Neckargemünd: Die Naturbad-Besucher haben die Nase voll
Unterzeichner eines offenen Briefs fordern die Stadt auf, den Gerichtsprozess um Planungs- und Baumängel schnellstmöglich zu beenden

Schlecht ist die Stimmung unter den Badegästen: Das Naturbecken war dieses Jahr fast die halbe Saison lang geschlossen. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Hans-Werner Scheuing, Gisela Strümpfler und Jörg Wachsmuth sind nicht allein. Noch 115 weitere Besucher des Kleingemünder Terrassenfreibades haben ihren offenen Brief an Bürgermeister Horst Althoff und den Gemeinderat unterzeichnet. Die Forderung: Die Stadt soll das laufende Gerichtsverfahren um Planungs- und Baumängel im Naturbadebereich schnellstmöglich beenden und "Maßnahmen entwickeln, die rasch eine dauerhafte Nutzung des gesamten Schwimmbades ermöglichen". In dieser Saison ist das Naturbecken schon sechs Wochen wegen erhöhter Keimwerte gesperrt. Ein erstes Gutachten hatte ergeben, dass diese auf Planungs- und Baumängel beim Umbau des Bades vor sieben Jahren zurückzuführen sind.
"Das juristische Verfahren zieht sich und zieht sich", kritisiert Hans-Werner Scheuing, Mitinitiator der Unterschriftenaktion. Der Prozess gehe nun schon fünf Jahre und er habe wenig Hoffnung, dass dieser bald zu Ende sei. "Außerdem ist das Naturbecken immer häufiger geschlossen, es muss etwas geschehen." Der Unmut unter den Badegästen werde immer größer. "Die Unterschriftenliste wurde uns regelrecht aus der Hand gerissen, viele haben nicht gezögert", berichtet der 68-Jährige. Gesammelt haben die drei Initiatoren knapp eine Woche lang - immer, wenn sie im Freibad waren. "Wir hatten ein Handtuch dabei, damit die Leute mit trockenen Händen direkt vom Becken aus unterschreiben können."
Eigentlich wollten die Initiatoren noch länger sammeln, doch dann kam Anfang dieser Woche die Nachricht, dass das Naturbad weiter geschlossen bleibt. "Außerdem wollten wir das Thema noch vor dem Ende der Badesaison ins Gespräch bringen", erklärt Hans-Werner Scheuing. "118 Unterzeichner sind ein Wort."
Und so übergaben die Initiatoren die Unterschriften bereits an diesem Mittwoch an Bürgermeister Horst Althoff. "Er hat gesagt, dass die Chancen auf ein schnelles Prozessende gering sind und dass ein Umbau des Bades bis dahin nicht erlaubt ist", berichtet Mitinitiatorin Gisela Strümpfler von der Übergabe der Unterschriften.
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Die Neckargemünderin gibt zu bedenken, dass von den Sperrungen des Naturbeckens auch Gegner des Naturbades betroffen sind, die nur den stets geöffneten und konventionell gechlorten Nichtschwimmerbereich nutzen. "An heißen Tagen bekommt man dort kaum noch einen Stehplatz", sagt die 58-Jährige. An Schwimmen sei dann nicht zu denken. "Die Attraktivität des Bades sinkt um Meilen", meint die regelmäßige Besucherin. "Kinder können bei einer Sperrung des Naturbeckens nicht einmal vom Ein-Meter-Turm springen."
Gerade in dieser Saison seien die Sperrungen ärgerlich, da das Wetter gut sei. "Es ist frustrierend, man fühlt sich machtlos", seufzt Gisela Strümpfler. "Viele Badegäste gehen inzwischen nach Heidelberg oder Bammental." Selbst an heißen Tagen sei wenig los gewesen.
Die Stadt müsse jetzt aktiv werden. "Mit dem Geld für die Gutachter und Anwälte hätte man schon das halbe Bad sanieren können, das versteht doch kein normaler Mensch", meint Strümpfler. "Wir sind ruhige Menschen, aber irgendwann platzt auch uns der Kragen."



