundschaft gerechnet.
An Markttagen sei ihr Laden am Marktplatz recht gut frequentiert - aber der Umsatz reicht derzeit nicht aus, als dass die Geschäftsinhaberin rosig in die Zukunft schauen könnte.
Über 200 unverpackte Produkte können in dem kleinen Laden gekauft werden. Müsli, Kekse, Olivenöl aber auch Kosmetik und Pflegemittel - um nur einige Beispiele zu nennen - können hier erworben werden. Man bringt einfach seine eigenen Behältnisse mit und wiegt die benötigte Menge ab. Blasi-Ferreira rechnet dann grammgenau ab. Nachgewogen wird das Gewicht der Verpackung von der Geschäftsfrau übrigens nicht. "Ich vertraue meinen Kundinnen und Kunden - denn dies gehört zu meiner Geschäftsphilosophie", sagte Blasi-Ferreira beim Stadtrundgang des CDU-Ortsverbandes, dessen Mitglieder sich im Unverpackt-Laden über das Konzept informierten.
Ökologie und Umweltschutz ist derzeit in aller Munde. Wenn es jedoch darum geht zu handeln, reduziert sich die Zahl der Befürworter recht schnell. Dabei sind die in ihrem Geschäft angebotenen Produktpreise durchaus marktfähig. Für Blasi-Ferreira kann es nur einen Weg geben, um die Verpackungsflut zu reduzieren: nämlich Unverpackt-Bereiche, die es mittlerweile in manchen Lebensmittelmärkten gibt. Das würde helfen, Plastikmüll zu reduzieren.
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"Müsli-Varianten müssen nicht mit einem Karton und einer Kunststofffolie verkauft werden, das geht auch umweltbewusst", meint die Geschäftsfrau. Ihr ist auch wichtig, dass die Produkte in ihrem Laden für die Erzeuger auskömmlich sind.
Blasi-Ferreira hatte eigentlich gehofft, dass gerade die Ladenburger Kundschaft ein offenes Ohr für das Unverpackt-Konzept haben. Doch leider hat sich die Ladeninhaberin getäuscht. Bei der Geschäftseröffnung im Januar war Bürgermeister Stefan Schmutz begeistert. "Ein solches Angebot hat in der Altstadt noch gefehlt. Wir brauchen Geschäfte mit einem Alleinstellungsmerkmal", lobte der Bürgermeister damals. Aufgeben will Blasi-Ferreira nicht. Immer wieder hört sie, dass ihr Angebot zu wenig bekannt sei. Daher will sie nun verstärkt in Öffentlichkeitsarbeit investieren. Der kleine, versteckt liegende Laden erhält zudem ein neues Erscheinungsbild. Bei den großen Festivals in Ladenburg wird der Unverpacktladen ebenfalls präsent sein.
Die Geschäftsfrau hofft außerdem auf positive Impulse durch die neuen Baugebiete in Ladenburg. In die Nordstadt ziehen hauptsächlich junge Familien, und diese Zielgruppe sei offener als Menschen, die ihre alten Einkaufsgewohnheiten nicht aufgeben wollen. "Ich habe unheimlich Spaß an meinem Konzept", sagt Blasi-Ferreira. Für sie lohnt es sich, ums Überleben zu kämpfen. Denn von einem ist sie überzeugt: Unverpacktläden werden in ein paar Jahren zur Normalität gehören.
Das ist es für Andreas Wille schon lange. Er ist der Inhaber von "Annas Unverpacktes". 2015 von Anna Wahala gegründet, hat er mittlerweile den Kampf für umweltbewusstes Einkaufen aufgenommen.
Wobei sein Konzept ganzheitlich ist: Nicht nur die Produkte ohne Verpackung sollen die Umwelt schonen. Sondern auch im Sortiment setzt Wille auf Bio- und viele regionale Produkte. Die Kunden bringen dabei ihre Gefäße einfach selbst mit, dann wird alles abgewogen - so sei es auch möglich, kleinere Mengen zu kaufen.
Wille sieht sich dabei in der Riege von Bio-Supermärkten - mit "normalen" will er sich nicht vergleichen. Und im Vergleich mit den Bio-Märkten könne sich "Annas Unverpacktes" auch finanziell sehen lassen. "Da stehen wir gut da", sagt der Inhaber.
Und sein Laden läuft. Vielleicht, weil die Klientel bei ihm eine andere ist als in Ladenburg. Über 100 Kunden am Tag kommen in der Spitze in den kleinen Laden in Heidelberg-Neuenheim. "Es läuft gut", meint Wille. Ohnehin: Ihm ist es wichtig, dass die Leute von solchen Läden wissen. Eine seiner Erfahrungen: "Sie nehmen die Idee mit und tragen sie auch zum Bäcker, zum Supermarkt ..." Normalität eben.