"Plötzlich kommt die Feuerwalze auf dich zu"
Feuerwehren üben immer mehr für Vegetationsbrände.

Region Heidelberg. (luw) "Es ist Fakt, dass der Klimawandel zunehmend auch bei der Feuerwehr aufschlägt", sagt Leimens Stadtbrandmeister Jochen Michels. Er erklärt, welche neuen Herausforderungen durch ausbleibende Niederschläge und immer mehr Hitzetage auf die Brandbekämpfer zukommen.
Im Juli erregten mehrere Vegetations- und Flächenbrände in der Region Aufsehen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist der Brand auf einem Acker zwischen Eppelheim und Plankstadt, bei dem rund sieben Hektar in Flammen standen. "Wir haben definitiv mit mehr solcher Einsätze zu tun als noch vor 20 Jahren", sagt Michels.
Ein bedeutender Unterschied im Vergleich zu "klassischen" Einsätzen liege in der Dynamik: "Bei einem Wohnungsbrand zum Beispiel können wir unsere Fahrzeuge parken und von dort sozusagen einen stationären Löschangriff starten." Bei Bränden auf offenem Feld dagegen sei wesentlich mehr Umsicht geboten: "Das Brandgeschehen weitet sich oft schnell aus, zumal ja auf offener Fläche immer zumindest ein bisschen Wind weht."

So müsse man genau überlegen, wo man die Fahrzeuge parkt, denn auch durch die Thermik könne der Wind schnell drehen: "Es kommt schon mal vor, dass man im einen Moment beim Löschen das Feuer vor sich und den Wind im Rücken hat – und im nächsten Moment kommt die Feuerwalze plötzlich auf dich zu." Auf jenem Plankstadter Acker habe sich das Feuer teilweise mit zwei Metern pro Sekunde ausgebreitet, weiß Michels. Man müsse also ständig mit dem Feuer "mitwandern" und den Wind immer im Blick behalten.
Neben der taktischen Herangehensweise bedeute die Zunahme an Vegetationsbränden aber auch Änderungen für die Ausrüstung: "Normalerweise nutzen wir einen C-Schlauch, der ungefähr so dick wie ein Unterarm ist." Dieser sei aber relativ schwer. Bei "dynamischen Brandgeschehen", bei denen mehr Beweglichkeit gefragt sei, werde das schnell zur kräftezehrenden "Plackerei", so Michels. Also setze man hier eher den eine Nummer kleineren D-Schlauch ein, der etwas dicker als ein handelsüblicher Gartenschlauch sei. "Das ist aber auch kein Problem, weil man bei solchen Bränden auf dem Acker mit relativ wenig Wasser schon gute Löscherfolge erzielt."
Auch bei der Einsatzkleidung seien Anpassungen sinnvoll: Die normale Kleidung ist sehr schwer, was ähnlich wie ein zu dicker Schlauch die Beweglichkeit einschränkt. Und es bilde sich darin schnell ein "Hitzestau". Daher werden die Feuerwehren zunehmend mit leichterer Einsatzkleidung ausgestattet, die laut Michels zwar immer noch "ein bisschen Flammenschutz" bietet, dank derer die Feuerwehrleute aber agiler sind.
Gerade bei Ackerbränden könnten stets auch Landwirte helfen, was beim Brand vor Eppelheim auch geschah. Einerseits können Landwirte oft schnell bis zu 10.000 Liter fassende Fässer zur Verfügung stellen – eine wertvolle Unterstützung bei der Versorgung mit Löschwasser; andererseits könnten mit Grubbern ausgestattete Traktoren die Erde rund um die Brandstelle öffnen und das Feuer so an der weiteren Ausbreitung hindern. "Teilweise kommt man dann auch mit dem Traktor an Stellen auf dem Feld, die man mit dem Feuerwehrfahrzeug gar nicht anfahren könnte", so Michels.
Diese Szenarien werden auch zunehmend geübt. So besuchte Leimens Wehr Anfang Juni eine große Übung des Regierungsbezirks Karlsruhe, in der es vor allem um die Bekämpfung von Vegetations- und Waldbränden ging.