Naturbad: Gericht macht Gutachter Druck
Neckargemünd. Weil die Expertise zur Ursache der erhöhten Keimzahlen immer noch nicht vorliegt, sind der Stadt die Hände gebunden

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Das Naturbad bleibt das Sorgenkind der Stadt. Es wird zwar schon vier Jahre alt, kämpft aber immer noch mit den Geburtswehen. Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Seit der Eröffnung im Jahr 2008 musste das Becken in jeder Saison mehrmals dichtgemacht werden - wegen erhöhter Keimwerte.
Ob sich das in diesem Jahr ändert, bleibt abzuwarten. Es spricht allerdings nicht viel dafür, denn bauliche Änderungen darf die Stadt nicht vornehmen, solange das Beweissicherungsverfahren läuft (die RNZ berichtete). Und dieses läuft und läuft und läuft. Das Rätselraten über die Ursache der Keimbelastungen geht weiter. Die Expertise liegt auch nach über einem Jahr noch nicht vor. Jetzt macht das Gericht dem Gutachter aber Druck.
"Wir haben eine Frist bis zum 31. Mai gesetzt und ein Ordnungsgeld angedroht", erklärte Philipp Zinkgräf, der Sprecher des Heidelberger Landgerichts, auf Anfrage der RNZ. Der Gutachter habe auf eine Sachstandsanfrage nicht reagiert. Nun wolle das Gericht mit diesem Mittel eine Antwort provozieren. Zinkgräf rechnet damit, dass die Expertise in den nächsten Wochen vorliegen wird.
Der Mann, der das Gutachten erstellt, sitzt in einem kleinen Ort bei Lüneburg und baut selbst Schwimmteiche. Bereits im vergangenen Oktober sprach die RNZ mit Guido Manzke. "Ich arbeite derzeit das Gutachten aus", sagte dieser damals. Er sei in den "letzten Zügen" und "in wenigen Wochen fertig". Nun, über ein halbes Jahr später, erklärte Manzke: "Das Gutachten ist in Bearbeitung." Über die Inhalte wollte er nichts sagen, er rechne aber damit, dass er Ende des Monats seine Arbeit abschließen könne.
Darüber würde sich sicher auch Horst Althoff freuen. "Wir warten auf das Gutachten und wollten schon vor dieser Saison mit dem Umbau des Bades beginnen", erklärte der Neckargemünder Bürgermeister. "Wir stehen in den Startlöchern."
Der Stadt sind allerdings die Hände gebunden. Und Althoff befürchtet, dass sich daran auch so schnell nichts ändert. Selbst wenn das Gutachten bis Ende des Monats vorliege, könne dieses erst einmal streitig gestellt werden, so der Stadtchef weiter. Möglicherweise gebe es ein Gegengutachten oder ein zweites Gutachten. "Wir hoffen es aber nicht." Auch im Rathaus wundert man sich über die Dauer des Verfahrens. Der Gutachter habe seine Arbeit schließlich bereits im Frühjahr 2011 im Freibad beendet.
Horst Althoff geht davon aus, dass Handlungsbedarf besteht. Dass ein Umbau notwendig wird. Die Stadt wirft dem Badplaner Rainer Grafinger bekanntlich vor, bei der 5 Millionen Euro teuren Sanierung und dem Umbau des Bades vor fünf Jahren Fehler gemacht zu haben. Möglicherweise sei ein Kiesfilter falsch eingebaut worden.
Dass sich Badplaner und Stadt schnell einigen, ist unwahrscheinlich. Insbesondere dann, wenn der Gutachter zu dem Schluss kommt, dass Planungsfehler vorliegen. Rainer Grafinger ist sich nämlich sicher, alles richtig gemacht zu haben. Dies betonte er in der Vergangenheit mehrmals. Man sollte besser in die Ursachenforschung gehen, sagte Grafinger gegenüber der RNZ.
Wie auch immer: Das Beweisverfahren endet nicht mit einem Urteil, erklärte Gerichtssprecher Zinkgräf. Vielmehr habe es das Ziel, ein Hauptverfahren mit einer Auseinandersetzung zwischen Stadt und Badplaner zu vermeiden. Wie es weiter geht, ist offen. Im Naturbad-Streit ist kein Ende in Sicht.



