Löwen liefern sich "Abnutzungskampf über 60 Minuten"
Die Rhein-Neckar Löwen schlagen den TBV Stuttgart in der SAP Arena mit 38:34.

Von Jochen Willner
Mannheim. Es dauerte, aber die Rhein-Neckar Löwen hielten dem Druck stand. Erst in der Schlussphase des über weite Strecken hitzigen Landesderbys gegen den TVB Stuttgart konnten sich die Gelbhemden absetzen und holten sich nach zuletzt zwei weniger überzeugenden Partien mit 38:34 (20:20) die nächsten zwei Zähler vor heimischer Kulisse.
Es war ein Sieg des größeren Willens gegen einen Gegner, der trotz massiver Verletzungssorgen in der SAP Arena munter aufspielte. "Es war ein Abnutzungskampf über 60 Minuten", räumte Löwen-Trainer Maik Machulla ein. Der Schlüssel zum Erfolg waren die starken Leistungen von Haukur Thrastarson (14 Treffer) und Dani Baijens (sieben).
Der Isländer Thrastarson habe "vor Emotionalität gebrannt", lobte Machulla den Neuzugang im linken Rückraum. Baijens sagte: "Das war ein brutal starker Gegner auf Augenhöhe, gegen den wir es einfach nicht geschafft haben, uns deutlich früher abzusetzen." Der Niederländer zeigte sich nach 60 aufreibenden Minuten erleichtert.
Ein wichtiger Grundstein zum Sieg war auch die deutlich verbesserte Chancenverwertung. "Das war heute mental sehr schwierig, trotzdem sind wir über die gesamte Spielzeit ruhig geblieben und haben unsere Möglichkeiten genutzt", erklärte Baijens. Dazu brillierte der Innenblock wie selten zuvor. "Es ist schon so, dass wir mit Basti (Heymann) und Steven (Plucnar) auch besser verteidigen", ergänzte Machulla.
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Mit den beiden Abwehr-Assen erkämpften sich die Löwen in der Crunchtime leichte Vorteile, während bei den Schwaben mit den Zeitstrafen die Intensität nachließ. "Da haben uns die Möglichkeiten gefehlt", räumte TVB-Coach Misha Kaufmann ein.
Vor 9248 Zuschauern agierten die Stuttgarter über weite Strecken ohne Kreisläufer, setzten auf den vierten Rückraumspieler und suchten geduldig und immer wieder in den Duellen Mann gegen Mann die Durchbrüche zum gegnerischen Tor.Die Hausherren gingen erstmals in der 38. Minute nach einem Schlagwurf durch Thrastarson mit 24:23 in Führung. Immer wieder legten die Schwaben mit ihrem glänzend aufgelegten Spielmacher Simone Mengon und Torjäger Kai Häfner nach – und so gestaltete sich das Duell bis weit in die zweite Hälfte offen.
Es waren die Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachten. Als Löwen-Torhüter David Späth zum zweiten Mal einen Siebenmeter von Ex-Nationalspieler Häfner parierte (44.), erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. "Jaaaaa", schrie Tharstarson, der den abgewehrten Ball abfing.
Es war allerdings noch nicht die Vorentscheidung. Nach einem erfolgreichen Einläufer von Kapitän Patrick Groetzki, der seine Mannschaft beim 28:26 erstmals mit zwei Toren in Front brachte, sorgten Kaspar Lien und Megnon erneut für Ausgleich (28:28).
Die Löwen zeigten sich im Abwehrverbund in den letzten Minuten stabiler, machten stets die Räume sehr eng und setzten Stuttgart weiterhin unter Druck. Als Tim Northdurft nach einem Zuspiel von Sebastian Heymann zum 30:28 traf (48.), hatte Stuttgart nicht mehr viel entgegenzusetzen.
Die Gelbhemden kontrollierten die Partie – und als Nationalkeeper Späth den Ball zum 34:31 in das leere gegnerische Tor warf (54.), kannte der Jubel keine Grenzen. Die Fans erhoben sich von ihren Plätzen und genossen den Triumph.
Rhein-Neckar Löwen: Nothdurft (4) Bajens (7), Tharstarson (14/5), Kohlbacher (3), Groetzki (3), Sandell (6), Späth
TVB Stuttgart: Matzken (4), Häfner (12/7), Serradilla, Mengon (5), Lien (6), Zieker (3/1), Snajder, Probetic, Nigg
Strafminuten: Timmermeister 4, Heymann 2, Kohlbacher 4 - Häfner 2, Snajder 4, Mengon 2
Stenogramm: 3:3 (5.), 7:7 (10.), 11:11 (15.), 13:14 (20.), 17:17 (25.), 20:20 (30., Halbzeit), 21:21 (35.), 25:24 (40.), 28:27 (45.), 31:29 (50.), 35:31 (55.), 38:34 (60.)
Zuschauer: 9248



