1899 Hoffenheim gegen Dortmund

"Das war keine verdiente Niederlage" (plus Fotogalerie)

Frustrierte Hoffenheimer leisten sich beim 1:2 in Dortmund zwei Missgeschicke - Hopp spricht Machtwort in der Causa Nagelsmann

17.12.2017 UPDATE: 18.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Last-Minute-Treffer: Christian Pulisic (M.) hat zum 2:1 für den BVB eingenetzt. "Hoffes" Akteure können es nicht fassen. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Dortmund. Schweren Schrittes kamen am Samstagabend die Hoffenheimer Protagonisten die Treppe hochgestapft und suchten den direkten Weg in die Gästekabine des BVB-Sporttempels. Abwehrchef Kevin Vogt fluchte ("Immer die selbe Sch ..., meine Fresse!"), Linksverteidiger Steven Zuber trat vor lauter Frust gegen eine Alukiste, und der Stürmer Adam Szalai stolperte über die letzte Stufe. Die Szenen in der Mixed Zone waren sinnbildlich für den Jahresabschluss der Kraichgauer. Die "Nagelsmänner" verloren mit 1:2 (1:0) bei einer nach wie vor verunsicherten Dortmunder Mannschaft, die vor 81.000 Zuschauern viele Wünsche offen ließ. "Dieses Spiel muss man nicht unbedingt gewinnen", sagte Trainer Peter Stöger in der ihm eigenen trockenen Art.

Hintergrund

Baumann: Undankbares Spiel: Nie geprüft und doch zwei Mal geschlagen. Sein Bock gegen Aubameyang blieb unbestraft.

Posch: Ungewohnte Unzulänglichkeiten im Passspiel, zu ungestüm im Strafraum gegen Kagawa.

Vogt: Der Kapitän blieb ohne Fehl und

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Baumann: Undankbares Spiel: Nie geprüft und doch zwei Mal geschlagen. Sein Bock gegen Aubameyang blieb unbestraft.

Posch: Ungewohnte Unzulänglichkeiten im Passspiel, zu ungestüm im Strafraum gegen Kagawa.

Vogt: Der Kapitän blieb ohne Fehl und Tadel.

Hübner: Unauffällig, was für einen Verteidiger kein schlechtes Zeichen ist.

Kaderabek: Unermüdlicher Antreiber über rechts. Vorlage zum 1:0, hatte das 2:1 auf dem Fuß.

Zuber: Der Fehler vor dem 1:2 trübte den ordentlichen Gesamteindruck. Grillitsch: Katastrophaler Rückpass auf Vogt nach fünf Minuten. Sonst?

Amiri: Leitete mit seinem Zuckerpass die zwischenzeitliche Führung ein.

Demirbay: Rennt der Form vom Saisonbeginn hinterher.

Gnabry: Nicht das Spiel des Supersprinters. Gegen die tief stehende Borussia blieb vieles Stückwerk.

Uth: Mal wieder zur rechten Zeit am rechten Ort beim 1:0, später angeschlagen ausgewechselt.

Szalai: Leitete mit feinem Hackenpass Kaderabeks Großchance ein.

Kramaric: Kam für Gnabry. Der Knoten wollte auch diesmal nicht platzen. Akpoguma: Übernahm in der 90. Minute als Sturmtank für Posch. nb

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Umgekehrt ausgedrückt: "Hoffe" hätte nach den Treffern von Mark Uth (21.), Pierre-Emerick Aubameyang (63./Foulelfmeter) und Christian Pulisic (89.) nie und nimmer verlieren dürfen. "Wir haben teilweise ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht und müssen das 2:0 erzielen. Es ist einfach ärgerlich, die Dortmunder vor der Tribüne feiern zu sehen. Das war keine verdiente Niederlage für uns", konstatierte TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann. Während die Schwarz-Gelben 84 Tage nach dem glanzvollen 6:1 gegen Gladbach erstmals wieder einen Dreier in einer Pflichtpartie zu Hause feiern durften, haderten die Nordbadener mit der Dramaturgie und mit sich selbst. "Wir sind natürlich riesig enttäuscht", berichtete Steven Zuber, "es lief unglücklich für uns. Ich bin vor dem 2:1 von Pulisic im Rasen hängen geblieben." Zwei folgenreiche Missgeschicke besiegelten das Schicksal der meist überlegenen Blauen. Erst hatte Stefan Posch einen unnötigen Elfmeter gegen Shinji Kagawa verursacht, dann ermöglichte Zuber den späten "Lucky Punch" des wieselflinken Amerikaners Pulisic.

Über eine Stunde lang diktierten die Hoffenheimer eindeutig das Geschehen. Sie hatten gegen die tiefer stehenden Borussen die klare Spiel- und Ballkontrolle, agierten umsichtig und clever, ließen sich auch durch die Wucht der Kulisse nicht weiter irritieren. Selbst nach dem 1:1-Ausgleich besaß die TSG durch Hübner (68.), Kaderabek (78.) und Demirbay (83.) die hochwertigeren Chancen. Doch am Ende entschied nicht die Qualität, sondern das Spielglück.

"Hoffe" geht also mit 26 Pluspunkten als Rangsiebter in die kurze Winterpause. "Trotz der Enttäuschung dürfen wir, wenn wir unterm Weihnachtsbaum sitzen, nicht vergessen, dass es ein ganz außergewöhnliches Jahr für die TSG war", zog Hoffenheims Manager Alexander Rosen eine überwiegend positive Zwischenbilanz. Freilich lief es nach dem kurzen Schnuppern von Champions-League-Luft gegen den FC Liverpool doch zunehmend wechsel- und schmerzhafter. Gerade die Europa-League-Partien brachten weder die gewünschten Ergebnisse noch Erlebnisse.

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Hinzu kam in den letzten Wochen verschärft das ganze Tamtam um Jungtrainer Nagelsmann (30), der erst mit einem künftigen Wechsel zum FC Bayern kokettierte und sodann im Zuge der Trainer- und Systemdebatten des BVB als Wunschkandidat gehandelt wurde.

Unmittelbar vor der bitteren Niederlage in Westfalen hatte sich TSG-Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp ins öffentliche Ballyhoo eingeschaltet. "Julian weiß, dass wir darauf bestehen, dass der Vertrag, den wir mit ihm geschlossen haben, erfüllt wird", sagte Hopp den diversen Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Dem Interview ist nichts hinzuzufügen", so Nagelsmann im Dortmunder Stadionbauch kurz angebunden.

Dennoch bleibt es mehr als fraglich, ob das Thema bis Sommer 2019 ruhen wird ...

Mehr Klarheit gibt es offenbar im Fall von Sturmtank Sandro Wagner (30). Laut Bildzeitung und Sky haben sich Branchenführer FC Bayern und Wagners Noch-Arbeitgeber Hoffenheim auf einen Transfer und eine Ablöse in Höhe von maximal 15 Millionen Euro geeinigt. Der 1,94 Meter große Angreifer lief am 26. November beim 0:3 in Hamburg letztmals für die TSG auf. Sein Vertrag beim Dorfklub läuft bis 2020, an der Säbener Straße soll er exakt genauso lange die Rolle des Backups von Robert Lewandowski erfüllen. "Wir werden nicht zwingend nachverpflichten", so Rosen bereits am Samstag. Man habe mit Uth, Gnabry, Kramaric und Szalai schließlich vier Stürmer im Kader. Den Genannten fielen die Schritte nach dem 1:2 zum Vorrundenende gewiss nicht leichter als ihren deprimierten 1899-Teamkollegen.

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