Nachhaltiger Konsum

Weinheim will weg von der Plastiktüte

Händler, Markt-Beschicker und Stadt arbeiten an Konzept - Zum "Weinheimer Herbst" soll es Papiertaschen mit gemeinsamem Logo geben

04.06.2019 UPDATE: 05.06.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Ein Besuch in der Innenstadt und auf dem Markt, mehrere Plastiktüten: Damit soll in Weinheim so bald wie möglich Schluss sein. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Das Ziel ist ambitioniert: Die Einkaufsstadt Weinheim soll mittel- bis langfristig ohne Plastiktüten auskommen. Darauf zielt ein Konzept ab, das der Verein "Lebendiges Weinheim", der Bauernmarktverein Weinheim und die Stadt derzeit vorbereiten. Der Startschuss soll beim nächsten "Weinheimer Herbst" im September fallen.

Bis dahin wollen die beteiligten Institutionen die Einzelhändler und Markt-Beschicker mit Papiertüten ausrüsten, die ein einheitliches Logo ziert. Die Stadt bezuschusst das Projekt. Die Verhandlungen mit den Herstellern der Mehrwegtaschen führt das "Lebendige Weinheim".

Buchhändlerin Silvia Mayer engagiert sich im Vorstand des Vereins "Lebendigen Weinheim". Die Stadt und besonders ihr Erster Bürgermeister Torsten Fetzner seien sehr interessiert an einer weitestgehend plastiktütenfreien City, bestätigt sie. Das seien die Händler aber auch, stellt sie klar. "Mir sträuben sich die Nackenhaare, wenn ich sehe, dass Leute wegen einer einzigen Grußkarte gleich eine ganze Plastiktüte verbrauchen", sagt sie. Solche Fälle würden indessen seltener. Auch der Kundschaft sei zunehmend daran gelegen, die Plastikflut einzudämmen. Viele Geschäftsinhaber hätten ohnehin schon Mehrwegtüten oder Leihtaschen in ihr Repertoire aufgenommen.

Dennoch begrüßt Mayer den gemeinsamen Vorstoß mit der Stadt und den Markt-Beschickern: "Wenn wir die Mehrwegtaschen in großem Stil einkaufen, profitieren vor allem kleinere Händler, die bei den Herstellern sonst keine großen Rabatte herausholen könnten", sagt sie. Überhaupt fühle es sich motivierend an, wenn größere und kleinere Händler an einem Strang ziehen. Apropos Tüten-Bestellungen: Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch Plastiktüten noch eine Weile in Umlauf bleiben. Viele Händler lassen Vorräte anfertigen, die jahrelang halten.

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"Wir sind schon seit Jahren dran an dem Thema", bestätigt auch Hannelore Schröder, Vorsitzende des Vereins Bauernmarkt Weinheim. "Wir haben immer wieder Aktionen gestartet, mit denen wir für Stoff- oder Mehrwegtaschen geworben haben", erzählt sie. Einer der Markt-Beschicker wirbt besonders effektiv für den Einkauf ohne Plastiktüte, ja ohne Taschen aller Art: ein Korbmacher. Dieser wird auch am kommenden Samstag von 8 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz sein und seine Arbeit vorstellen. Auch Hannelore Schröder freut es nicht, wenn die Markt-Beschicker Plastiktüten ausgeben müssen: "Diese Tüten sind teuer und belasten die Umwelt", sagt sie. Buchhändlerin Mayer sieht indessen nicht nur die Inhaber und Kunden von Einzelhandelsgeschäften in der Pflicht. "Man müsste auch dringend etwas gegen die Massen an Coffee-to-Go-Bechern und ähnliche Einwegverpackungen tun", findet sie.

"Irgendwo müssen wir ja den Anfang machen", entgegnet Weinheims Verwaltungssprecher Roland Kern. "Als Kommune haben wir nicht unbedingt den Gestaltungsspielraum übergeordneter Gesetzgeber", spielt er auf Debatten um Abgaben auf Einwegverpackungen an: "Wir beobachten diese Entwicklungen aber sehr genau. Hier vor Ort gab es auch schon Gespräche mit denjenigen Bäckerei-Ketten, die in Weinheim Filialen betreiben. Einige haben bereits ein eigenes Mehrwegsystem", betont er.

Auch der Tüten-Aktion seien Gespräche mit dem Einzelhandel vorausgegangen, vor allem mit den Betreibern von Supermärkten. In Bezug auf die inhabergeführten Geschäfte sei dagegen die Idee entstanden, einen gemeinsamen Impuls zu setzen und ein gewisses Maß an Identifikation zu schüren. Das Konzept sei ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, so Kern.

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