Nachhaltiger Konsum

Kunden benutzen im Supermarkt häufig noch Plastiktüten

Zu viel Plastikmüll sehen viele als großes Problem für die Umwelt - Wie kann er reduziert werden? - Kunststoff ist allerdings nicht immer schlecht

04.06.2019 UPDATE: 05.06.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Berlin. (dpa/RNZ) Kunden greifen im Supermarkt immer noch häufig zu sehr leichten Plastikbeuteln. Der Verbrauch dieser Tüten, die etwa oft an Obsttheken ausliegen, ist - im Gegensatz zu den dickeren Tragetaschen - in den vergangenen Jahren nicht spürbar zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurden pro Kopf 37,3 dieser Tüten genutzt, im Jahr zuvor waren es 39,5 Stück, nach 36,3 im Jahr 2016. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion hervor, über die die "Neue Osnabrücker Zeitung" am Dienstag berichtete.

Viele Händler geben Tragetaschen nicht mehr umsonst an Kunden aus, sondern verlangen Geld. Doch bei Tüten, deren Wandstärke unter 15 Mikrometern liegt, ist das nicht der Fall. Diese sogenannten Hemdchenbeutel sind kein Teil der Vereinbarung zwischen Handel und EU.

Die schwereren Plastiktüten sind in den vergangenen Jahren immer weniger genutzt worden. Pro Kopf verbrauchten die Bundesbürger im vergangenen Jahr noch 24 Tüten - das waren fünf weniger als im Jahr zuvor, wie die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung ermittelt hat. 2016 lag der Verbrauch noch bei 45 Tüten pro Kopf, 2015 sogar bei 68.

Die FDP kritisierte, dass nicht erfasst wird, wie sich die Nutzung von Papiertüten entwickelt hat. "Es ist scheinheilig, sich für den Rückgang der Plastiktüten feiern zu lassen, wenn Zahlen zum Konkurrenzprodukt nicht erhoben werden", sagte Judith Skudelny, umweltpolitische Sprecherin der FDP.

Das Bundesumweltministerium teilte mit, Ministerin Svenja Schulze (SPD) habe den Handel aufgefordert, bis zum Herbst darzulegen, wie der Einsatz von Plastikverpackungen deutlich reduziert werden könne. Sie erwarte konkrete Zusagen des Handels. Neben Hemdchenbeutel sollen auch Vorschläge für alle anderen Plastikverpackungen - speziell im Lebensmittelbereich - gemacht werden. "Einige Handelsketten haben bereits damit begonnen, bei Gemüse Verpackungen gänzlich wegzulassen. Das ist der richtige Ansatz", so das Ministerium.

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Bei anderen Plastik-Artikeln wie etwa Besteck, Teller und Strohhalme setzt die EU auf Verbote: Diese Artikel dürfen von 2021 an nicht mehr verkauft werden.

Allerdings sollten Verbraucher wissen, dass Plastik an sich nicht immer gleich mit einer schlechten Umweltbilanz einhergeht. "Viele Plastiktüten haben eine bessere Öko-Bilanz als Papiertüten", sagte Benedikt Kauertz vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) der RNZ im vergangenen Jahr. Grund sei das höhere Gewicht von Papiertüten.

"Zudem sind Plastiktüten deutlich stabiler, können also theoretisch viel häufiger genutzt werden als eine Papiertüte." Und nur weil eine Papiertüte braun sei, heiße das nicht, dass sie aus recyceltem Papier bestehe. Um eine gewisse Reißfestigkeit zu garantieren, seien Papiertüten meist aus "primärem Papier" - dafür müssten also Bäume gefällt werden.

Auch mit eingeschweißten Gurken hat sich Kauertz beschäftigt. Zwar scheine es auf den ersten Blick für die Umwelt katastrophal, wenn jede Gurke einzeln eingeschweißt wird. Allerdings würde durch diese Folie die Lebensdauer der Gurken deutlich erhöht, sodass sie die langen Transportwege gut überstehen.

Ohne diese Folie gehe vom Feld bis zum Supermarkt rund ein Drittel der Ware verloren. Mit Blick auf den Einsatz von Ressourcen sei die Plastikfolie also für die Umwelt nicht schlecht. Allerdings: Besser sei natürlich die Gurke vom Bauer um die Ecke, die ganz ohne Plastikverpackung auskomme.

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